idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/04/2016 10:55

Mit dem 3D-Drucker lebendes Gewebe herstellen

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

    Bei der akademischen Weltmeisterschaft auf dem Gebiet der Synthetischen Biologie hat das gemeinsame Team aus Studierenden der Technischen Universität München (TUM) und Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) den ersten Platz (Grand Prize) in der Kategorie „Overgraduate“ belegen können. Das Münchner Team hat ein neuartiges Verfahren entwickelt, mit dem intakte Gewebe mithilfe eines 3D-Druckers erzeugt werden.

    Der internationale Genetically Engineered Machine (iGEM) Wettbewerb spornt Studierende auf dem Gebiet der Synthetischen Biologie an, innovative Ideen umzusetzen und mit diesen biotechnologischen Projekten gegeneinander anzutreten. Der am Massachusetts Institute of Technology (MIT) initiierte Wettbewerb wird seit 2003 von der iGEM-Foundation veranstaltet, wobei bis 2014 das MIT in Cambridge (USA) auch Austragungsort war. Unter den 300 Finalistenteams waren in diesem Jahr zwölf deutsche Mannschaften, darunter ein gemeinsames Team der TUM und LMU aus München.

    Das iGEM-Projekt des Jahres 2016, geleitet von Professor Arne Skerra vom Lehrstuhl für Biologische Chemie der TUM und gefördert vom Graduiertenkolleg GRK 2062 an der LMU, hat sich dem wachsenden Problem fehlender Spenderorgane in der Transplantationsmedizin gewidmet. „Die beteiligten Studierenden von TUM und LMU haben eine neuartige Methode entwickelt, die es letztendlich ermöglicht, intakte Gewebe und möglicherweise sogar komplette Organe mithilfe eines 3D-Druckers herzustellen“, sagt Professor Skerra über seine aktuelle Projektgruppe. „Nur mit der Kombination der Disziplinen Synthetische Biologie, Molekulare Biotechnologie, Protein-Design und Ingenieurwissenschaften ist dies möglich geworden.“

    3D-Plastikdrucker wird zum "3D-Bioprinter"

    Eine Frage des Teams war: Wie wäre es, wenn das “gedruckte“ Gewebe völlig neue Funktionen im Körper erfüllen könnte – beispielsweise die Produktion therapeutischer Proteine? Das Drucken von nicht lebendigem biologischen Material – wie beispielweise Knorpel – ist bereits Stand der Technik. Auf dem Weg zum Druck komplexer Zellverbände hingegen waren noch wesentliche Hürden zu bewältigen. „An diesem Punkt hat das diesjährige Projekt angesetzt, bei dem lebende Zellen mit einem 3D-Drucker in eine biokompatible Matrix gedruckt werden“, erläutert Projektleiter Skerra. Dafür wurde ein konventioneller Plastik-3D-Drucker umgebaut zu einem "3D-Bioprinter".

    Schicht für Schicht entsteht dabei ein biologisches Gewebe. Bislang wurden für derartige Zwecke sogenannte Hydrogele eingesetzt, die eine gelatineartige Gerüststruktur liefern und erst nachträglich mit den Zellen besiedelt werden. Die Studierenden der beiden Münchener Universitäten haben dies allerdings umgangen, weil der "Gerüstbau" das Drucken verkompliziert und die Zellen auf unnatürliche Weise zusammenhält. Stattdessen haben sie eine spezielle Bio-Tinte, eine Art biochemischer Zweikomponentenkleber, für den direkten 3D-Druck lebender Zellen entwickelt.

    Hauptbestandteil dieses Systems ist Biotin, den meisten als Vitamin H oder B7 bekannt, mit dem die Zellen oberflächlich beladen werden. Die zweite Komponente ist Streptavidin, ein Biotin bindendes Protein und damit der eigentliche biochemische Klebstoff. Zusätzlich sind voluminöse Proteine mit Biotingruppen ausgestattet worden, um als Quervernetzer zu dienen. „Wenn eine Suspension dieser Zellen in eine konzentrierte Lösung der Proteinkomponenten "gedruckt" wird“, erklärt Professor Skerra, „dann bildet sich die gewünschte 3D-Struktur.“

    Mit dieser Bio-Tinte entsteht also im sogenannten biotINK-Gewebedrucker ein plastisch gestaltbares Gewebe aus lebenden Zellen – quasi bereit zur Transplantation. Damit hat das Team unter Anleitung von Professor Skerra und seinen Doktoranden Andreas Reichert und Volker Morath an der TUM, welches unter dem Motto „Let’s take bioprinting to the next level“ angetreten war, nicht zu viel versprochen.

    Bereits im Jahr 2013 war ein Team um Professor Skerra im Finale vertreten und hat damals den zweiten Platz in der Kategorie „Undergraduate“ errungen.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Arne Skerra
    Technische Universität München
    Lehrstuhl für Biologische Chemie
    Tel: +49 8161 71 4350
    skerra@tum.de
    http://biologische-chemie.userweb.mwn.de/index.html


    More information:

    https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/kurz/article/33513/ PM online
    http://2016.igem.org/Team:LMU-TUM_Munich Projektwebsite
    Video
    https://mediatum.ub.tum.de/1335906?id=1335906 Fotos


    Images

    Der biotINK Gewebedrucker druckt mit einer Kanüle Gewebe in eine kleine Petrischale.
    Der biotINK Gewebedrucker druckt mit einer Kanüle Gewebe in eine kleine Petrischale.
    TUM/ A. Heddergott
    None

    Team der TUM und LMU aus München, welches beim iGEM-Wettbewerb in Boston teilgenommen hat.
    Team der TUM und LMU aus München, welches beim iGEM-Wettbewerb in Boston teilgenommen hat.
    TUM/ A. Heddergott
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students
    Biology, Medicine
    transregional, national
    Contests / awards, Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

    Der biotINK Gewebedrucker druckt mit einer Kanüle Gewebe in eine kleine Petrischale.


    For download

    x

    Team der TUM und LMU aus München, welches beim iGEM-Wettbewerb in Boston teilgenommen hat.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).