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01/29/2021 09:48

Fußball und Inklusion: Auf das richtige Trainingsklima kommt es an

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Fußballspielen kann die Inklusion von Jugendlichen fördern, die nicht aus der vorherrschenden Kultur eines Landes kommen, also von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Entscheidend für das Gefühl, dazuzugehören und angenommen zu werden, ist dabei die Art des Trainings, genauer gesagt das vom Trainer vermittelte Motivationsklima. So eignet sich ein aufgabenorientiertes Training maßgeblich besser als ein leistungs- und wettbewerbsorientiertes Training.

    Dies geht aus der aktuellen Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams hervor, dem auch Anne-Marie Elbe angehört, Professorin für Sportpsychologie an der Universität Leipzig. Gesellschaftlich bedeutsam ist diese Erkenntnis, da insbesondere Erfahrungen im Jugendalter prägenden Einfluss auf die Einstellungen und Haltungen eines Menschen haben.

    Fußballspielen kann die Inklusion von Jugendlichen fördern, die nicht aus der vorherrschenden Kultur eines Landes kommen, also von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Entscheidend für das Gefühl, dazuzugehören und angenommen zu werden, ist dabei die Art des Trainings, genauer gesagt das vom Trainer vermittelte Motivationsklima. So eignet sich ein aufgabenorientiertes Training maßgeblich besser als ein leistungs- und wettbewerbsorientiertes Training. Dies geht aus der aktuellen Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams hervor, dem auch Anne-Marie Elbe angehört, Professorin für Sportpsychologie an der Universität Leipzig. Gesellschaftlich bedeutsam ist diese Erkenntnis, da insbesondere Erfahrungen im Jugendalter prägenden Einfluss auf die Einstellungen und Haltungen eines Menschen haben.

    Fußball gilt als Mustersport der Inklusion. „Erstaunlicherweise mangelt es nach unserem Kenntnisstand jedoch an Theorie und Forschung in Bezug auf das Inklusionsgefühl Jugendlicher im Teamsport“, schreiben die Autorinnen und Autoren in ihrer Studie. Diese Lücke zu füllen sei wichtig, denn Teamsport habe nicht zwangsläufig Inklusionscharakter.
    Für ihre Untersuchung befragte das dänisch-niederländisch-deutsche Wissenschaftlerteam 245 Jungen im Alter von 10 bis 16 Jahren zu ihren Erfahrungen. „Wir haben uns auf diese Altersgruppen konzentriert, weil insbesondere in diesem Zeitfenster positive interkulturelle Kontakterfahrungen zu positiveren Gruppeneinstellungen im Erwachsenenalter führen“, so die Autoren. Die Probanden gehören zu zwei niederländischen Fußballclubs, bei denen sehr diverse Teams trainieren. Die Mehrheit der Studienteilnehmer, das sind 61,6 Prozent, hat einen Migrationshintergrund. Das heißt, der Spieler selbst oder wenigstens ein Elternteil wurde außerhalb der Niederlande geboren.

    Inklusion besteht für das Forscherteam dabei aus zwei Komponenten, erläutert Anne-Marie Elbe von der Universität Leipzig: „Wie stark fühle ich mich einer Mannschaft zugehörig? Und wie stark habe ich das Gefühl, dass ich so sein kann, wie ich bin – also authentisch mit beispielsweise meiner anderen kulturellen Herkunft?“ Dieses Inklusionsverständnis stützt sich auf bereits anerkannte Forschungsarbeiten anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

    „Unsere Annahme in der Studie war, dass das Gefühl von Inklusion damit zusammenhängt, was für ein motivationales Klima in dieser Mannschaft existiert, das heißt, vom Trainer erzeugt wird“, so Elbe weiter. Unterschieden wird dabei zwischen einem leistungsorientierten Motivationsklima auf der einen Seite, wo es gilt, besser zu sein als andere Spieler im eigenen Team, sowie einem aufgabenorientierten Motivationsklima auf der anderen Seite. Bei der Aufgabenorientierung gilt der Blickpunkt dem einzelnen Spieler und der Verbesserung seiner eigenen Fähigkeiten. Es geht um die Motivation eines jeden, hinzuzulernen: Gelingt es ihm, eine Aufgabe gut zu machen beziehungsweise kann er vermeiden, sie schlechter als zuvor zu machen?

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Anne-Marie Elbe konnten nun zeigen, dass ein aufgabenorientiertes Trainingsklima positiv mit dem Inklusionsempfinden der jugendlichen Spieler zusammenhängt, ein wettbewerbsorientiertes Klima hingegen negativ. Wenn beide Trainingsarten nebeneinander angewendet wurden, konnten Spieler ohne Migrationshintergrund noch gut damit umgehen, ohne dass ihr Zugehörigkeitsgefühl zu sehr litt. Bei Spielern mit Migrationshintergrund jedoch war zu beobachten, dass ihr Inklusionsgefühl nur dort stabil war, wo ein hohes Maß an Aufgabenorientierung vorherrschte und der Wettbewerbsansatz innerhalb der eigenen Mannschaft nicht oder nur wenig verfolgt wurde.

    „Man kann also nicht per se sagen, dass es positive Auswirkungen hat, Mitglied einer Fußballmannschaft zu sein. Um positive Auswirkungen mit dem Fußballtraining zu erzielen, muss sich der Trainer in einer bestimmten Art und Weise verhalten und ein spezifisches Klima während der Trainingseinheit herstellen. Darin steckt sehr großes Potential, und dies ist von enormer gesellschaftlicher Bedeutung“, sagt Anne-Marie Elbe. „Mit unserer Studie haben wir dazu beigetragen, die quantitative Forschung zu Inklusion und Sport etwas zu erweitern.“

    Anne-Marie Elbe war bis 2017 an der Universität Kopenhagen tätig, wo sie die Studie – das Promotionsvorhaben von Silke Dankers – mitbetreute. Das Vorhaben wurde im Rahmen des Zentrums „Team Sports and Health“ der Universität Kopenhagen durchgeführt und durch den Nordea-Fonds gefördert. Die Ergebnisse veröffentlichten die Forscherinnen und Forscher nun in der renommierten Fachzeitschrift „Psychology of Sport and Exercise“.

    Originaltitel der Fachveröffentlichung in „Psychology of Sport and Exercise":
    "Perceived inclusion in youth soccer teams: The role of societal status and perceived motivational goal climate",

    Psychology of Sport and Exercise, Volume 53, 2021,
    doi: 10.1016/j.psychsport.2020.101882 , ISSN: 1469-0292

    Birgit Pfeiffer


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Anne-Marie Elbe
    Institut für Sportpsychologie und Sportpädagogik
    Telefon: +49 341 97-31633
    E-Mail: amelbe@uni-leipzig.de


    More information:

    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1469029220308670
    http://www.spowi.uni-leipzig.de/fakultaet/institute-fachgebiete/psychpaed/personal/prof-dr-anne-marie-elbe/


    Images

    Anne-Marie Elbe, Professorin für Sportpsychologie an der Universität Leipzig.
    Anne-Marie Elbe, Professorin für Sportpsychologie an der Universität Leipzig.
    Foto: Swen Reichhold


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Psychology, Sport science
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Anne-Marie Elbe, Professorin für Sportpsychologie an der Universität Leipzig.


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