idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/18/2019 13:06

Neues aus der Kinderstube der Diamanten

Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Im Gegensatz zum lupenreinen Edelstein enthalten faserige Diamanten oft kleine Einschlüsse von Salzlauge. Sie verraten Forschern, unter welchen Bedingungen Diamanten tief im Erdmantel entstehen. Ein Forscherteam unter Beteiligung der Goethe-Universität hat das Rätsel gelöst, in dem sie die Situation unter extremem Druck und großer Hitze im Labor simulierte.

    Diamanten sind Kristalle aus Kohlenstoff, die sich im tiefen Erdmantel unter den ältesten Kontinenten, den Kratonen, bilden. Durch explosive Vulkanausbrüche gelangen sie mit exotischen Magmen, den Kimberliten, an die Erdoberfläche. Aus vorherigen Studien war bereits bekannt, dass Diamanten Natrium- und Kalium-haltige
    Fluide einschließen, jedoch war der Ursprung dieser Fluide unbekannt.

    „Damit solche Einschlüsse entstehen können, müssen Teile der marinen Erdkruste und deren Sedimentauflage in einer sogenannten Subduktionszone unter die kratonischen Kontinente abtauchen. Diese Zonen liegen in Tiefen von über 110 Kilometern bei einem Druck von mehr als vier Gigapascal, also dem 40 Tausendfachen des atmosphärischen Drucks“, erklärt Michael Förster, der Erstautor der Studie, die in der Fachzeitschrift Science Advances erschienen ist. Das Abtauchen der Erdkruste muss rasch geschehen, so dass sich der Diamant gebildet hat, bevor das Sediment bei über 800 Grad Celsius zu schmelzen anfängt und mit dem kratonischen Mantel reagiert.

    Für die Hochdruckexperimente im Labor schichteten die Wissenschaftler aus Sydney, Mainz und Frankfurt marines Sediment und Peridotit (Erdmantelgestein) in vier Millimeter kleine Kapseln und setzten sie unter Hochdruck und extreme Temperaturen. Bei Drücken von vier bis sechs Gigapascal - entsprechend Tiefen von 120 bis 180 Kilometern – entstanden aus der Reaktionen beider Schichten kleine Salzkristalle. Deren Kalium zu Natrium-Verhältnis entspricht genau dem der salzhaltigen Fluideinschlüsse in Diamanten. In Experimenten mit geringeren Drücken, die Tiefen von unter 110 Kilometern entsprechen, fehlen diese Salze. Stattdessen wird Kalium aus dem recycelten Sediment von Glimmer aufgenommen.

    „Im Gegensatz zu vorherigen Modellen, bei denen der Ursprung der Salze dem Meerwasser zugeschrieben wurde, sind die Sedimente eine plausible Quelle für Kalium“, sagt der Mineraloge Prof. Horst Marschall von der Goethe-Universität, „denn im Meerwasser ist die Kaliumkonzentration zu niedrig, um die salinen Einschlüsse in Diamanten zu erklären.“ Als Nebenprodukt der Reaktion entstanden auch magnesiumreiche Karbonate, die wichtige Bestandteile der Kimberlite sind.


    Contact for scientific information:

    Prof. Horst Marschall, Institut für Geowissenschaften, Mineralogie, Fachbereich 11, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798- 40124 , marschall@em.uni-frankfurt.de


    Original publication:

    Michael W. Förster, et al. Melting of sediments in the deep mantle produces saline fluid inclusions in diamonds, in Science Advances, Vol.5 No. 5, DOI: DOI: 10.1126/sciadv.aau2620; https://advances.sciencemag.org/content/5/5/eaau2620


    Images

    Prof. Horst Marschall vor einer der Hochdruckpressen im Institut für Geowissenschaften, mit denen die Entstehung von Einschlüssen in Diamanten simuliert werden.
    Prof. Horst Marschall vor einer der Hochdruckpressen im Institut für Geowissenschaften, mit denen di ...
    H. Marschall, Goethe-Universität
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Geosciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Prof. Horst Marschall vor einer der Hochdruckpressen im Institut für Geowissenschaften, mit denen die Entstehung von Einschlüssen in Diamanten simuliert werden.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).