Vom Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) koordinierte Studie sieht „neoliberale Entwicklung“ als Ursache für die wachsende Ungleichheit in Europa
„Sowohl das Zukunftskonzept Europa 2030 als auch die Lissabon-Agenda der Europäischen Union markieren einen Richtungswechsel weg von sozialen Gesichtspunkten und Beschäftigung hin zu Wachstum und Innovation“, sagt IfL-Projektleiter Dr. Thilo Lang. Das Ziel sei, die Wettbewerbsfähigkeit Europas im globalen Kontext zu stärken. Dass die EU hierbei vor allem auf die Städte setzt, führe zu wachsenden regionalen Ungleichheiten zwischen wirtschaftlich starken Metropolen und strukturschwachen ländlichen Räumen, so der Wissenschaftler. Besonders in den neuen Mitgliedsstaaten fehle es peripheren Regionen zudem oft an Infrastruktur und Personal, um intelligente Entwicklungskonzepte zu realisieren. Insgesamt sei der Trend zu beobachten, dass die Regionen für Erfolg oder Misserfolg selbst verantwortlich gemacht und strukturelle Nachteile ausgeblendet werden.
Zu diesen Ergebnissen kommt das von der EU mit gut drei Millionen Euro finanzierte Promotionskolleg „Socio-economic and Political Responses to Regional Polarisation in Central und Eastern Europe“ (RegPol2), in dem sich seit 2014 Wissenschaftler aus zwölf Ländern mit den Ursachen und Folgen der wachsenden regionalen Unterschiede in Mittel- und Osteuropa beschäftigen. In ihren weitgehend abgeschlossenen Doktorarbeiten und Postdoc-Projekten sind sie auch der Frage nachgegangen, wie diese Entwicklung gestoppt werden kann.
Die Forscher stimmen darin überein, dass hierzu gemeinsame Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft erforderlich sind. So sollten die Regionen gegenüber der Zentralmacht der Regierungen im Sinne einer aktiven Mitsprache bei politischen Entscheidungen und einem wirklichen Austausch zwischen den Entscheidungsebenen gestärkt werden. Neben technischen Maßnahmen wie dem Ausbau der digitalen Infrastruktur empfehlen die Wissenschaftler zudem, zivilgesellschaftliche Akteure stärker in Regionalentwicklung und Regionalpolitik einzubeziehen. Förderinstrumente für lokale Initiativen müssten ausgebaut und flexibel handhabbare Regelungen sowie lokale oder regionale Budgets in Eigenverantwortung unterstützt werden. Nur dann könnten Projekte einer nachhaltigen Entwicklung langfristig erfolgreich sein und periphere Regionen ihre Innovationspotenziale ausschöpfen.
Ausführlich diskutieren werden die Wissenschaftler ihre Erkenntnisse aus Fallstudien in acht europäischen Ländern auf der Abschlusstagung des Projekts vom 27. bis 29. September in Leipzig. International anerkannte Forscher aus Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, den Niederlanden und Kanada sowie Praktiker ergänzen das Kongressprogramm mit aktuellen Beiträgen zu Fragen der ungleichen Entwicklung.
Medienvertreter sind am 28. September ab 11 Uhr zu einem Pressegespräch in das „Fürstenzimmer“ der Leipziger Universitätsbibliothek – Bibliotheca Albertina (Beethovenstraße 6, 04107 Leipzig) eingeladen. Eine digitale Pressemappe ist im Internet unter https://www.ifl-leipzig.de/de/download-bereich.html verfügbar.
Anschaulich aufbereitete Ergebnisse aus dem RegPol2-Projekt veröffentlicht das Leibniz-Institut für Länderkunde zudem ab 27. September in seinem Webangebot „Nationalatlas aktuell“ (http://aktuell.nationalatlas.de).
Weitere Informationen:
Franziska Görmar
Leibniz-Institut für Länderkunde
Tel.: +49 (0)341 600 55-190
F_Goermar@ifl-leipzig.de
https://www.ifl-leipzig.de/de/download-bereich.html (digitale Pressemappe)
http://www.regpol2.eu/category/news-and-events/ (Projektwebsite)
http://aktuell.nationalatlas.de (Webangebot "Nationalatlas aktuell" des IfL)
Criteria of this press release:
Journalists
Economics / business administration, Geosciences, Politics, Social studies
transregional, national
Press events, Research projects
German
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