idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/18/2019 08:42

Eine Frage der Anziehungskraft

Dr. Susanne Langer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Glyphosat zählt zu den meistgenutzten Herbiziden weltweit – und gleichzeitig zu den meistdiskutierten chemischen Verbindungen: Steht es doch unter Verdacht, eine krebserzeugende Wirkung zu haben. In einer im Fachjournal Nature Sustainability* veröffentlichten Studie zeigt ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), wie Glyphosat mit einfachen Mitteln aus Wasser entfernt werden kann.

    Das FAU-Team um Werkstoffwissenschaftler Prof. Marcus Halik vom Interdisziplinären Zentrum für Nanostrukturierte Filme (IZNF) und Physiker Prof. Dirk Zahn vom Computer Chemistry Center (CCC) sowie das Team von Dr. Leena Banspach vom Bayrischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nutzen die chemische Struktur von Glyphosat, die eine starke Wechselwirkung zu oxidischen Oberflächen aufweist, um das Herbizid an magnetische Eisenoxidpartikel zu binden. Die Partikel können dann mithilfe eines Magneten aus dem Wasser gefiltert werden.

    Wie leistungsfähig ihre Methode ist, zeigen Untersuchungen im Labor. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gelang es bei unterschiedlichsten Proben, den strengen Grenzwert für Glyphosat von 0,1 Mikrogramm/Liter aus der Europäischen Trinkwasserverordnung zu unterschreiten, in vielen Fällen das Glyphosat sogar so weit zu entfernen, dass es nicht mehr nachgewiesen werden konnte.

    Der hohe Wirkungsgrad konnte nicht nur experimentell beobachtet werden. Durch Molekular-Dynamik-Simulationen in der Gruppe von Prof. Dirk Zahn konnte das Team ihn auch in der Theorie nachvollziehen: Glyphosat wird gegenüber anderen im Wasser gelösten Stoffen besonders gut an die Eisenoxidpartikel gebunden.

    Anhand von Wasserproben aus dem Dechsendorfer Weiher, in denen neben geringen Konzentrationen an Glyphosat (~ 0,6 Mikrogramm/Liter) noch weitere organische Kontaminationen, wie beispielsweise das Herbizid Diuron oder das Fungizid Fluopyram, nachgewiesen werden konnten, lies sich diese vorhergesagte Selektivität auch experimentell bestätigen. Nach der Behandlung der Wasserproben mit den Eisenoxidpartikeln und deren magnetischer Entfernung hatte das „Dechsi-Wasser“ Trinkwasserqualität – zumindest bezogen auf Glyphosat.

    Die magnetischen Partikel können mehrfach verwendet werden, was in Kombination mit dem niedrigen Preis der Eisenoxidpartikel die Grundlage für ein ökologisch nachhaltiges und ökonomisch sinnvolles Verfahren darstellt. Ziel ist dabei nicht der flächendeckende Einsatz von Eisenoxidpartikeln, sondern, ein Toolkit zu entwickeln, welches schnell und preiswert lokale Extremkonzentrationen beseitigen kann. Noch werden jedes Jahr 700.000 Tonnen Glyphosat hergestellt, transportiert, gelagert und eingesetzt – was bei unsachgemäßer Handhabung ein beträchtliches Risikopotential darstellt.

    Die Arbeiten wurden durch den Exzellenzcluster EAM (Engineering of Advanced Materials) aus der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder und durch die Graduate School Molecular Science (GSMS) an der FAU unterstützt.


    Contact for scientific information:

    Weitere Informationen:
    Prof. Marcus Halik
    Tel.: 09131/85-70367
    marcus.halik@fau.de


    Original publication:

    DOI: 10.1038/s41893-019-0452-6


    Images

    Die Methode des FAU-Teams: Das in Wasser gelöste Glyphosat wird an Eisenoxidpartikel gebunden (Mitte). Mithilfe eines Magneten wird der Glyphosat-Eisenoxid-Komplex aus dem Wasser gefiltert.
    Die Methode des FAU-Teams: Das in Wasser gelöste Glyphosat wird an Eisenoxidpartikel gebunden (Mitte ...
    Grafik: Hyoungwon Park/FAU/Nature Sustainability
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Materials sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Die Methode des FAU-Teams: Das in Wasser gelöste Glyphosat wird an Eisenoxidpartikel gebunden (Mitte). Mithilfe eines Magneten wird der Glyphosat-Eisenoxid-Komplex aus dem Wasser gefiltert.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).