idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/28/2017 14:37

Klimaerwärmung: Das Spätfrostrisiko nimmt in höheren Lagen zu

Reinhard Lässig Medienkontakt WSL Birmensdorf
Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

    Bäume, die in mehr als 800 m Höhe wachsen, sind zunehmend Frühjahrsfrösten ausgesetzt. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL und SLF), die Universität Neuenburg sowie das Agroscope Conthey decken in einer Gemeinschaftsstudie eine paradoxe Konsequenz der Klimaerwärmung auf, die Bäume verletzbarer macht. Diese Arbeiten wurden in der Zeitschrift Agricultural and Forest Meteorology online veröffentlicht.

    Im April 2017 hat eine plötzliche Frostwelle in der Schweiz – insbesondere im Wallis – Weinberge und Obstbaumanlagen gefrieren lassen und damit bedeutende Ernteverluste verursacht. In den Wäldern entstanden an mehreren Baumarten ebenfalls erhebliche Schäden. Diese Einbrüche von Spätfrost könnten in Zukunft zunehmen, da die Vegetation im Frühjahr aufgrund der Klimaerwärmung immer früher einsetzt. In hohen Lagen ist die durch den Anstieg der Temperaturen bedingte Verschiebung des Vegetationsbeginns schneller vorangeschritten als die Verschiebung des Datums des letzten Frosts. Dadurch steigt das Risiko, dass junge Blätter oder Blüten dem Frühjahrsfrost ausgesetzt werden. Dieses könnte in Zukunft noch weiter zunehmen.

    Unter Leitung der Klimatologin Martine Rebetez und des Biologen Yann Vitasse haben fünf Forscher der drei Schweizer Institute mit Unterstützung durch das Bundesamt für Umwelt BAFU ununterbrochene Reihen von Tagesdaten analysiert, die mindestens seit 1975 erhoben wurden und aus 50 über das gesamte Land verteilten Stationen des Netzes von MeteoSchweiz stammen.

    Zudem analysierten sie Tausende von Beobachtungen von Bürgern bezüglich der Blattbildung von Buche und Fichte sowie die Daten der Blüte von Kirsch- und Apfelbäumen. „Diese beiden in der Schweiz dominierenden Arten von Waldbäumen sowie die beiden häufig angebauten Obstbaumarten wurden herangezogen, um mehrere Modelle zu kalibrieren, mit denen sich die Blüh- und Blattbildungszeiten unter verschiedenen klimatischen Bedingungen prognostizieren lassen“, erläutert Yann Vitasse.

    Anschliessend analysierten die Wissenschaftler den Zeitraum zwischen dem Datum des letzten Frosts und den vorhergesagten Zeitpunkten der Blatt- oder Blütenbildung, dies entspricht dem Sicherheitspuffer der Baumart gegenüber dem Frost.

    „Unsere Arbeiten zeigen, dass sich der Sicherheitspuffer gegenüber dem Frost mit der in den vergangenen vierzig Jahren beobachteten starken Erwärmung in Höhen über 800 Metern verkleinert hat, während er in geringeren Höhen unverändert geblieben ist“, fährt der Wissenschaftler fort.

    Daraus ergibt sich, dass es derzeit nicht sinnvoll ist, Obstbaumarten zu pflanzen oder Waldbäume zu bevorzugen, die besser an ein immer wärmeres Sommerklima angepasst sind, weil ihre Wachstumsphase häufig zu einem früheren Zeitpunkt im Frühjahr einsetzt, sodass sie ganz besonders durch Frostschäden gefährdet sind.


    More information:

    http://www.wsl.ch/medien/news/gel_tardif/index_DE Medienmitteilung Eidg. Forschungsanstalt WSL


    Images

    Zwei Monate nach dem Frostereignis vom 28. April 2016 im Schweizer Jura auf 1100 Meter Höhe sind die Frostschäden bei der Buche (Mitte des Bildes) noch deutlich sichtbar.
    Zwei Monate nach dem Frostereignis vom 28. April 2016 im Schweizer Jura auf 1100 Meter Höhe sind die ...
    Source: Foto: M. Rebetez, WSL/Universität Neuenburg


    Criteria of this press release:
    Journalists, Students
    Biology, Environment / ecology, Geosciences, Oceanology / climate, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

    Zwei Monate nach dem Frostereignis vom 28. April 2016 im Schweizer Jura auf 1100 Meter Höhe sind die Frostschäden bei der Buche (Mitte des Bildes) noch deutlich sichtbar.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).