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08/21/2017 10:59

Vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität erhalten ERC Starting Grants

Kerrin Zielke Stabsstelle für Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

    Gleich vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität Berlin haben einen ERC Starting Grant eingeworben. Die Förderung des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) ist mit einer Summe von bis zu 1,5 Millionen Euro über höchstens fünf Jahre verbunden. Die geförderten Projekte sind in den Fachgebieten Arabistik, Informatik, Neuro- und Politikwissenschaft angesiedelt. Mit dem Format ERC Starting Grant fördert der Europäische Forschungsrat wegweisende Projekte von Forscherinnen und Forschern in einem frühen Stadium ihrer wissenschaftlichen Laufbahn.

    Die Arabistin Dr. Refqa Abu-Remaileh untersucht im Rahmen ihres mit dem ERC Starting Grant geförderten Projekts erstmals die Geschichte der palästinensischen Literatur seit 1948 in einem Gesamtmodell. Der Informatiker Prof. Dr. Wolfgang Mulzer erforscht die algorithmische Komplexität von Problemen aus der algorithmischen und diskreten Geometrie. Die neuronalen Grundlagen des Gesangs der Nachtigallen sind Gegenstand des Forschungsvorhabens der Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiterin Dr. Daniela Vallentin. Ziel des Politikwissenschaftlers Prof. Dr. Christian Volk ist es, eine Demokratietheorie des politischen Protests zu entwickeln.

    Kurzbeschreibungen der geförderten Projekte

    Dr. Refqa Abu-Remaileh, Fellow des Forums Transregionale Studien und Fachgebiet Arabistik, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin: Country of Words: Reading and Reception of Palestinian Literature from 1948 to the Present.

    Die Geschichte der palästinensischen Literatur als eine Geschichte der Fragmentierung – mit dieser Annahme möchte Refqa Abu-Remaileh in dem vom ERC geförderten Projekt der Gesamtheit der palästinensischen Literatur seit 1948 eine nuancierte Darstellung ihrer facettenreichen und unkonventionellen Geschichte zuteilwerden lassen. Das Projekt verfolgt die genauere Erforschung palästinensischer Literatur als herausragendes Beispiel einer „Literature-of-a-Nation“ (Literatur einer Nation), die ohne die konventionellen Institutionen und Rahmenbedingungen eines Nationalstaates produziert und konstituiert wird. Ziel des Projekts ist es, neue Wege in der Analyse und Interpretation von Texten sowie einer literarischen Produktion und Rezeption zu finden, die außerhalb des Konzepts des Nationalstaates stehen und dieses herausfordern. Unter einem analytischen Dach soll die geografisch fragmentierte palästinensische Literatur erstmals insgesamt untersucht werden, nicht nach Autoren oder Perioden getrennt, und erstmals soll durch einen transmedialen Ansatz die literarische Produktion in einen größeren kulturellen Kontext gestellt werden. Herausforderungen ergeben sich aus dem Umstand, dass an wenig übergreifende Forschungsarbeit angeschlossen werden kann und dass viele Primär- und Sekundärtexte beschädigt, verstreut oder verloren gegangen sind. Über eine Online-Plattform werden die Ergebnisse des Projekts veröffentlicht.

    Prof. Dr. Wolfgang Mulzer, Fachgebiet Theoretische Informatik, Fachbereich Mathematik und Informatik der Freien Universität Berlin: Complexity Inside NP – A Computational Geometry Perspective.

    Geometrische Algorithmen sind überall. Sie berechnen die schnellste Route zur Arbeit, finden den Standort des nächsten Geldautomaten oder vergleichen ähnliche Muster. Doch nicht für alle praktischen Aufgaben sind Algorithmen bekannt, die so schnell und genau arbeiten wie gewünscht und benötigt. Liegt das am begrenzten Kenntnisstand, oder gibt es tiefer liegende Hindernisse für eine bessere Lösung? Diesen Fragen will Wolfgang Mulzer anhand klassischer Probleme zur geometrischen Wegfindung, Mustererkennung und Gittererzeugung auf den Grund gehen. Es soll untersucht werden, ob es Beziehungen zwischen verschiedenen schwierigen Wegfindungsproblemen gibt. Dies würde bedeuten, dass ein schneller Algorithmus für ein bestimmtes Problem zu schnellen Algorithmen für viele weitere Probleme führt. Weiterhin sollen Aufgaben betrachtet werden, für die eine gute Lösung zwar mathematisch garantiert ist, der Wissenschaft aber kein Weg bekannt ist, diese effizient zu finden.

    Dr. Daniela Vallentin, Fachgebiet Verhaltensbiologie und Neurowissenschaften, Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiterin am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität Berlin: Neural Mechanisms Underlying Vocal Interactions in Duetting Nightingales.

    Wenn Menschen sich angeregt mit Freunden unterhalten, sprechen sie abwechselnd miteinander, manchmal sogar zur gleichen Zeit oder fügen den Sätzen des Vorredners etwas hinzu – sie müssen gleichzeitig eine Reihe von Wörtern planen und dem Gegenüber zu hören. Eine solche flexible Wechselbewegung stellt das menschliche Gehirn vor eine große Aufgabe; die grundlegenden Mechanismen sind bisher unbekannt. Auf dem Weg zu einer Entschlüsselung der kommunikativen Grundlagen wird in diesem Projekt der Duettgesang der Nachtigall untersucht. Um das Verhalten der Nachtigall möglichst gut zu kontrollieren, wird der natürliche Rivale durch einen interaktiv Gesang abspielenden Robotorvogel ersetzt. Während die Nachtigall mit dem Roboter kommuniziert, wird die neuronale Aktivität im Gehirn des Vogels gemessen. Zuvor schon konnte Daniela Vallentin im Zebrafink, einem nicht im Duett kommunizierenden Singvogel, zeigen, dass es in einem bestimmten Gehirnareal zwei Typen von Nervenzellen gibt, die eine wichtige Rolle dabei spielen, um zwischen Zuhören und Singen zu wechseln. Mit einem speziellen Aufnahmegerät wird die Aktivität beider Zelltypen während des Zuhörens und des Gesangs gemessen. Die Ergebnisse sollen zeigen, was die Nachtigall in die Lage versetzt, ihr zeitlich präzises Duett zu singen. Es wird erwartet, dass wichtige Mechanismen zutage treten, die auch im Menschen vorhanden sind und ihn befähigen, mit der umgebenden Welt zu kommunizieren.

    Prof. Dr. Christian Volk, Arbeitsbereich Politik und Recht am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der Freien Universität Berlin: Protest and Order. Democratic Theory, Contentious Politics, and the Changing Shape of Western Democracies.

    Ziel dieses Projekts ist es, das Verhältnis zwischen politischem Protest und der politisch-rechtlichen Ordnung moderner westlicher Demokratien zu analysieren. Dabei geht Christian Volk davon aus, dass politischer Protest nicht nur ein Nebenprodukt des Formwandels der Demokratie ist, sondern insofern eine zentrale Triebkraft des Formwandels selbst darstellt als der heutige Protest grundlegende Prämissen moderner demokratischer Ordnungen infrage stellt. Er geht der Frage nach, wie die politisch-rechtliche Ordnung die Herausbildung des Protests beeinflusst, wie und in welcher Weise politischer Protest die politisch-rechtliche Ordnung moderner Demokratien herausfordert und inwiefern sich daraus Möglichkeiten und Gefahren für das demokratische Zusammenleben ergeben. Es wird angestrebt, eine Demokratietheorie des politischen Protests zu entwickeln. Dabei kombinieren Volk und die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler soziale Bewegungsforschung mit politischer Theorie und Philosophie.


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    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    interdisciplinary
    transregional, national
    Personnel announcements, Research projects
    German


     

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