Umfrage zur Anreizregulierung zeigt: Verteilnetzbetreiber halten die Integration erneuerbarer Energien für geglückt, das Potenzial intelligenter Technik für überschätzt.
Das Verteilnetz ist das Rückgrat der Energiewende. Über 1,5 Millionen dezentrale Anlagen speisen ihre Leistung in die Netze der rund 900 Verteilnetzbetreiber ein. Deren Management-Aufwand ist dadurch erheblich gewachsen. Wie bewältigen deutsche Netzbetreiber die Herausforderungen und was können andere Länder daraus lernen? Das haben IASS-Forscher mit einer Umfrage herausgefunden, deren Ergebnisse in der Zeitschrift „Renewable Energy“ erschienen sind.
Intelligente Technik kann den konventionellen Netzausbau nur ergänzen
Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Verteilnetzbetreiber die Integration erneuerbarer Energien technisch bewältigt und die Investitionen für den notwendigen Netzausbau finanziert haben. Die Forscher führten dafür Interviews mit Geschäftsführern und Netzplanern von zehn der größten Verteilnetzbetreiber aus allen Teilen Deutschlands. Die ausgewählten Netzbetreiber decken, gemessen an der Leitungslänge, 38 Prozent der Verteilnetze in Deutschland ab.
Die Umfrage zeigte, dass die Verteilnetzbetreiber nach der Einführung der Anreizregulierung zunächst das bestehende Netz optimiert und dann vor allem den konventionellen Netzausbau vorangetrieben haben. In intelligente Technik wie regelbare Ortsnetztransformatoren investierten sie nur zurückhaltend. Die regelbaren Transformatoren gelten am Übergang von den Mittelspannungsnetzen zu den lokalen Verteilnetzen als wirtschaftliche Alternative, denn anders als herkömmliche Transformatoren können sie das Übersetzungsverhältnis im laufenden Betrieb ändern und so eine verstärkte Einspeisung von Wind- und Solarstrom ermöglichen. Die Befragten äußerten den Wunsch nach einer stärkeren Förderung des Einsatzes intelligenter Technik, betonten aber auch, dass diese den Netzausbau nur ergänzen, nicht aber ersetzen könne. Einige vertraten die Ansicht, dass der intelligente Ansatz politisch überschätzt werde.
Herausforderungen eher politischer als technischer Natur
Insgesamt sahen die Befragten beim Ausbau und der Modernisierung der Netze weniger technische Schwierigkeiten als Problem an, sondern die Finanzierung der Netzintegration. Hier gebe es einen Verteilungskonflikt zwischen Netzbetreibern und Netznutzern. Zum Beispiel haben die Netzbetreiber bei der Festlegung der Eigenkapitalzinssätze Interesse an einer möglichst hohen Verzinsung. Die Beträge werden allerdings auf die Verbraucher umgelegt, die sich niedrige Stromkosten wünschen. Diesen Konflikt unter Berücksichtigung der lokalen Bedingungen zu lösen, ist eine der größten Herausforderungen für die Regulierungsbehörden.
Trotz einiger Kritikpunkte ziehen die Autoren aus den Interviews den Schluss, dass die Integration dezentraler Energieerzeugungsanlagen in Deutschland gut gelungen sei. Der Artikel schließe mit seiner umfassenden Darstellung der Gesetzeslage zudem eine Lücke, erläutert Ko-Autorin Adela Marian: „Bisher gab es keine allgemeinverständliche Erläuterung der deutschen Anreizregulierung auf Englisch. Die wird aber gebraucht, denn der Ausbau erneuerbarer Energien ist ein Megatrend und Deutschland hat eine internationale Vorreiterrolle auf diesem Gebiet.“ Die Anreizregulierung könne anderen Ländern als Vorbild dienen, allerdings müssten die Finanzierungslösungen an die jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst werden.
Dr. Adela Marian
IASS Potsdam
adela.marian@iass-potsdam.de
Matschoss, P., Bayer, B., Thomas, H., Marian, A. (2019): The German incentive regulation and its practical impact on the grid integration of renewable energy systems. - Renewable energy: an international journal, 134, p. 727-738. http://doi.org/10.1016/j.renene.2018.10.103
Die Zahl der an das Verteilnetz angeschlossenen Erzeugungsanlagen steigt stetig.
IASS/Norbert Michalke
None
Criteria of this press release:
Journalists
Energy
transregional, national
Research results
German
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