idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/08/2019 20:00

Älteste Spuren entdeckt: Menschen siedelten schon länger am Gletscher als bislang bekannt

Gabriele Meseg-Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

    Schmelzwasser, Vulkanglas und Riesenratten sicherten bereits vor 40.000 Jahren das Überleben im äthiopischen Gebirge / Veröffentlichung in „Science“

    ACHTUNG SPERRFRIST: DONNERSTAG, 8. AUGUST 2019, 20.00 UHR MESZ

    Schmelzwasser, Vulkanglas und Riesenratten sicherten bereits vor 40.000 Jahren das Überleben im äthiopischen Gebirge / Veröffentlichung in „Science“
    Bereits vor etwa 40.000 Jahren haben Menschen dauerhaft im Hochgebirge und in Gletschernähe gelebt. Das legen Analysen von Besiedlungsspuren aus dem Bale-Gebirge im nordostafrikanischen Äthiopien nahe, die unter Leitung von Dr. Ralf Vogelsang vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln entstanden sind. Die Ergebnisse wurden jetzt in „Science“ unter dem Titel „Middle Stone Age foragers resided in high elevations of the glaciated Bale Mountains, Ethiopia“ veröffentlicht. Erstautor der Studie ist Dr. Götz Ossendorf vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln.
    Die Gipfel des Bale-Gebirges sind bis zu 4.300 Meter hoch. In diesen Höhen ist der Mensch nicht nur einer geringeren Sauerstoffkonzentration, sondern auch einer stärkeren UV-Belastung und Kälte ausgesetzt. Das Kölner Forschungsteam untersucht vor Ort in Äthiopien, warum das unwirtliche Hochgebirge und das afroalpine Ökosystem überhaupt besiedelt wurden, wann dies begann und mit welchen Strategien Menschen dort überleben konnten.
    Die Wissenschaftler führten etwa 700 Meter unterhalb des Gletschers in dem Felsüberhang „Fincha Habera“ Ausgrabungen durch und stießen dabei auf vielfältige archäologische Hinterlassenschaften wie steinzeitliche Knochen- und Holzkohlenreste oder scharfkantiges Steinwerkzeug aus Obsidian (Vulkanglas). „Basierend auf den radiometrischen Datierungen verschiedenster archäologischer Materialien handelt es sich bei dieser Fundstelle um die früheste längerfristig genutzte Wohnstätte einer Hochgebirgsregion, die uns bisher weltweit bekannt ist“, sagt Dr. Götz Ossendorf.
    Ernährt haben sich die Siedler vor 40.000 Jahren hauptsächlich von großen Ratten (sog. Riesenmaulwurfsratten), die am offenen Feuer gegrillt wurden. Dazu entwickelten sie die Strategie, den Felsüberhang als Basislager zu nutzen, für die Jagd der Ratten, für Schmelzwasser und für die Beschaffung des begehrten Obsidian-Rohmaterials aber Aufstiege zum etwas höher gelegenen Gletscher zu unternehmen.
    „Für uns geben diese Siedlungsspuren und ihre Untersuchung einen außergewöhnlichen Einblick, was für ein enormes Anpassungspotenzial der Mensch hatte, um sich körperlich, aber auch kulturell-strategisch auf seinen Lebensraum einzustellen“, fügt Ossendorf hinzu.
    Der Postdoktorand Ossendorf und der Doktorand Minassie Girma arbeiten in dem von Ralf Vogelsang geleiteten Kölner Teilprojekt „Die früheste Erschließung von Hochgebirgsräumen durch den Menschen – Erschaffung einer alpinen Kulturlandschaft in den Tropen“ in der Forschungsgruppe 2358 „The Mountain Exile Hypothesis“. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Forschungsgruppe besteht seit 2016 und wurde von der Universität Marburg initiiert, wo auch die Sprecherschaft liegt.
    „The Mountain Exile Hypothesis“ untersucht interdisziplinär die Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt dieser afrikanischen Hochgebirgsregion. So haben an der gegenwärtigen Studie Bodenkundler der Universität Halle-Wittenberg menschliche Spuren biogeochemisch identifiziert oder Gletscherspezialisten der Universität Bern die damaligen Umweltbedingungen beleuchtet.
    Inhaltlicher Kontakt:
    Dr. Götz Ossendorf
    Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln
    gossend1@uni-koeln.de
    Presse und Kommunikation:
    Frieda Berg
    +49 221 470-1704
    f.berg@uni-koeln.de
    Auf Anfrage haben wir auch Bildmaterial für Sie.
    Zur Publikation:
    Ossendorf G. et al.: Middle Stone Age foragers resided in high elevations of the glaciated Bale Mountains, Ethiopia. Science, August 9, 2019. (Veröffentlichung am 8. August um 20 Uhr MESZ)


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Geosciences, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).