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07/02/2003 14:09

Wie aktuell ist Adornos Denken heute?

Dr. Monika Mölders Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Drei Tagungen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität und am Institut für Sozialforschung zum 100. Geburtstag des Frankfurter Sozialphilosophen

    FRANKFURT. Der 100. Geburtstag Theodor W. Adornos steht in diesem Jahr auf der Tagesordnung des kulturellen und aka-demischen Geschehens - natürlich auch an der Universität Frankfurt. Denn hier hat Adorno als Direktor des Instituts für Sozialforschung und Professor für Sozialphilosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität entscheidende Jahre verbracht. Adorno war einer der wirkungsmächtigsten Philo-sophen und Theoretiker der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Seine Schriften sind weltweit verbreitet und haben unzählige Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen anhaltend inspiriert. Wo immer Frankfurter Wissenschaftler in der Welt auf Intellektuelle treffen, werden sie auf Adorno angesprochen. Andererseits ist zu beobachten, dass Adornos Schriften vornehmlich in den theoretischen Zirkeln debattiert werden, die von ihrer Bedeutung ohnehin überzeugt sind, und dass innerhalb der neueren Forschungsliteratur der Name Adorno eher selten zu finden ist. Wie aktuell ist Kritische Theorie und Adornos Denken heute? In welcher Hinsicht ist sein Werk in den Arbeiten heutiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lebendig geblieben?

    Diesen Fragen stellen sich in den kommenden Monaten drei wissenschaftliche Tagungen. Denn zum Schicksal eines jeden Klassikers gehört es, dass es einen Streit um das Erbe gibt und sich folglich verschiedene Strömungen auf das Vorbild bezie-hen. Zugleich provoziert das die unausgesetzte Debatte darum, ob das Werk nicht bereits historisch geworden sei und uns für unsere Zeit nicht mehr viel zu sagen habe. Oder ist es im guten Sinne klassisch: "unvergänglich vergangen" mit Impulsen und Anstößen zum Weiterdenken?

    Den Auftakt der Frankfurter Universitätsveranstaltungen bildet ein interdisziplinäres Kolloquium, zu dem Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaftler einladen: Zum Thema "Lebendigkeit kritischer Gesellschaftstheorie" treffen sich vom 4. Juli (Freitag) bis 6. Juli (Sonntag) Forscher unterschiedlichster Fachrichtungen im Casino auf dem Campus Westend. Auf dem Kongress werden jeweils in zwei parallelen Diskussionsgruppen Wissenschaftler sprechen, die in den vergangenen Jahrzehnten mit ihrer Forschung zu Diagnose und Analyse von Gesellschaft und Kultur unter dem Blickwinkel der Kritischen Theorie beigetragen haben. Prominente Vertreter, die sich in ihren Forschungen mit Adornos Gedanken auseinandergesetzt haben, werden mit Vorträgen aus den folgenden Disziplinen Impulse für ein intensives interdisziplinäres, forschungsorientiertes Gespräch geben: Philosophie, Soziologie, Psychoanalyse, Ökonomie, Pädagogik, Musikwissenschaft, Literaturwissen-schaften, Geschichts- und Kulturwissenschaften, Kunstwissen-schaften, Religionswissenschaft, Frauenforschung, Ethnologie und Technikwissenschaft.

    Die Internationale Adorno-Konferenz, die das Institut für Sozialforschung im Rahmen der Veranstaltungen der Stadt Frankfurt aus Anlass des 100. Geburtstags vom 25. bis 27. September ausrichten wird, trägt den Titel "Dialektik der Freiheit". In diesem Sinne soll der kritische Gehalt seiner Schriften für die aktuellen Diskussionen in der Philosophie, Soziologie und Ästhetik fruchtbar gemacht werden. Die Konferenz wird am Nachmittag des 25. September von dem Sozialphilosophen Prof. Dr. Jürgen Habermas zum Thema "Freiheit und Unverfügbarkeit" eröffnet. Am Abend folgt ein Vortrag von Prof. Dr. Jan-Philipp Reemtsma über "Adorno und die Literatur". Am zweiten Abend der Konferenz wird zudem in Kooperation mit dem Hessischen Rundfunk eine Sonderveranstaltung stattfinden, auf der unter Einbeziehung von Originaldokumenten aus Rundfunk und Fernsehen über "Adorno und die Medien" diskutiert wird.

    Sechs Plenarveranstaltungen, die jeweils von zwei Vortragen-den bestritten werden, widmen sich Themen, die heute als bleibendes Erbe von Adornos philosophischen, soziologischen und ästhetischen Schriften gelten können: Auf die Frage hin, inwiefern seine Einsichten heute in die aktuelle Forschung einfließen können und müssen, sollen Beiträge zur Moralphi-losophie, Ästhetik, Erkenntnistheorie, Moralpsychologie, Phänomenologie der Alltagskultur und zur Gesellschaftstheorie diskutiert werden. Zu dieser Internationalen Adorno-Konferenz erwarten die Organisatoren etwa 300 bis 350 Teil-nehmer. Angesprochen werden soll insbesondere mit der Auftakt- und der Abendveranstaltung auch die interessierte Frankfurter Öffentlichkeit. Alle Vorträge finden im Hörsaalgebäude, Campus Bockenheim, Mertonstraße 1, statt.

    Diesem prominenten ersten Teil der Internationalen Theodor W. Adorno-Konferenz 2003 schließt sich vom 28.September (Sonntag) bis 30. September (Dienstag) ein zweiter Teil unter dem Thema "Musikalische Analyse und Kritische Theorie" an. Diese musikwissenschaftliche Tagung, die im Frankfurter Holzhausenschlösschen, Justinianstraße 5 stattfindet, ist dem Musiktheoretiker und Musikphilosophen Adorno gewidmet, der ein besonders nahes Verhältnis zur Musik hatte und in dessen Werk die philosophischen und musikalischen Schriften in einem Verhältnis gegenseitiger Befruchtung standen. Die Konferenz sucht sich der Herausforderung zu stellen, die Adornos Verfahren einer Analyse von Kunstwerken mit philosophischen und soziologischen Mitteln noch immer darstellt. Mit diesem Aspekt ist ein Zugang gewählt, der für die Rezeption Adornos seitens der Musikwissenschaft von zentraler Be-deutung ist und eine ertragreiche Auseinandersetzung ver-spricht.

    Das Rahmenprogramm, das in Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt entstanden ist, stellt den Komponisten Adorno, der bei Alban Berg in Wien Komposition studierte, in drei Konzerten vor. Zum Vortrag kommen eine Auswahl seiner Lieder, seines Klavierschaffens sowie Werke von Komponisten, denen Adorno kompositorisch nahe stand. Die drei Konzerte finden alle jeweils um 20 Uhr im Frankfurter Goethe-Museum, Großer Hirschgraben 23-25 statt: am 26. September (Freitag) "Adorno und seine Vorbilder", am 28. September "Der Liederkomponist Adorno" und am 29. September (Montag) "Der Komponist Adorno: Klaviermusik".


    More information:

    http://www.uni-frankfurt.de/fb04; http://www.ifs.uni-frankfurt.de/veranstaltungen/2003/adorno.htm; http://www.uni-frankfurt.de/fb09/muwi/


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    Criteria of this press release:
    Art / design, History / archaeology, Law, Music / theatre, Philosophy / ethics, Politics, Religion, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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