idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/14/2019 15:36

Stabilere Gehirnnetzwerke als Merkmal höherer Intelligenz

Jennifer Hohensteiner Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Neurobiologische Studie untersucht, warum sich kognitive Fähigkeiten zwischen Menschen unterscheiden.

    FRANKFURT. Die Vernetzung und Kommunikation zwischen verschiedenen Regionen des menschlichen Gehirns beeinflusst auf vielfältige Weise unser Erleben und Verhalten. Dies trifft auch auf Unterschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit zu. Intelligentere Menschen zeichnen sich durch zeitlich stabilere Interaktionen in neuronalen Netzwerken aus. Dies berichten Dr. Kirsten Hilger und Prof. Dr. Christian Fiebach vom Institut für Psychologie und Brain Imaging Center der Goethe-Universität Frankfurt in einer aktuellen Studie, die sie zusammen mit Dr. Makoto Fukushima und Prof. Dr. Olaf Sporns von der Indiana University in Bloomington, USA durchführten und die am 6. Oktober online in der Zeitschrift Human Brain Mapping veröffentlicht wurde.

    Intelligenz und ihre neurobiologischen Grundlagen
    Verschiedenste Annahmen existieren zu der Frage, warum sich kognitive Fähigkeiten zwischen Menschen unterscheiden. Auch neurobiologische Theorien wurden zur Erklärung dieses grundlegenden Phänomens der Psychologie herangezogen. So wurde beispielsweise angenommen, dass intelligentere Personen bestimmte Hirnregionen stärker nutzen, dass ihre Gehirne effizienter arbeiten oder dass bestimmte Gehirnregionen bei Intelligenteren besser vernetzt sind. Erst in den letzten Jahren wurde es möglich, auf der Grundlage funktioneller Magnetresonanztomographie-Messungen (fMRT) auch die zeitliche Dynamik der Vernetzung des menschlichen Gehirns genauer zu untersuchen. Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt und der Indiana University Bloomington wertete fMRT-Hirnscans von 281 Personen aus, um zu erforschen, wie dynamische Netzwerkeigenschaften des menschlichen Gehirns mit Intelligenz zusammenhängen.

    Stabilität als Vorteil
    Das menschliche Gehirn ist modular organisiert, das heißt, es lässt sich in verschiedene Netzwerke unterteilen, die mit unterschiedlichen Funktionen wie Sehen, Hören oder der Kontrolle zielgerichteten Handelns in Verbindung gebracht werden. In ihrer aktuellen Studie untersuchten Kirsten Hilger und Kollegen, ob sich diese modulare Netzwerkorganisation über die Zeit verändert und speziell, ob diese Veränderungen einen Bezug zum Intelligenzquotienten der Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer aufweisen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die modulare Organisation der Hirnnetzwerke von Intelligenteren über die Dauer der fMRT-Messung geringeren Schwankungen unterworfen war. Diese stabilere Netzwerkorganisation zeigte sich besonders in Hirnsystemen, die mit der willentlichen Kontrolle von Aufmerksamkeit befasst sind.

    Aufmerksamkeit hat eine Schlüsselfunktion
    „Die Erforschung der zeitlichen Dynamik von Gehirnnetzwerken beim Menschen mittels fMRT ist ein relativ neues Forschungsgebiet“, so Hilger. Dennoch vermutet sie: „Es könnte sein, dass die zeitlich stabilere Netzwerkorganisation, die wir bei Intelligenteren beobachteten, verhindert, dass das Gehirn in ungünstige Netzwerkzustände fällt, in denen sich wichtige Netzwerke entkoppeln und die Kommunikation zwischen diesen beeinträchtigt wird.“ Offen bleibt jedoch die Frage, wie genau diese Netzwerkeigenschaften die kognitiven Leistungen beeinflussen: „Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob die zeitlich stabileren Verbindungen die Ursache höherer Intelligenz sind oder vielmehr ihre Folge. Unsere Ergebnisse legen jedoch nahe, dass Prozesse kontrollierter Aufmerksamkeit - also die Fähigkeit, sich gut konzentrieren zu können - für Intelligenz eine wichtige Rolle spielen“, so Hilger.

    Publikation:
    Hilger, K., Fukushima, M., Sporns, O., & Fiebach, C. F. (2019). Temporal Stability of Functional Brain Modules Associated with Human Intelligence. Human Brain Mapping. (DOI: https://doi.org/10.1002/hbm.24807)

    Weitere Informationen:
    Dr. Kirsten Hilger, Institut für Psychologie, Fachbereich 05, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, 60323 Frankfurt. hilger@psych.uni-frankfurt.de, Tel. (0160) 3391686; vgl. Arbeitsgruppe für Neurokognitive Psychologie, http://fiebachlab.org

    Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

    Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main.
    Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

    Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de


    Contact for scientific information:

    Dr. Kirsten Hilger, Institut für Psychologie, Fachbereich 05, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, 60323 Frankfurt. hilger@psych.uni-frankfurt.de, Tel. (0160) 3391686; vgl. Arbeitsgruppe für Neurokognitive Psychologie, http://fiebachlab.org


    Original publication:

    Hilger, K., Fukushima, M., Sporns, O., & Fiebach, C. F. (2019). Temporal Stability of Functional Brain Modules Associated with Human Intelligence. Human Brain Mapping. (DOI: https://doi.org/10.1002/hbm.24807)


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Psychology
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).