Das Zentrum für empirische Kommunikationsforschung (ZEK) an der DHBW Ravensburg hat nun in einer siebten Studie die Mobilitätstrends aus Sicht der Deutschen untersucht. Diesmal nahmen die Forscher die Meinungen zum autonomen Fahren genauer unter die Lupe. Verantwortet wird die Studie von Prof. Dr. Simon Ottler, Leiter des ZEK.
„Die anfängliche Skepsis weicht zunehmender Akzeptanz“, wertet Prof. Dr. Simon Ottler die Ergebnisse. Waren im Februar 2018 nur 28% aller Befragten der Meinung, dass sich Automobilhersteller aktiv beim autonomen Fahren engagieren sollten, sind es im März 2019 bereits 41%. Das ZEK hat dazu online 500 Menschen befragt. In Friedrichshafen, das ein Testfeld für automatisiertes Fahren zur Verfügung stellt, herrscht sogar noch größere Aufgeschlossenheit: Etwa jeder zweite Befragte sieht dort ein aktives Engagement der Industrie bei diesem Trend inzwischen als wichtig oder sehr wichtig an (parallele Interviews, CAPI, im März 2019).
Vorteile und Befürchtungen zum autonomen Fahren halten sich bei den Befragten in etwa die Waage.
Diesen Vorteilen des autonomen Fahrens stimmten die Befragten „voll und ganz“ oder „eher“ zu:
Mehr Mobilität für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen: 75%
Weniger Stress, entspanntes Fahren: 61%
Möglichkeit, während der Fahrt andere Dinge zu tun: 59%
Optimale Routenplanung, Streckenführung: 56%
Besserer Verkehrsfluss (z.B. grüne Ampelphasen): 53%
Diese Akzeptanzprobleme sehen die Befragten für das autonome Fahren („voll und ganz“ oder „stimme zu“):
Angst vor Manipulationen (z.B. Fernsteuerung durch Hackerangriffe): 69%
Kein Vertrauen in die Technik: 65%
Weniger Fahrspaß, Auto wird nicht mehr selbst gefahren: 62%
Gefühl, überwacht zu werden: 62%
Befürchtung, dass Autofahren teurer wird: 50%
In Friedrichshafen mit seinem Testfeld für automatisiertes Fahren wurden einige Vorteile wie die vermehrte Mobilität noch positiver bewertet (85%), hier zeigen die Einwohner zudem weniger Angst vor Manipulationen und Überwachung.
Emotionen und Informationen wichtig für Akzeptanz
Deutschlandweit geht für 53% der Befragten geht der Gedanke an selbstfahrende Autos mit einem unangenehmen Gefühl einher, während bei 47% positive Emotionen ausgelöst werden. Das Unbehagen steigt dabei mit zunehmendem Alter an. Wichtig findet es Simon Ottler daher, „die Vorteile des autonomen Fahrens klarer als bisher an die jeweiligen Zielgruppen zu kommunizieren.“ Dass die Hersteller, Verbände, Kommunen und die Presse insgesamt angemessen zum Thema informieren, finden 45% der Befragten, 53% finden die Informationen zu wenig.
Bevor auf Deutschlands Straßen die Autos fahrerlos unterwegs sind, müssen noch einige rechtliche und ethische Fragen geklärt werden. 73% der Befragten sind der Ansicht, dass der Prozess noch länger als zehn Jahre dauern wird, jeder vierte Befragte geht von mehr als 20 Jahren aus.
Welche Marken sind mit autonomem Fahren verknüpft? Knapp 30% nannten spontan Tesla. Erst danach folgen BMW, Mercedes, Volkswagen und Audi, gefolgt von Google und weiteren Herstellern. „Angesichts dieser Ergebnisse sollte die deutsche Automobilindustrie noch mehr an der richtigen Positionierung und Kommunikation arbeiten. Gelingt die Entwicklung einer sicheren Technologie mit Kundenmehrwert, dann dürfte das autonome Fahren in Deutschland bald keine Zukunftsmusik mehr sein“, sagt Simon Ottler.
ZUR STUDIE
Zum inzwischen siebten Mal hat das ZEK an der DHBW Ravensburg eine Untersuchung zu den Mobilitätstrends aus Sicht der Deutschen vorgelegt. Jeweils 500 Erwachsene aus ganz Deutschland werden dazu online befragt. Erstmals interviewten Marktforschungs-Studierende nahezu zeitgleich 239 Personen in Friedrichshafen (CAPI). Dort ist seit Anfang des Jahres ein Testfeld für automatisiertes Fahren in Betrieb.
Prof. Dr. Simon Ottler
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Media and communication sciences, Social studies, Traffic / transport
transregional, national
Research projects, Research results
German
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