idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/29/2020 11:29

Wald im Wandel

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

    Eine neue Studie zeichnet ein düsteres Bild für die Zukunft des Waldes. Der Wald ist weltweit großen Belastungen ausgesetzt. Klimatische Extreme wie Hitze und Dürre setzen ihm zu. Eine im Fachmagazin Science erschienene Studie mit Beteiligung der Technischen Universität München (TUM) ist der Frage nachgegangen, wie der globale Wandel Wälder in Zukunft verändern könnte. Die Forscherinnen und Forscher zeigen die mögliche Entwicklung des Waldes auf und liefern damit eine wichtige Grundlage für Waldpolitik und Waldbewirtschaftung.

    Die beiden Hitzesommer 2018 und 2019 haben Mitteleuropas Wäldern massiv zugesetzt. Alleine in Deutschland kam es in diesen beiden Jahren zum Absterben von mehr als 200.000 Hektar Wald, was annähernd der Fläche des Saarlandes entspricht. In Australien gab es in den vergangenen Monaten Waldbrände ungeahnten Ausmaßes und auch im Amazonas standen große Waldflächen in Flammen.

    Und doch zeugen manche Satellitendaten und Modellrechnungen von einem Ergrünen des Planeten, dem „global greening“. Gleichzeitig zeigen Langzeitbeobachtungen, dass Bäume – nicht zuletzt aufgrund des steigenden CO2-Gehaltes in der Atmosphäre und kürzerer Winter – vor allem auch in Mitteleuropa heute besser wachsen als noch vor einigen Jahrzehnten. Wie wird also der Wald der Zukunft aussehen?

    Effekte des globalen Wandels

    Der globale Wandel wirkt sich sowohl auf das Wachsen als auch auf das Sterben von Bäumen aus. Die Studie mit Beteiligung von Rupert Seidl, Professor für Ökosystemdynamik und Waldmanagement an der TUM, untersucht acht zentrale Faktoren, die die Demographie der Wälder beeinflussen.

    Dabei finden Änderungen in Temperatur und CO2 ebenso Berücksichtigung wie Luftfeuchtigkeit, Dürre, Waldbrand, Windwurf, Insekten und Landnutzung. „Unsere Analysen zeigen, dass wir gerade einen Wechsel von überwiegend positiven Effekten des globalen Wandels hin zu einer Periode der wachsenden Limitierungen für Bäume erleben“, sagt Rupert Seidl.

    Das Baumsterben geht weiter

    Während positive Effekte auf das Wachsen von Bäumen in Zukunft stark variabel und lokal unterschiedlich ausfallen werden, zeigt sich ein über alle Faktoren hinweg einheitlich negatives Bild in Hinblick auf Mortalität. Störungen wie Waldbrände, Insektenschäden, Windwurfereignisse und Dürren nehmen im Klimawandel an Häufigkeit und Stärke zu.

    „Das Baumsterben wird weitergehen“, so Seidl, „wobei große Bäume besonders betroffen sind, da sie beispielsweise dem Wind stärker ausgesetzt sind und es für sie schwerer ist, ihre Blätter kontinuierlich mit Wasser aus dem Boden zu versorgen.“

    Der Wald verändert sich

    Die Zukunft des Waldes geht also in Richtung kleinere Bäume, offenere Bestände und niedrigere Biomasse. Das könnte bedeutende Auswirkungen auf die Klimaschutzwirkung von Wäldern haben: Weniger Biomasse heißt nämlich auch, dass geringere Mengen an Kohlenstoff aus der Atmosphäre im Wald gespeichert werden, was den Klimawandel weiter anheizt.

    Auch andere für den Menschen wichtige Leistungen des Waldes, wie die Filterung von Trinkwasser und der Schutz vor Naturgefahren wie Muren und Hochwasser, welche gerade im dicht besiedelten Mitteleuropa von besonderer Bedeutung sind, könnten unter diesen Entwicklungen leiden. Und auch auf die Biodiversität wird der zunehmende Verlust von alten Wäldern und großen Bäumen sich auswirken.

    Der globale Wandel und seine Auswirkungen stellen die Waldbewirtschafterinnen und Waldbewirtschafter daher vor die große Herausforderung, die vielfältigen Leistungen des Waldes auch in Zukunft nachhaltig für die Gesellschaft sicherzustellen.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Rupert Seidl
    Technische Universität München
    Wissenschaftszentrum Weihenstephan
    Lehrstuhl für Ökosystemdynamik und Waldmanagement in Gebirgslandschaften
    Hans-Carl-von-Carlowitz-Platz 2
    85354 Freising
    Tel: +49-8161-71-4691


    Original publication:

    Nate G. McDowell, Craig D. Allen, Kristina Anderson-Teixeira, Brian H. Aukema, Ben Bond-Lamberty, Louise Chini, James S. Clark, Michael Dietze, Charlotte Grossiord, Adam Hanbury-Brown, George C. Hurtt, Robert B. Jackson, Daniel J. Johnson, Lara Kueppers, Jeremy W. Lichstein, Kiona Ogle, Ben Poulter, Thomas A.M. Pugh, Rupert Seidl, Monica G. Turner, Maria Uriarte, Anthony P. Walker, Chonggang Xu (2020): Pervasive shifts in forest dynamics in a changing world. In: Science 368. doi: 10.1126/science.aaz9463


    More information:

    https://science.sciencemag.org/content/368/6494/eaaz9463 (Originalpublikation)
    https://www.professoren.tum.de/seidl-rupert/ (Profil Prof. Seidl)
    https://www.edfm.wzw.tum.de/ (Lehrstuhl für Ökosystemdynamik und Waldmanagement in Gebirgslandschaften)
    https://www.tum.de/nc/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/details/36048/ (Pressemitteilung der TUM)
    https://www.sciencecodex.com/global-environmental-changes-leading-shorter-younge...
    https://mediatum.ub.tum.de/1546570 (Fotos)


    Images

    Baumwipfel
    Baumwipfel
    K. Baumeister / TUM
    K. Baumeister / TUM

    Wald - Quo vadis?
    Wald - Quo vadis?
    K. Baumeister / TUM
    K. Baumeister / TUM


    Attachment
    attachment icon Waldsterben

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Biology, Environment / ecology, Oceanology / climate, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Baumwipfel


    For download

    x

    Wald - Quo vadis?


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).