idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/10/2020 12:34

„Mobile Miniapotheken“ im Praxistest: Forscher untersuchen den Einsatz einer neuartigen Zelltherapie gegen Krebs

Susanne Langer Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Wenn der Krebs wiederkehrt, ist die Hoffnung vieler Patienten die CAR-T-Zell-Therapie. Bei dieser Behandlung sollen gentechnisch veränderte Immunzellen die Krebszellen aufspüren und vernichten. Um die Einsatzmöglichkeiten dieses Ansatzes zu untersuchen, fördert das BMBF jetzt ein Verbundprojekt von vier deutschen Uni-Klinika und einem Biotechnologieunternehmen mit sechs Millionen Euro. „Ziel ist es, hochwirksame CAR-T-Zellen zu entwickeln, die nicht nur bestimmte Formen der Leukämie erfolgreich behandeln können, sondern auch andere bösartige Tumoren mit bislang ungünstiger Prognose“, erklärt Prof. Dr. Andreas Mackensen, Projektkoordinator am Standort Erlangen.

    Bei einigen Leukämien und Lymphomen ist es bereits gelungen, die wirksamsten Abwehrzellen des körpereigenen Immunsystems – die T-Zellen – so zu verändern, dass sie die Krebszellen als fremd erkennen und abstoßen. Dazu werden den Patienten T-Zellen aus dem Blut entnommen und mit speziellen „Fühlern“ für die Krebszellen ausgestattet – sogenannten chimären Antigen-Rezeptoren, kurz CAR. Nach einer milden und kurzen Chemotherapie werden dem Patienten die Zellen zurückgegeben. Im Körper vermehren sie sich, spüren Krebszellen auf und vernichten diese. „Anschließend schützen die CAR-T-Zellen den Patienten oft noch über viele Monate und sogar Jahre gegen eine Rückkehr der Erkrankung“, betont Prof. Mackensen. Bisher wurde die Behandlung mit CAR-T-Zellen nur bei sehr wenigen Krebserkrankungen erfolgreich angewendet. Gegen die meisten Tumoren reicht die Wirksamkeit verfügbarer CAR-T-Zell-Therapeutika nicht aus, denn: Solide Tumoren können sich sehr gut gegen das Abwehrsystem schützen.

    Deshalb erarbeitet eine Forschergruppe aus Erlangen, Hannover, Münster und Regensburg gemeinsam mit dem Biotechnologieunternehmen Miltenyi Biotec ein neues Wirkprinzip, das die Aktivität von CAR-T-Zellen gegen solche widerstandsfähigen Tumoren gezielt verstärkt. Dafür tragen die Therapiezellen einen Wirkstoff in sich, den sie erst nach der Bindung an die Tumorzellen freigeben. Dabei handelt es sich um einen starken Botenstoff des Abwehrsystems, der die Wirkung der T-Zellen gegen den Tumor vervielfacht und es ihnen ermöglicht, sich im Tumor zu vermehren und optimal zu funktionieren. „CAR-T-Zellen werden also wie mobile Miniapotheken benutzt, die den Wirkstoff dahin tragen, wo er gebraucht wird. Das soll Nebenwirkungen an gesunden Geweben vermeiden“, erläutert Andreas Mackensen. Das im Verbund entwickelte Zellprodukt erkennt ein Merkmal, das auf Neuroblastomen – bösartigen Tumoren des Kindesalters – vorkommt. Zudem findet sich dieses Merkmal auch bei einigen Fällen von Knochensarkomen und Brustkrebs.

    Die Förderung durch das BMBF in Höhe von sechs Millionen Euro ermöglicht die klinische Prüfung dieser neuen, vielversprechenden Strategie. In einer Vorbereitungszeit von zwei Jahren werden die Wissenschaftler in ihren Laboren die neuen CAR-T-Zellen weiterentwickeln. Gleichzeitig wird an den zwei akademischen Standorten Münster und Erlangen die Herstellung des Zellprodukts nach pharmazeutischen Sicherheitsstandards etabliert. Schließlich werden in einer klinischen Studie an allen vier beteiligten Standorten die Sicherheit und die Wirksamkeit der klinischen Anwendung des neuen CAR-T-Zell-Produkts bei Kindern und Erwachsenen mit bislang unheilbaren Krebserkrankungen geprüft.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Andreas Mackensen
    Tel.: 09131 85-35954
    andreas.mackensen@uk-erlangen.de


    Images

    Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Universitätsklinikums Erlangen
    Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische On ...
    Michael Rabenstein
    Uni-Klinikum Erlangen

    Im GMP-Labor der Medizin 5 werden die neuen CAR-T-Zellen für die vom BMBF geförderte Studie selbst hergestellt.
    Im GMP-Labor der Medizin 5 werden die neuen CAR-T-Zellen für die vom BMBF geförderte Studie selbst h ...
    Knut Pflaumer
    Knut Pflaumer


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Universitätsklinikums Erlangen


    For download

    x

    Im GMP-Labor der Medizin 5 werden die neuen CAR-T-Zellen für die vom BMBF geförderte Studie selbst hergestellt.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).