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11/11/1998 00:00

Schwerpunkt Südostasien: Vielfalt der Kulturen

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Staat, Nation, Gesellschaft - Begriffe, die eindeutig definiert scheinen und doch eine Vielfalt von Bedeutungen in sich tragen. Deutlich wird dies, wenn man die europäischen Modelle mit denen in Südostasien vergleicht. Was hier eine Zusammenlegung überwiegend homogener Interessen ist, stellt sich im südostasiatischen Raum als Verbindung vollkommen unterschiedlicher Kulturen dar. Zur Erforschung von Staat und Gesellschaft in Südostasien hat sich nun an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster der "Interdisziplinäre Forschungs- und Studienverbund Südostasien" gegründet, berichtet die neue Ausgabe der "muz - Münsters Universitäts-Zeitung". Der Verbund umfaßt den Forschungsverbund "Kulturelle Diversität und die Konstruktion von Gemeinwesen in Südostasien: Kontinuität, Diskontinuität und Transformation" und alle an der WWU angesiedelten Lehrveranstaltungen zu Südostasien. Das Land unterstützt den Verbund durch die Finanzierung der Stelle von Geschäftsführerin Dr. Jacqueline Knörr.

    "Südostasien ist ein rein regionaler Terminus, der eine Vielzahl unterschiedlicher Kulturen umfaßt", beschreibt der Ethnologe Prof. Josephus Platenkamp, Sprecher des Verbundes, das Projekt. Im ersten Schritt konzentrieren sich die Wissenschaftler auf Gesellschaften, die Teil der Staaten Indonesien und Laos sind. In ihrer Unterschiedlichkeit sind sie beispielhaft für die Situation in Südostasien. Das gilt für den Vergleich der Staaten untereinander - so ist Indonesien beispielsweise mit 180 Millionen Moslems der größte islamische Staat der Welt, während Laos und Thailand stark buddhistisch und die Philippinen christlich geprägt sind -, aber auch für Strukturen innerhalb der Staaten. So gibt es mindestens 300 verschiedene Sprachen in Indonesien und ebenso viele Kulturen. "Über Jahrhunderte haben sich in diesem Raum multi-ethnische Gemeinwesen herausgebildet", erläutert Platenkamp.

    "Sehr komplizierte historische Prozesse mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen" hat Platenkamp ausgemacht. So sah die Kolonisierung je nach Kolonialherr und bestehender politischer Struktur sehr unterschiedlich aus, was sich bis in die Gegenwart auswirkt. Der Prozeß der Dekolonisierung verlief in jedem Land anders. Die Gründung der Staaten aber wurde überall begleitet von einem ausgeprägten politischen Bewußtsein, welches die nationale Unabhängigkeit auf der Grundlage einer jeweils eigenen kulturspezifischen Identität verwirklichen wollte. Die kulturellen Vorstellungen wurden Teil der politischen Ideologien und diese zu charakteristischen Kennzeichen der Staaten.

    An dem Forschungsverbund, der sich zu einer Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und später zu einem Sonderforschungsbereich entwickeln soll, beteiligen sich Ethnologen, Soziologen, Politikwissenschaftler, Historiker, Juristen und Islamwissenschaftler. Die Interdisziplinarität fördert die vergleichende Forschung. Während Politikwissenschaftler und Soziologen die staatliche Ebene betrachten, werden sich Ethnologen mit der Entwicklung von Gemeinwesen auf der regionalen Ebene beschäftigen, Historiker und Islamwissenschaftler mit der historischen Entstehung der untersuchten Phänomene. "Wir wollen die Eigenheiten der einzelnen Staaten herausfinden, aber auch die Gemeinsamkeiten", so Platenkamp. Deutlich wird dies im ökonomischen Bereich: Obwohl das wirtschaftliche Wachstum noch sehr ungleich verteilt ist, so unternehmen doch alle südostasiatischen Staaten Anstrengungen in Richtung einer möglichst raschen Industrialisierung weg von den traditionell agrarisch ausgerichteten Ökonomien.

    Bei ihren Untersuchungen arbeiten die münsterschen Wissenschaftler nicht nur mit europäischen Kollegen aus Leiden, Oxford und Paris zusammen, sondern auch mit denen in Indonesien und Laos. Forschungsgenehmigungen werden nur bei Zusammenarbeit mit einem einheimischen Institut erteilt. "So entsteht auch ein Wissenstransfer ins Land hinein", erläutert Platenkamp.

    Dem Wissenstransfer dient auch das Master-Programm, dessen finanzielle Unterstützung beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) beantragt wurde und zum WS 1999/2000 starten soll. Der englischsprachige Studiengang mit Credit-Point-System soll 15 deutsche und 15 südostasiatische Studierende zusammenführen. Auf deutscher Seite ist das Interesse der Studierenden groß - kaum verwunderlich, gewinnen die Länder in Südostasien doch immer größere wirtschaftliche Bedeutung. Für Platenkamp ist der Studiengang eine Zukunfts-Investition: "Wir bilden nicht nur Studenten aus, sondern auch künftige Forschungspartner im südostasiatischen Raum".


    More information:

    http://www.uni-muenster.de/SOAsien/Welcome-d.html


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    Criteria of this press release:
    Geosciences, Philosophy / ethics, Religion, Social studies
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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