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02/11/2020 09:50

Krankheitserregendes Darmbakterium hartnäckiger als gedacht

Alexandra Frey Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Das krankheitserregendes Bakterium Clostridium difficile kann lebensgefährlichen Durchfall erzeugen und wird für die Mehrzahl von Darminfektionen in Spitälern verantwortlich gemacht. Obwohl bislang oft ein Zusammenhang mit der Gabe von bestimmten Antibiotika vermutet wurde, zeigt eine Studie des Mikrobiologen Martin Polz in Nature Microbiology, dass dies nur eine lückenhafte Erklärung ist. Das Forschungsteam vom Massachusetts Institute of Technology und der Universität Wien fand heraus, dass Clostridium-Infektionen jeglichem Durchfall – egal ob behandelt oder unbehandelt – folgen können und die Erkrankung auch über viele Monate hinweg wieder aufflammen kann.

    Das Bakterium Clostridium difficile kann Giftstoffe ausscheiden, die unter Umständen eine Darmentzündung mit schweren, oft unheilbaren, Durchfällen verursachen. Um den hoch ansteckenden Keimen beizukommen, setzen Krankenhäuser bislang auf intensive Hygieneprogramme sowie die Variation bei der Gabe von Antibiotika – dennoch konnten die Fälle nicht nennenswert gesenkt werden. Es scheint sehr wahrscheinlich, dass das krankheitserregende Stäbchenbakterium vor allem außerhalb von Spitälern übertragen wird. Da Clostridium difficile auch den Darm nach einer Infektion mit anderen Durfallerregern besiedeln, kann es auch sein, dass derlei Infektionen oft fehldiagnostiziert werden.

    Das internationale Forschungsteam um Martin Polz vom Massachusetts Institute of Technology und der Universität Wien nutzte in der aktuellen Studie zunächst öffentlich verfügbare Sequenzierungsdaten und analysierte das bisherige Vorkommen. Obwohl alle Daten unterschiedliche Aspekte der Kolonisierung und Ausbreitung aufzeigen, entdeckten die Wissenschafter*innen eine Person, deren Werte die wichtigsten Beobachtungen aus der Studie besonders veranschaulichten. Im Rahmen einer Langzeitbeobachtung, konnte Clostridium difficile auch unmittelbar nach der Genesung von einer Lebensmittelvergiftung nachgewiesen werden. "Während dieser Zeit schwankte das Vorkommen von einem Tag zum nächsten um mehrere Größenordnungen – oft tagelang unter die Nachweisgrenze, bevor es dann zu einem Wiederaufleben kam", erklärt Polz.

    Dieses Muster der Besiedlung nach mehr oder weniger starken Darmerkrankungen konnte in weiterer Folge an mehreren Personen beobachtet werden, was letztendlich nahelegt, dass Clostridium difficile Menschen erst in den Tagen unmittelbar nach der Erkrankung besiedelt. Das Bakterium kann über Jahre hinweg im menschlichen Darm verbleiben und das Vorkommen von Tag zu Tag erheblich schwanken. "Bisher hat man geglaubt, dass Clostridium difficile vor allem in Krankenhäusern übertragen wird und sich dort in Menschen, deren Darmflora durch Gabe von Antibiotikagabe geschwächt ist, ansiedeln kann. Die aktuellen Ergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass der Keim wesentlich häufiger auftritt und jeglicher Darmstörung – egal ob durch Antibiotika, anderen Infektionskrankheiten oder einfachen Reisedurchfall verursacht – folgen kann", so der Mikrobiologe abschließend.

    Publikation in Nature Microbiology:
    Diarrheal events can trigger long-term Clostridium difficile colonization with recurrent blooms, VanInsberghe, D., Elsherbini, J., Varian, B., Poutahidis, T., Erdman, S., Polz, M.F.,
    DOI: 10.1038/s41564-020-0668-2


    Contact for scientific information:

    Univ.-Prof. Dr. Martin F. Polz
    Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung
    Universität Wien
    1090 - Wien, Althanstraße 14 (UZA I)
    +43-1-4277-912 07
    martin.f.polz@univie.ac.at


    Original publication:

    Diarrheal events can trigger long-term Clostridium difficile colonization with recurrent blooms, VanInsberghe, D., Elsherbini, J., Varian, B., Poutahidis, T., Erdman, S., Polz, M.F., Nature Microbiology.
    DOI: 10.1038/s41564-020-0668-2


    More information:

    https://medienportal.univie.ac.at/presse/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/...


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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