Neue Ausgabe der „Zeithistorischen Forschungen“ (ZF) online und gedruckt erschienen (Heft 1/2018)
Im geteilten Berlin hatten die Alliierten bis zum Fall der Mauer und dem Ende der DDR diverse Sonderrechte. Dazu gehörte, dass alliierte Soldaten die innerstädtischen Grenzübergänge ohne besondere Kontrollen passieren konnten. Zu den Berliner Grenzgängern zählten jedes Jahr auch Tausende von US-Soldaten. Im aktuellen Heft der „Zeithistorischen Forschungen“ fragt Stefanie Eisenhuth: Wer durfte wann und wie nach Ost-Berlin? Womit verbrachten die GIs dort ihre Zeit? Wie wurde in Ost und West auf ihre Grenzüberquerungen reagiert? Was besagt dies über den Alltag der Teilung?
Auf die Besuche von US-Soldaten in Ost-Berlin stieß Stefanie Eisenhuth im Rahmen ihrer kürzlich abgeschlossenen, „summa cum laude“ bewerteten Dissertation über die amerikanische Militärpräsenz in West-Berlin. In den 1950er- und 1960er-Jahren gab es zwar organisierte Stadtrundfahrten für US-Soldaten, doch riet die Armeeführung von individuellen Ost-Berlin-Besuchen noch ab. Dies änderte sich seit Anfang der 1970er-Jahre, als die US-Armee auch auf der anderen Seite der Mauer verstärkt Präsenz zeigen wollte. Für die Soldaten war es nicht zuletzt wegen des schwachen Dollars attraktiv, in Ost-Berlin Opern, Museen, Theater und Restaurants zu besuchen und billig einzukaufen. Die Sicherheitsorgane und Behörden der DDR beobachteten dies argwöhnisch, konnten aber nichts dagegen tun, und die Einnahmen in Geschäften und Gaststätten waren durchaus willkommen. So ist diese Geschichte des innerstädtischen Armee-Tourismus ein Beispiel für die wachsende Durchlässigkeit des „Eisernen Vorhangs“ in den 1970er- und 1980er-Jahren.
Zwei weitere Aufsätze des Hefts beschäftigen sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit der Rolle des Militärs in der Öffentlichkeit und in den internationalen Beziehungen:
Patrick Merziger schildert, wo und in welchem Ausmaß die Bundeswehr schon seit 1959 „out of area“ im Einsatz war. Teils handelte es sich dabei um Unterstützung von NATO-Partnern, etwa bei der Erdbebenhilfe in Italien. Teils waren es aber auch Einsätze außerhalb Europas – zum Beispiel in Marokko (siehe das Coverfoto des Hefts), Peru oder Äthiopien. Die humanitäre Hilfe jenseits des engeren Verteidigungsauftrages stand unter dem Leitmotiv der „Menschlichkeit“ und war dadurch in der Bundesrepublik trotz des erheblichen Aufwandes weithin akzeptiert. Für die Bundeswehr boten solche Einsätze während des Kalten Krieges vor allem die Möglichkeit, ihre technischen und logistischen Fähigkeiten zu trainieren. Weiter zu diskutieren bleibt, inwieweit bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr vor und nach 1991/92 eine Kontinuität zu sehen ist.
Jan Erik Schulte widmet sich den Umbrüchen der globalen Ordnung am Ende des Kalten Krieges: In seinem Aufsatz interpretiert er das „Peacekeeping Monument“ in Ottawa als Ausdruck des kanadischen Selbstverständnisses und der kanadischen Beteiligung an UN-Blauhelm-Einsätzen. Diese werden in der Öffentlichkeit zwar sehr positiv bewertet, doch ist das reale kanadische Engagement seit den 1990er-Jahren viel geringer als früher.
Weitere Beiträge des Hefts sind unter anderem aktuellen Fragen der europäischen Zeitgeschichte gewidmet: Moritz Glaser trägt mit einem Essay zum Verständnis des Katalonien-Konflikts bei, und Andreas Fickers wirft einen kritischen Blick auf die Ausstellung im Haus der europäischen Geschichte in Brüssel.
Die „Zeithistorischen Forschungen“ werden am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (http://www.zzf-potsdam.de) herausgegeben von Frank Bösch, Konrad H. Jarausch und Martin Sabrow. Die Zeitschrift erscheint gedruckt im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht (http://www.v-r.de) und zugleich im Open Access (http://www.zeithistorische-forschungen.de).
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Bundeswehr-Soldaten in Marokko, 1960
© Redaktion der Bundeswehr. Mediendatenbank
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History / archaeology, Social studies
transregional, national
Scientific Publications, Transfer of Science or Research
German
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