idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/25/2018 14:26

Kupfer-Aluminium-Superatom

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

    Äußerlich sieht der Cluster aus 55 Kupfer- und Aluminiumatomen aus wie ein Kristall, chemisch hat er jedoch die Eigenschaften eines Atoms. Das hetero-metallische Superatom, das Chemikerinnen und Chemiker der Technischen Universität München (TUM) hergestellt haben, schafft die Voraussetzung für die Entwicklung neuer, kostengünstiger Katalysatoren.

    Chemie kann teuer sein. Zum Reinigen von Abgasen beispielsweise benutzt man Platin. Das Edelmetall dient als Katalysator, der chemische Reaktionen beschleunigt. Ohne Katalysatoren wären viele Prozesse der chemischen Industrie nicht durchführbar.

    „Viele Forschungsgruppen experimentieren mit neuen Materialverbindungen aus kostengünstigeren, unedlen Metallen wie Eisen, Kupfer oder Aluminium. Doch bisher konnte niemand voraussagen, ob, wie und warum diese Katalysatoren reagieren“, erklärt Roland Fischer, Professor für Anorganische und Metallorganische Chemie der TUM. „Unser Ziel war es, diese Lücke zu schließen und die Grundlage zum Verständnis einer neuen Generation von Katalysatoren zu schaffen.“

    Bottom-up zur Erkenntnis

    Zusammen mit seinem Team konnte der Chemiker jetzt ein Geheimnis der unedlen Metallverbindungen lüften. „Das Neue an unserem Ansatz war, dass wir nicht vorhandene Materialen untersucht, sondern – Bottom-up – Verbindungen aus einzelnen Kupfer- und Aluminiumatomen aufgebaut haben“, berichtet Fischer.

    Zwei Metalle auf atomarer Ebene zu verbinden, verlangte einiges an Know-how und Fingerspitzengefühl: Unter einer schützenden Argon-Atmosphäre mischten das Team im Reagenzglas die Metallatome, die an organische Verbindungen gebunden waren und gaben dann ein Lösungsmittel zu.

    „Wir haben natürlich gehofft, dass sich die Kupfer- und Aluminiumatome von den organischen Verbindungen trennen und zusammen einen Cluster bilden. Aber ob sie das wirklich tun und was dabei herauskommt, war völlig unklar“, erinnert sich Fischer.

    Das Geheimnis der Kristalle

    Die Freude der Chemiker war daher groß, als sich am Boden des Reagenzglases rotschwarze Körnchen mit bis zu einem Millimeter Durchmesser bildeten. Röntgenaufnahmen brachten eine äußerst komplexe Struktur zum Vorschein: Jeweils 55 Kupfer- und Aluminiumatome sind so angeordnet, dass sie einen Kristall bilden, dessen Oberfläche aus 20 gleichseitigen Dreiecken besteht.

    Die Kristallographie nennt einen solchen Körper Ikosaeder. Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Kristalle chemisch wie ein einzelnes Kupfer-Atom reagieren und außerdem paramagnetisch sind, das heißt, sie werden durch ein starkes Magnetfeld angezogen.

    Eine Erklärung für diese außergewöhnlichen Eigenschaften der Metallcluster lieferte Prof. Jean-Yves Saillard von der französischen Universität in Rennes: 43 Kupfer- und 12 Aluminiumatome bilden demnach ein „Superatom“, in dem die Metalle eine gemeinsame Elektronenhülle aufbauen, die der eines einzelnen Metallatoms gleicht.

    Der Cluster hat daher die chemischen Eigenschaften eines Atoms. Auf der äußersten Schale befinden sich drei Valenzelektronen, deren Spins sich in einem Magnetfeld ausrichten – daher der beobachtete Paramagnetismus.

    Wissensbasis für neue Katalysatoren

    Das hetero-metallische Superatom des Münchner Forschungsteams, ist das größte, das je im Labor hergestellt wurde. „Dass es sich spontan, das heißt ohne Zufuhr von Energie, aus einer Lösung heraus bildet, ist ein äußerst bemerkenswertes Ergebnis“, betont Fischer. „Es zeigt, dass die Anordnung von 55 Atomen eine Insel der Stabilität darstellt und damit die Richtung vorgibt, in die die chemische Reaktion abläuft.“

    Die Ergebnisse des Forschungsprojekts will der Wissenschaftler jetzt nutzen, um feinkörnige und damit hochwirksame Katalysatormaterialien zu entwickeln. „Von einer Anwendung sind wir zwar noch weit entfernt“, betont Fischer. „Aber auf der Basis des jetzt Erreichten, können wir die Eignung von Kupfer-Aluminium-Clustern für katalytische Prozesse prüfen und auch Cluster aus anderen erfolgversprechenden Metallen herstellen.“

    Weitere Informationen:

    Das Projekt wurde gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Alexander von Humboldt-Stiftung und den Fonds der Chemischen Industrie. Rechenzeit stellte das französische Supercomputing Center GENCI zur Verfügung.

    Publikation:

    Jana Weßing, Chelladurai Ganesamoorthy, Samia Kahlal, Rémi Marchal, Christian Gemel, Olivier Cador, Augusto C.H. Da Silva, Juarez L. F. Da Silva, Jean-Yves Saillard and Roland A. Fischer: The Mackay-type cluster [Cu₄₃Al₁₂](Cp*)₁₂: Open-shell 67electron superatom with emerging metal-like electronic structure; Angew. Chem. 07/2018. DOI: 10.1002/ange.201806039


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Roland Fischer
    Technische Universität München
    Lehrstuhl für Anorganische und Metallorganische Chemie
    Tel.: +49 89 289 13080 – E-Mail: roland.fischer@tum.de


    Original publication:

    https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ange.201806039


    More information:

    https://www.tum.de/nc/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34960/ Presseinformation auf der TUM-Website
    https://mediatum.ub.tum.de/1455514 Bildmaterial in druckfähiger Auflösung
    http://www.amc.ch.tum.de Website des Lehrstuhls


    Images

    43 Kupfer- und 12 Aluminiumatome bilden einen Cluster, der die Eigenschaften eines Atoms besitzt. Das heterometallische Superatom ist das größte, das je im Labor hergestellt wurde.
    43 Kupfer- und 12 Aluminiumatome bilden einen Cluster, der die Eigenschaften eines Atoms besitzt. Da ...
    Christian Gemel / TUM
    None

    43 Kupfer- und 12 Aluminiumatome bilden einen Cluster, der die Eigenschaften eines Atoms besitzt. Das heterometallische Superatom ist das größte, das je im Labor hergestellt wurde.
    43 Kupfer- und 12 Aluminiumatome bilden einen Cluster, der die Eigenschaften eines Atoms besitzt. Da ...
    Christian Gemel / TUM
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Chemistry, Materials sciences, Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    43 Kupfer- und 12 Aluminiumatome bilden einen Cluster, der die Eigenschaften eines Atoms besitzt. Das heterometallische Superatom ist das größte, das je im Labor hergestellt wurde.


    For download

    x

    43 Kupfer- und 12 Aluminiumatome bilden einen Cluster, der die Eigenschaften eines Atoms besitzt. Das heterometallische Superatom ist das größte, das je im Labor hergestellt wurde.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).