Um dem digitalen Wandel Rechnung zu tragen, einigten sich alle 16 Bundesländer am Donnerstag, 8. Dezember, erstmals auf eine umfassende gemeinsame Strategie. Anstoß für die Strategie gaben die Ergebnisse der 2013 erstmals durchgeführten internationalen Schulleistungsstudie „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS), an der die Universität Paderborn federführend beteiligt ist.
Der digitale Schulunterricht mit Computer, Tablets oder Whiteboards – In vielen Schulen Deutschlands war er lange Zeit noch eine Ausnahme. Auch die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit digitalen Medien und Informationen, so zeigte die erste internationale Schulleistungsstudie ICILS 2013, sind unzureichend: Weniger als ein Viertel der Achtklässlerinnen und Achtklässler sind in der Lage, mit einem Computer eigenständig Informationen zu suchen und zu bearbeiten. Um das zu ändern und dem digitalen Wandel Rechnung zu tragen, einigten sich alle 16 Bundesländer am Donnerstag, 8. Dezember, erstmals auf eine umfassende gemeinsame Strategie.
Die Strategie „Bildung in der digitalen Welt" sieht vor, dass die Länder die angestrebten digitalen Medienkompetenzen der Schülerinnen und Schüler als Bildungsziele zum Schwerpunkt ihrer Arbeit machen und diese in den Bildungsplänen verankern, eine leistungsfähige digitale Infrastruktur an den Schulen aufbauen sowie entsprechende Aus- und Fortbildungsprogramme für die Lehrkräfte umsetzen. Ziel ist es, dass in den weiterführenden Schulen bis 2021 alle Schülerinnen und Schüler im Unterricht eine digitale Lernumgebung sowie einen Internetzugang nutzen können.
Prof. Dr. Birgit Eickelmann, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn und Leiterin der Schulleistungsstudie ICILS 2013 und ICILS 2018: „Unsere Forschungsergebnisse haben einen akuten Handlungsbedarf im deutschen Schulsystem aufgedeckt. Die Frage wird in Zukunft nicht mehr sein, ob, sondern wie Digitalisierung in den Unterrichts- und Schulalltag eingeht. Es wird darum gehen, für alle Schülerinnen und Schüler ein kompetentes und selbstbestimmtes Handeln in der digitalen Welt zu ermöglichen. Mit der KMK-Strategie sind dafür gemeinsame und übergreifende Zielsetzungen formuliert.“
Basis der Strategie der Kultusministerkonferenz ist ein Kompetenzrahmen mit verbindlichen Anforderungen, die Schüler in einer digitalen Welt bewältigen können sollen. Der Rahmen umfasst sechs Kompetenzbereiche, wie u. a. das Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren von digitalen Informationen, das Kommunizieren und Kooperieren, das Produzieren und Präsentieren von Informationen, Probleme zu lösen sowie das Analysieren und Reflektieren. Diese formulierte 2013 erstmals die internationale Schulleistungsstudie „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS), deren Ergebnisse ebenfalls in das Kompetenzmodell der Kultusministerkonferenz einflossen und damit Anstoß für die gemeinsame Strategie waren. Die Studie der TU Dortmund und der Universität Paderborn untersuchte zum ersten Mal international vergleichend in 21 Bildungssystemen den kompetenten Umgang mit neuen Technologien und digitalen Informationen als vierte Schlüsselkompetenz.
Erstmalig sind in der KMK-Strategie auch Aspekte des algorithmisches Denkens und Problemlösens angesprochen. Dieses greift die im Juli 2016 gestartete zweite Runde der Studie ICILS mit dem Bereich „Computational Thinking“ auf. Eine erneute Erhebung im Jahr 2018 soll den aktuellen Status der digitalen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern sowie die Rahmenbedingungen an Schulen ermitteln und diese international und mit den vorherigen Ergebnissen vergleichen. Nationales Forschungszentrum ist Paderborn: Prof. Dr. Birgit Eickelmann koordiniert dort die Studie als wissenschaftliche Leiterin für Deutschland. Die Ergebnisse werden für 2019 erwartet.
Kontakt: Prof. Dr. phil. habil. Birgit Eickelmann, Institut für Erziehungswissenschaft, Arbeitsbereich Schulpädagogik, Tel.: 05251 605261, birgit.eickelmann@upb.de
Birgit Eickelmann, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn.
Universität Paderborn
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