idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/21/2016 11:09

Das Weihnachtsessen retten und dabei Klimaskeptiker überzeugen

Gabriele Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

    Weihnachten naht und viele Familien treffen sich zu einem festlichen Mal. Doch was, wenn das Gespräch auf den Klimawandel kommt? Die Einen glauben den wissenschaftlichen Fakten, die anderen halten alles für eine ausgemachte Lüge. Das Weihnachtsfest steht auf der Kippe. Wie kann man die konservativen Familienmitglieder überzeugen? Hilft es, die wissenschaftlichen Fakten herunterzubeten? „Nein, denn die werden ja abgelehnt. Besser wäre es, eine andere Strategie anzuwenden“, sagen Matthew Baldwin und Joris Lammers vom Social Cognition Center der Universität zu Köln: „Berufen Sie sich stattdessen auf die Vergangenheit.“

    Das Weihnachtsessen retten und dabei Klimaskeptiker überzeugen
    Kölner Psychologen beschreiben in renommierter Fachzeitschrift wie man Konservative überzeugt

    Weihnachten naht und viele Familien treffen sich zu einem festlichen Mal. Doch was, wenn das Gespräch auf den Klimawandel kommt? Die Einen glauben den wissenschaftlichen Fakten, die anderen halten alles für eine ausgemachte Lüge. Das Weihnachtsfest steht auf der Kippe. Wie kann man die konservativen Familienmitglieder überzeugen? Hilft es, die wissenschaftlichen Fakten herunterzubeten? „Nein, denn die werden ja abgelehnt. Besser wäre es, eine andere Strategie anzuwenden“, sagen Matthew Baldwin und Joris Lammers vom Social Cognition Center der Universität zu Köln: „Berufen Sie sich stattdessen auf die Vergangenheit.“

    Der Klimawandel ist eines der wichtigsten politischen Themen des 21. Jahrhunderts. Trotz umfassender Beweise wie steigenden Meeresspiegel, steigender Durchschnittstemperaturen oder neuartiger Wettermuster zweifeln politisch konservativ denkende Menschen weit eher am Klimawandel als Liberale. Wieso ist das so? „Ihr zeitlicher Fokus liegt in der Vergangenheit“, antworten die beiden Wissenschaftler vom Social Cognition Center der Universität zu Köln nun in ihrer neuen Studie in der renommierten Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). In sechs Studien haben sie an 1600 Probanden ihre These überprüft. Ihr Vorschlag: Konservative sollten in der Diskussion über den Klimawandel mit Verweisen auf die Vergangenheit und Werte überzeugt werden.

    Die Autoren der Studie gingen von der These aus, dass Konservative, anders als Liberale, nicht bereit sind, auf die wissenschaftliche Argumentation bezüglich des Klimawandels einzugehen, weil es einen fundamentalen Unterschied im zeitlichen Bezugspunkt zwischen beiden Gruppen gibt, so Joris Lammers: „Konservative schätzen die Vergangenheit, haben einen größeren Respekt vor Traditionen und fokussieren sich im Allgemeinen stärker auf die Vergangenheit als Liberale es tun. Deswegen reagieren sie nicht so stark auf Botschaften, die sich auf die Zukunft beziehen, z.B. Nachrichten, die den Effekt des Klimawandels auf unsere zukünftige Umwelt beschreiben.“

    Um ihre These zu überprüfen, untersuchten Baldwin und Lammers die Reaktionen von 1600 Probanden auf Botschaften, die sich auf den Klimawandel bezogen. Dabei formulierten die Psychologen auch Nachrichten, die den Kampf gegen den Klimawandel als Erhalt der Welt unserer Vorfahren formulierten und insbesondere die Konservativen ansprechen sollten.
    Es zeigte sich, dass solche vergangenheitsfokussierte Nachrichten die Kluft zwischen Konservativen und Liberalen schlossen, so Lammers: „Nachdem Konservative eine vergangenheitsfokussierte Nachricht gelesen hatten, zeigten Konservative und Liberale eine ähnliche hohe Bereitschaft, gegen den Klimawandel vorzugehen oder Organisationen Geld zu spenden, die gegen den Klimawandel kämpfen.“ Zwar waren die Konservativen immer noch skeptischer als die Liberalen, aber die relative Stärke ihrer Opposition hatte um 77% abgenommen, ermittelten die Forscher.

    Die Studie zeigt, wie psychische Prozesse, z.B. zeitliche Vergleiche, den ideologischen Spalt in der Diskussion über den Klimawandel unterfüttern. Deswegen sei es besser die psychischen Prozesse von Menschen mit konservativen Wertvorstellungen in Betracht zu ziehen, die hinter ihrer ideologischen Ausrichtung stehen, als die frontale Auseinandersetzung mit ihnen zu suchen, so die Forscher. „Die Ergebnisse unserer Studie eröffnen einen vielversprechenden Ansatz, Konservative von der Notwendigkeit zu überzeugen, sich dem Klimawandel entgegenzustellen. Damit könnte man eine Koalition über die Parteigrenzen hinweg schmieden“, so Joris Lammers.

    Um nun auch das Weihnachtsessen zu retten und auch die skeptischen Familienmitglieder zu überzeugen, gibt Lammers den folgenden Tipp: „Appellieren Sie an seine nostalgischen Gefühle. Sprechen Sie darüber, wie schön der Schwarzwald, der Bayrische Wald oder die Eifel früher waren und wie die Kinder auf den Straßen spielen konnten, ohne fürchten zu müssen von Autos überfahren zu werden“, empfiehlt er. „Wenn man sich bei Konservativen auf die Vergangenheit beruft, kann man sie überzeugen und es gibt ein harmonisches Weihnachtsessen.“

    Link: http://www.pnas.org/content/early/2016/12/07/1610834113.abstract

    Kontakt:
    Dr. Joris Lammers
    Tel.: +49 (0) 221 470 6126
    Mobil: +49 (0) 157 564 50327
    E-Mail joris.lammers@uni-koeln.de

    Dr. Matthew Baldwin
    Tel.: +49 (0) 221 470 1101
    E-Mail mbaldwin@uni-koeln.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Politics, Psychology, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).