BfR - Pressedienst
Bundesinstitut für Risikobewertung
Thielallee 88 - 92, D - 14195 Berlin, Telefon: 01888/412-4300, Telefax: 01888/412-4970 Presserechtlich verantwortlich: Dr. Irene Lukassowitz
21/2003, 5. September 2003
Vergiftet durch das "Fleisch der Götter"
Neue Online-Broschüre des BfR bietet Überblick über das Vergiftungsgeschehen in 2002
Teonanacatel, das "Fleisch der Götter" - schon die alten Azteken kannten die Pilze mit dem geheimnisvollen Namen und verzehrten sie wegen ihrer berauschenden Wirkung bei kultischen Handlungen. Dass klangvolle Namen nicht immer halten, was sie versprechen, erfuhren zwei Jugendliche aus Deutschland am eigenen Leib. Sie hatten die mexikanischen "magic mushrooms" über das Internet bestellt und kleine Mengen davon verzehrt. Das Ergebnis war ernüchternd: Statt des erhofften angenehmen Effektes wurden beide mit Verwirrtheitszuständen ins Krankenhaus gebracht. Die Klinik informierte die Zentrale Erfassungsstelle für Vergiftungen am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Außer diesem Fall wurden dem BfR im Jahr 2002 noch 7.832 weitere Vergiftungen gemeldet - längst nicht alle so spektakulär wie die oben geschilderte. Eine systematische Aus- und Bewertung der Vergiftungssituation in Deutschland enthält die neue Ausgabe der "Ärztlichen Mitteilungen bei Vergiftungen", die ab sofort online auf der Homepage des BfR zur Verfügung steht (www.bfr.bund.de). Über 90 Prozent der 2002 gemeldeten Fälle ereigneten sich im Zusammenhang mit Arbeitsunfällen. Verursacht wurden die Vergiftungen zum Beispiel durch beruflich verwendete Chemikalien, durch Störfälle, Transportunfälle mit gefährlichen Gütern, aber auch durch Haushaltschemikalien sowie unsachgemäß eingesetzte Arzneimittel und Pestizide. In 16 Fällen führten die Vergiftungen zum Tod, 11 davon ereigneten sich in Selbstmordabsicht.
Seit 1990 werden Vergiftungsmeldungen gesammelt. Die Erfassung und Auswertung dieser Meldungen sind für das BfR wichtige Instrumente bei der Risikobewertung. Aus den Ergebnissen können Handlungsoptionen für das Risikomanagement abgeleitet werden. Zur Information verpflichtet sind nach § 16e des Chemikaliengesetzes Ärzte, Giftinformationszentren und Berufsgenossenschaften. Wenngleich sich die Zahl der jährlich beim BfR eingegangenen Meldungen seit 1990 deutlich erhöht hat, geht das Institut davon aus, dass noch immer längst nicht alle Vergiftungen übermittelt werden. Das BfR appelliert deshalb an dieser Stelle noch einmal an alle praktizierenden Ärzte, Vergiftungen möglichst lückenlos an die Zentrale Erfassungsstelle zu melden.
In der aktuellen Broschüre sind Ursachen und Verläufe von Vergiftungen dargestellt. Im Anhang enthält sie eine Übersicht über alle seit August 1990 gemeldeten Vergiftungen, außerdem Muster für Meldeformulare bei Vergiftungen oder Störfällen sowie ein Adressenregister der Giftinformationszentren und Umweltambulanzen der Bundesrepublik Deutschland. Sie finden die aktuelle Broschüre und die Ärztlichen Mitteilungen der Jahrgänge ab 1990 unter www.bfr.bund.de (Menüpunkt "Publikationen"/ Broschüren). Sie können als pdf-Dokumente heruntergeladen und ausgedruckt werden.
ende bfr-p
http://www.bfr.bund.de/cms/media.php/106/aerztliche_mitteilungen_bei_vergiftunge...
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Scientific Publications
German
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