idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/02/2019 12:45

Fossiler Fisch gibt neue Einsichten in die Evolution

Stephan Brodicky Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    "Experiment der Natur" nach Massen-Artensterben der Kreidezeit

    Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Giuseppe Marramà vom Institut für Paläontologie der Universität Wien entdeckte einen neuen und ausgezeichnet erhaltenen fossilen Stachelrochen mit einer außergewöhnlichen Anatomie, die sich stark von modernen Arten unterscheidet. Der Fund liefert neue Erkenntnisse über die Evolution des Tieres, aber auch über die Erholung mariner Ökosysteme nach dem großen Massensterben vor 66 Millionen Jahren. Die Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

    Stachelrochen (Myliobatiformes) sind eine sehr diverse Gruppe von Knorpelfischen, zu denen auch die Haie gehören, die für ihre giftigen und gezähnelten Schwanzstacheln bekannt sind, die sie gegen andere Raubfische, vereinzelt auch gegen Menschen einsetzen. Die Fische haben eine abgerundete oder flügelartige Brustscheibe und einen langen, peitschenartigen Schwanz, der einen oder mehrere gezackte und giftige Stachel trägt.

    Fossile Überreste von Stachelrochen sind sehr häufig, vor allem deren isolierte Zähne. Vollständige Skelette jedoch gibt es nur von wenigen ausgestorbenen Arten an einigen besonderen Fossilfundstellen. Unter diesen ist Monte Bolca im nordöstlichen Italien eine der bekanntesten. Bisher wurden dort mehr als 230 Arten von Fischen entdeckt, die vor etwa 50 Millionen Jahre im sogenannten Eozän in einer tropisch marinen Küstenumgebung in Verbindung mit Korallenriffen lebten, ähnlich dem heutigen Great Barrier Reef in Australien.

    Der dort entdeckte fossile Stachelrochen hat einen flachen Körper und die Brustscheibe mit den Brustflossen ist eiförmig. Auffällig ist der extrem kurze Schwanz, der nicht wie bei den übrigen Stachelrochen verlängert ist und aus der Körperscheibe herausragt. Dieser Bauplan ist bislang von keinem anderen fossilen oder lebenden Stachelrochen bekannt. Da dieses Tier einzigartig und eigenartig ist, nannten die Forscher den neuen Stachelrochen Lessiniabatis aenigmatica, was "bizarrer Rochen aus Lessinia" (die Region Italiens, in der sich Bolca befindet) bedeutet.

    Mehr als 70 Prozent der Organismen auf der Erde wie Dinosaurier, Meeresreptilien, mehrere Säugetiergruppen, zahlreiche Vögel, Fische und Wirbellose verschwanden während des fünftgrößten Aussterbeevents in der Erdgeschichte, das vor etwa 66 Millionen Jahren am Ende der Kreidezeit stattfand. Die Zeit nach diesem Ereignis ist in den Weltmeeren durch die Entstehung und Diversifizierung neuer Arten und ganzer Gruppen sowohl von Knochen- als auch Knorpelfischen (Haie und Rochen) gekennzeichnet, die die freigewordenen ökologischen Nischen neu besetzten.

    Dabei experimentierten die neuen Arten manchmal auch mit eigenwilligen Körperbauplänen und neuen ökologischen Strategien. "Aus dieser Perspektive ist die Entstehung eines neuen Körperbauplans bei einem 50 Millionen Jahre alten Stachelrochen wie Lessiniabatis aenigmatica besonders faszinierend, wenn man ihn im Kontext der zeitgleichen und umfangreichen Diversifizierung sowie Entstehung neuer anatomischer Merkmale innerhalb mehrerer Fischgruppen betrachtet. Lessiniabatis aenigmatica kann daher als ein kurzfristiges Experiment der Evolution in einer Zeit angesehen werden, als sich das Leben nach dem Aussterbeereignis am Ende der Kreidezeit langsam wieder erholte", so Giuseppe Marramà.

    Publikation in Scientific Reports:

    Marramà G., Carnevale G., Giusberti L., Naylor G., Kriwet J. 2019. A bizarre Eocene dasyatoid batomorph (Elasmobranchii, Myliobatiformes) from the Bolca Lagerstätte (Italy) reveals a new, extinct body plan for stingrays. Scientific Reports.
    doi: 10.1038/s41598-019-50544-y


    Contact for scientific information:

    Giuseppe Marramà, PhD
    Institut für Paläontologie
    Universität Wien
    1090 - Wien, Althanstraße 14
    +43 1 4277 53530
    giuseppe.marrama@univie.ac.at


    Original publication:

    https://www.nature.com/articles/s41598-019-50544-y


    Images

    Eines der drei Fossilien von Lessiniabatis aenigmatica (MNHN F.Bol.566) aus der berühmten Fossilfundstelle von Monte Bolca (Italien), das als Platte und Gegenplatte erhalten ist.
    Eines der drei Fossilien von Lessiniabatis aenigmatica (MNHN F.Bol.566) aus der berühmten Fossilfund ...
    © Giuseppe Marramà
    None

    Zwei heutige Stachelrochen: a) Taeniura lymma; b) Neotrygon sp. Die Exemplare befinden sich in der Sammlung des Institutes für Paläontologie der Universität Wien.
    Zwei heutige Stachelrochen: a) Taeniura lymma; b) Neotrygon sp. Die Exemplare befinden sich in der S ...
    © Giuseppe Marramà
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Geosciences, History / archaeology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Eines der drei Fossilien von Lessiniabatis aenigmatica (MNHN F.Bol.566) aus der berühmten Fossilfundstelle von Monte Bolca (Italien), das als Platte und Gegenplatte erhalten ist.


    For download

    x

    Zwei heutige Stachelrochen: a) Taeniura lymma; b) Neotrygon sp. Die Exemplare befinden sich in der Sammlung des Institutes für Paläontologie der Universität Wien.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).