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07/31/2018 11:53

Kölner Sozialpsychologen erklären, warum wir andere Menschengruppen als negativ wahrnehmen

Gabriele Meseg-Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

    Andere Menschengruppen werden als negativ wahrgenommen, weil negative Eigenschaften vielfältiger und leichter zu unterscheiden sind / Kölner Sozialpsychologen präsentieren Wahrnehmungsmodell, das die Abwertung von Fremdgruppen erklärt

    Kölner Sozialpsychologen erklären, warum wir andere Menschengruppen als negativ wahrnehmen

    Andere Menschengruppen werden als negativ wahrgenommen, weil negative Eigenschaften vielfältiger und leichter zu unterscheiden sind / Kölner Sozialpsychologen präsentieren Wahrnehmungsmodell, das die Abwertung von Fremdgruppen erklärt

    Wir sind gut, die anderen sind böse – das ist ja klar. Wenn man zwei Gruppen zusammenbringt, dann findet sich jede Gruppe selber besser als die andere: Fußballvereine, Mädchen und Jungen, Schulklassen. Es können in der Realität aber nicht beide besser sein. Wo liegt der Fehler? Neu ist die Erklärung von Kölner Sozialpsychologen und -psychologinnen des „Social Cognition Center Cologne“ (SOCCO): Unterscheidungen von Gruppen lassen sich am einfachsten durch negative Merkmale treffen, da negative Eigenschaften individueller sind als positive. Negative Einstellungen gegenüber Anderen entstehen also als Folge von "unschuldigen" Wahrnehmungsprozessen. In dem Artikel "A Cognitive-Ecological Model of Intergroup Bias" im Journal „Psychological Science“ präsentieren Dr. Hans Alves, Dr. Alex Koch und Professor Dr. Christian Unkelbach eine neue Erklärung dafür, dass Menschen Minderheiten und Fremdgruppen gegenüber oft negativ eingestellt sind.

    Während die meisten bisherigen Modelle von motivationalen Ursachen ausgehen, also z.B. dem Streben nach einem eigenen Vorteil, sehen die Kölner Forscher und Forscherinnen die Gründe für eine negative Einschätzung anderer Gruppen in einem besonderen Effekt der Wahrnehmung: Gruppen definieren sich selber über positive Eigenschaften, andere aber über negative. Der Grund: Obwohl alle Gruppen ähnliche positive Eigenschaften haben, verfügen sie über negative Eigenschaften, die sehr unterschiedlich sind. So kann man alle Menschen als nett, umgänglich, zuverlässig, höflich, hilfsbereit oder fleißig beschreiben. Doch bei den schlechten Eigenschaften, gibt es ein größeres Spektrum. Die schlechten Eigenschaften sind einzigartig und werden deswegen von den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen „distinkt“ genannt, sie machen die Unterschiede. Dies kann man statistisch nachweisen und folgt aus der größeren Diversität negativer Eigenschaften und aus der größeren Häufigkeit positiver Eigenschaften.

    Die in dem Modell beschriebene Entstehung negativer Einstellungen gegenüber neuartigen Gruppen wurde von den Kölner Sozialpsychologen in drei Laborexperimenten nachgewiesen, in denen Versuchspersonen verschieden auf einem virtuellen Planeten "Alien-Gruppen" begegneten und sich einen Eindruck der Gruppen bilden sollten. Waren die distinkten Eigenschaften der Gruppen negativ, bewerteten die Versuchspersonen neue Alien-Gruppen als negativer im Vergleich zu schon bekannten Alien-Gruppen.

    „Wenn wir also z.B. Migranten begegnen, schauen wir immer auf die Eigenschaften welche wir von den uns bekannten Gruppen noch nicht kennen. Wir fragen uns: was ist anders an diesen Leuten?“, erklärt Alves. „Das Gleiche tun wir auch, wenn wir z.B. in eine andere Kultur reisen. Zum Beispiel beobachten wir, dass in den USA Menschen dicker sind und mehr Waffen tragen - diese Eigenschaften assoziieren wir dann mit "Amerikanern" und sie bilden die Grundlage unserer Beurteilung.“

    „Das Problem ist, dass wir dadurch die Fremdgruppen ungewollt unfair bewerten“, so Alves. Würde man seine eigenen Gruppen auch nur aufgrund ihrer distinkten und damit negativeren Eigenschaften bewerten, hätten wir auch ein negativeres Bild von ihnen - was jeder auch selber erleben kann: „Das geschieht zum Beispiel, wenn wir von einer langen Reise nach Hause zurückkehren und auf einmal unsere eigene Kultur durch eine andere Brille sehen und erkennen was an ihr distinkt ist“, erklärt der Wissenschaftler.

    Inhaltlicher Kontakt:
    Dr. Hans Alves
    hans.alves@uni-koeln.de
    +49-221-470-7110

    Presse und Kommunikation:
    Robert Hahn
    +49 221 470-2396
    r.hahn@verw.uni-koeln.de

    Weitere Informationen: / Zur Publikation:
    http://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/0956797618756862


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Philosophy / ethics, Psychology, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research results
    German


     

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