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10/02/2017 15:49

Bundesbildungsministerium fördert an Freier Universität neues Forschungsprojekt zur DDR-Geschichte

Carsten Wette Stabsstelle für Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

    Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat den Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin beauftragt, das Wirken ehemaliger Nationalsozialisten in Wissenschaft und Bildung der DDR zu erforschen. Die Untersuchung konzentriert sich insbesondere auf das Ministerium für Volksbildung und das Ministerium für Hoch- und Fachhochschulwesen sowie ihre Vorläuferinstitutionen. Das BMBF unterstützt die Studie über einen Zeitraum von drei Jahren mit insgesamt 750.000 Euro. Leiter des Projekts ist Prof. Dr. Klaus Schroeder.

    Entgegen der offiziellen Propaganda integrierte der SED-Staat schon bald nach Ende des Zweiten Weltkrieges ehemalige Nationalsozialisten in Politik und Gesellschaft, in dem er ihnen berufliche und politische Aufstiegschancen bot. So waren bisherigen Recherchen zufolge zum Beispiel von knapp 6.000 SED-Funktionären in der Ministerialbürokratie Anfang der 1950er Jahre etwa 1.000 frühere Nationalsozialisten. Im Jahr 1953 waren mehr als ein Drittel der Mitarbeiter des Zentralkomitees und der Bezirks- und Kreisleitungen der SED ehemalige Mitglieder der früheren NSDAP oder ihrer Massenorganisationen.

    Den diversen Zentralkomitees der SED gehörten nach bisherigen Erkenntnisssen insgesamt 27 ehemalige NSDAP-Mitglieder an. Acht DDR-Minister und neun stellvertretende Minister waren vor 1945 Parteigenossen der NSDAP gewesen, darunter zwei stellvertretende Ministerratsvorsitzende.

    Eine nachholende Hinterfragung der Integration früherer Nationalsozialisten, wie sie in der alten Bundesrepublik Anfang der 1960er Jahre einsetzte, gab es in der DDR nicht: „Die Nationalsozialisten dort wurden in der DDR ebenso wie jugendliche Neonazis hartnäckig ‚beschwiegen‘“, konstatiert Projektleiter Prof. Dr. Klaus Schroeder. Nazis habe es nach offiziellen DDR-Verlautbarungen nur im Westen gegeben. Die DDR habe sich als antifaschistisch dargestellt.

    Die bisherigen – spärlichen – Forschungsergebnisse zum politischen und beruflichen Wirken ehemaliger Nazis in der SBZ/DDR ergaben Klaus Schroeder zufolge, dass besonders im Wissenschaftsbetrieb sehr viele ehemalige Nationalsozialisten ihre Karriere fortsetzen konnten und dort mehr ehemalige Nationalsozialisten weiterbeschäftigt blieben oder neu eingestellt wurden als in anderen Bereichen. Neben dem Ministerium für Volksbildung (MfV) und seiner Vorgängerinstitution, der deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung, sollen das Ministerium für Hoch- und Fachhochschulwesen und seine Vorläuferinstitutionen sowie punktuell die Akademie der Wissenschaften, der Forschungsrat und Teile des Parteiapparats mit einbezogen werden.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dem Projekt wollen nicht nur die Frage beantworten, wie viele ehemalige Nationalsozialisten ihre Arbeit unter neuen Prämissen fortsetzten und wie sie sich politisch-ideologisch anpassten. Rekonstruiert werden soll auch der Umgang der staatlichen Institutionen und der herrschende Partei SED mit ehemaligen Nazis in Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen. Darüber hinaus soll die Frage beantwortet werden, ob und warum dieser Personenkreis als unverzichtbar angesehen wurde.

    Kontakt
    Prof. Dr. Klaus Schroeder, Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-52091 , E-Mail: kschroe@zedat.fu-berlin.de


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    History / archaeology, Politics, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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