Gewalt ist nicht nur eine Fluchtursache – auch während der Flucht erfahren Flüchtlinge verschiedene Arten von Gewalt. Ein neuer Bericht im Auftrag des Verbundprojekts „Flucht: Forschung und Transfer“ wertet die aktuelle Forschung über Gewalterfahrungen von Flüchtlingen aus. Die Autorin Prof. Ulrike Krause (Ruhr-Universität Bochum) kommt zu dem Schluss, dass Gewalterfahrungen und -gefahren in Konflikten, auf der Flucht und in Aufnahmesituationen oft anhalten und direkt miteinander zusammenhängen.
Eine besondere Gefahr sieht die Autorin in der humanitären Praxis, Flüchtlinge in Lagern unterzubringen. Dies scheint zwar für die Verwaltung der Hilfe einfach, sei aber zu kurz gedacht. Stattdessen kritisiert Autorin Ulrike Krause: „In den Lagern herrschen (institutionelle) Gewalt und Restriktion vor.“ Dies gelte sowohl für Lager in Herkunftsregionen als auch für Lager in Europa und Deutschland. „Obwohl die selbstständige Niederlassung keine absolute Garantie dafür ist, Gewalt zu unterbinden, bietet sie Geflüchteten eher die Möglichkeit, ein unabhängigeres Leben zu führen, eigene Zukunftsperspektiven zu schaffen und sich vor Ort zu integrieren.“
Zudem fordert Ulrike Krause: „Humanitäre und staatliche Organisationen im Flüchtlingsschutz sollten Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen für alle Geflüchteten etablieren und die vielfältigen Gruppen – und zwar nicht nur die Opfer, sondern auch potenzielle Täter und Täterinnen – adäquat einbeziehen.“ Wenn die humanitäre Hilfe nicht die Stimmen und Bedürfnisse der Flüchtlinge berücksichtigt, könne dies dazu führen, dass Hilfsmaßnahmen Bedürftige nicht erreichen. So werde beispielsweise die schlichte Gegenüberstellung von „Opferfrauen“ und „Tätermänner“ der komplexen Realität von Gewalt und Flucht nicht gerecht.
Flüchtlingsschutz sei in jedem Fall nicht für, sondern nur mit den Geflüchteten zusammen zu entwickeln, um ihre Selbständigkeit – auch beim Schutz vor Gewalt - zu ermöglichen.
Der Forschungsbericht „Gewalterfahrungen von Geflüchteten“ und der Policy Brief „Geflüchtete vor Gewalt schützen“ wurden im Rahmen des vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück sowie dem Bonner Friedens- und Konfliktforschungsinstitut BICC durchgeführten Verbundprojekts „Flucht: Forschung und Transfer“ erstellt, das vom Bundesforschungsministerium gefördert wird.
Forschungsbericht „Gewalterfahrungen von Geflüchteten“ von Ulrike Krause:
http://flucht-forschung-transfer.de/wp-content/uploads/2017/05/State-of-Research-03-Gewalterfahrungen-von-Fl%C3%BCchtlingen-Ulrike-Krause-1.pdf
Policy Brief „Geflüchtete vor Gewalt schützen“ von Ulrike Krause:
http://flucht-forschung-transfer.de/wp-content/uploads/2017/05/Policy-Brief-03-Gewalterfahrungen-von-Fl%C3%BCchtlingen-von-Ulrike-Krause-1.pdf
Zum Thema Gewaltgefahren für Geflüchtete erschien ebenfalls ein Artikel von von Ulrike Krause auf MiGazin:
http://www.migazin.de/2018/06/15/forschung-gewaltgefahren-fuer-gefluechtete/
Beide Broschüren können gebührenfrei im Projektsekretariat bestellt werden:
Frau Anke Riss, fft-imis@uni-osnabrueck.de
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Politics, Social studies
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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