Futterrufe von Kolkraben geben Aufschluss über Alter und Geschlecht
Wenn Kolkraben (Corvus corax) an einer Futterstelle auf Probleme stoßen, äußern sie spezielle Futter-assoziierte Laute, um Angehörige derselben Art zu Hilfe zu rufen. Laut einer Studie von WissenschafterInnen der Universität Wien und der Universität Cambridge beinhalten diese Rufe Hinweise über das Alter und Geschlecht des rufenden Raben. Das fanden die VerhaltensbiologInnen mit Hilfe der Analyse von Frequenz, Rufdauer und Lautstärke der Laute heraus. Die Ergebnisse dazu erscheinen aktuell im Fachjournal "Frontiers in Zoology".
Kolkraben, die an einer Futterstelle auf Probleme stoßen, verwenden eigene Rufe, um weitere Raben herbeizurufen und damit potenzielle Räuber in Schach zu halten oder dominante Raben überwältigen zu können. Wie WissenschafterInnen der Universität Wien und der Universität Cambridge herausfanden, unterscheiden sich die Hilferufe nach Alter und Geschlecht der Tiere. Diese Information könnte Raben bei der Entscheidung helfen, ob sie zur Futterstelle fliegen oder nicht. Markus Böckle erklärt: "Die meisten vorherigen Studien über die Eigenschaften von Rabenrufen konzentrieren sich auf das Erkennen von bekannten Individuen. Bis jetzt ist jedoch noch wenig darüber bekannt, welche Informationen zusätzlich auch für unbekannte Individuen übermittelt werden."
Im Rahmen der aktuellen Studie hat das internationale Forschungsteam eine freilebende Population von Raben beobachtet, die regelmäßig bei der Wildschweinfütterung im Cumberland Wildpark Grünau im Almtal (Österreich) anwesend ist. Die WissenschafterInnen filmten die Fütterungen, um anschließend die Frequenz, Rufdauer sowie die Lautstärke der speziellen Laute der Raben identifizieren und analysieren zu können. Dabei stellte sich heraus, dass vorbeifliegende Raben potenzielle Futterrufe aufgrund der Information zu Alter und Geschlecht unterscheiden. Dadurch können sie den Grad an Konkurrenz um Futter bzw. etwaige Gefahren an der Futterstelle besser einschätzen. "Raben verwenden diese Rufe hauptsächlich dafür, um auf Futterstellen hinzuweisen. Gleichzeitig werden jedoch noch zusätzliche Informationen an die hörenden Raben weitergegeben. Spannend dabei ist, dass Rufe, die sich auf Objekte in der Außenwelt beziehen, oft als Vorläufer von Sprache betrachtet werden können. Unsere Ergebnisse vertiefen somit den Einblick in die Intelligenz von Raben und ihr komplexes Futterverhalten", so Böckle.
Die ForscherInnen gehen davon aus, dass mehrere Faktoren für die alters- und geschlechtsspezifischen Variationen der Rufe verantwortlich sind. Unter anderem sind Größenunterschiede zwischen Raben verschiedenen Alters und Geschlechts sowie hormonelle und neuronale Differenzen zwischen Männchen und Weibchen wahrscheinliche Gründe. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Raben die nötige Variation der Rufe produzieren und auch wahrnehmen können. Das ermöglicht den Tieren, ihre Entscheidungsprozesse abhängig von dieser Information zu gestalten, um dann entweder die Futterstelle und die fressenden Raben aufzusuchen oder dieser fernzubleiben", so Böckle abschließend.
Publikation in "Frontiers in Zoology"
Raven food calls indicate sender’s age and sex. Boeckle et al. in: Frontiers in Zoology (2018) 15:5
https://doi.org/10.1186/s12983-018-0255-z
Wissenschaftliche Kontakte
Univ.-Prof. Dr. Thomas Bugnyar
Mag. med. vet. Philipp Maier
Department für Kognitionsbiologie
Universität Wien
1090 Wien, Althanstraße 14
T +43-1-4277-761 06
thomas.bugnyar@univie.ac.at
Markus Böckle
M +43-680-324-63 79
markus.boeckle@gmail.com
Georgine Szipl
M +43 699 19196294
georgine.szipl@gmail.com
Rückfragehinweis
Stephan Brodicky
Pressebüro der Universität Wien
Forschung und Lehre
1010 Wien, Universitätsring 1
T +43-1-4277-175 41
stephan.brodicky@univie.ac.at
Offen für Neues.
Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.500 MitarbeiterInnen, davon 6.600 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 94.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit 174 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. http://www.univie.ac.at
http://medienportal.univie.ac.at/uploads/media/MGA_boars_and_ravens_landing.mp4 Video I (Copyright: Georgine Szipl)
http://medienportal.univie.ac.at/uploads/media/MGA_MVI_0027.MP4 Video II (Copyright: Georgine Szipl)
Kolkraben, die an einer Futterstelle auf Probleme stoßen, verwenden eigene Rufe, um weitere Raben he ...
Copyright: Georgine Szipl
None
Die ForscherInnen gehen davon aus, dass mehrere Faktoren für die alters- und geschlechtsspezifischen ...
Copyright: Georgine Szipl
None
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).