idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/09/2021 09:00

Digitale Vororder - Corona-Notlösung oder Zukunft des Modeeinkaufs?

Jana Elsner Hochschulkommunikation
Duale Hochschule Baden-Württemberg

    In England und den USA waren digitale Orderplattformen bereits vor der Corona-Pandemie weit verbreitet. Immer mehr Händler bestellten dort online, anstatt die Ware wie bisher im Showroom zu mustern. Aufgrund der Coronakrise steigt auch in Deutschland der Anteil digital eingekaufter Waren. Die aktuelle Studie von Prof. Dr. Oliver Janz, Studiengangleiter im Schwer-punkt Fashion Management an der DHBW Heilbronn, und DHBW-Studentin Maja Mager liefert erste Zahlen zur digitalen Order in Deutschland. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem BTE und dem BDSE und untersucht die Herausforderungen und die Zukunftsperspektive von Online-Bestellprozessen für Händler.

    Die Corona-Pandemie hat die Textilbranche fest im Griff und treibt in allen Stufen des Wertschöpfungsprozesses die Digitalisierung weiter voran. Das betrifft in hohem Maße auch den Orderprozess der Händler.

    Orderprozess im Umbruch
    Als Vororder bezeichnet die Branche Bestellungen von Kollektionsteilen mit einer Vorlaufzeit von drei bis zwölf Monaten. In den letzten Jahren haben schnelllebige Trends, unsichere Wetterlagen und hohe Risiken im Abverkauf dazu geführt, die Orderzyklen immer weiter zu verkürzen. Doch nicht nur die Zyklen und die Sortimentsauswahl, sondern auch der Bestellprozess unterliegt großen Veränderungen: Reisebeschränkungen und Hygienevorschriften haben in den letzten Monaten dazu geführt, dass viele Händler die Order aus der Distanz digital durchgeführt haben. Orderplattformen wie Joor, NuOrder, die Fashion Cloud oder Quintet 24 konnten ihr Wachstum in dieser Zeit noch einmal beschleunigen. Die Branche steht aktuell vor der Frage, ob sich die digitale Vororder künftig breitflächig durchsetzen wird oder ob der Orderprozess nach der Corona-Krise wieder verstärkt vor Ort im persönlichen Kontakt stattfinden wird.

    Neben Corona spüren die Händler auch von Seiten einiger großer Marken Druck, künftig verstärkt digital zu ordern, denn der Aufwand, Musterkollektionen zu produzieren und weltweit auszustellen, ist enorm.

    „Adidas und Nike haben so gut wie gar keine Musterteile mehr.“
    Bartosz Mollin, Einkauf Herren – Modepark Röther

    Aktuell gibt es eine große Bandbreite an digitalen Orderprozessen: Während manche Hersteller mit eiligst erstellten Powerpoint-Präsentationen, Excel-Tabellen und Video-konferenzen agieren, greifen andere auf die verschiedenen Angebote professioneller Plattformen zurück. Die Kollektionen werden digital in aufwändigen Lookbooks, Fotostrecken und über hochwertige interaktive Videos präsentiert. Die Beratung findet auch hier meist über etablierte Videokonferenz-Anbieter wie Microsoft Teams oder Zoom statt.

    Studiendesign
    Die vorliegende Befragung wurde in Kooperation mit dem BTE und dem BDSE durchgeführt. Zwei Drittel der 143 Befragten sind Einkäufer aus dem Bekleidungshandel, ein Drittel der Teilnehmer arbeitet im Schuhhandel. Die überwiegende An-zahl der Studienteilnehmer sind kleine Händler (mit überwiegend 1-10 Angestellten). Das Erhebungsdesign basiert auf Experteninterviews, sowohl mit Vertretern bekannter Web-Plattformen als auch erfahrenen Führungskräften aus dem Modehandel. Befragt wurden die Händler nach ihren Erfahrungen im Bestellzeitraum für die Sai-on Frühjahr/Sommer 2022 und Herbst/Winter 2021.

    Erste Erfahrungen mit digitaler Vororder
    Zwei Drittel der Händler haben bereits eine digitale Vororder geschrieben, über 50 Prozent geben allerdings an, dass das nur aufgrund der Corona-Pandemie geschehen ist. Etwas mehr als die Hälfte der Einkäufer hat weniger als 10% der Order digital geschrieben. Es gibt aber auch Einkäufer, die mehr als die Hälfte des Ordervolumens der vergangenen Saison digital geschrieben haben. Tendenziell ordern größere Unternehmen eher digital als kleinere. Lieferantenübergreifende Orderplattformen sind den meisten der befragten Einkäufer nicht bekannt. Nur wenige haben bereits über eine solche Plattform geordert. Am bekanntesten ist die Fashion Cloud. 12% der Einkäufer geben an, über die Fashion Cloud geordert zu haben.

    Vor- und Nachteile
    Der große Vorteil der digitalen Order ist eindeutig die Zeitersparnis, einmal durch den Wegfall der Reisezeit, andererseits durch eine bessere Strukturierung der Ordertermine. Reduziert sich der Aufwand für eine Order, kann häufiger geordert werden. Verkürzen sich die Orderzyklen, sinkt die Fehlerquote bei den Bestellungen und da-mit auch das Risiko für den Händler.
    Der Nachteil der digitalen Vororder liegt – wie auch beim digitalen Shopping – in der fehlenden Haptik, der Möglichkeit, die Ware zu fühlen und anzufassen. Andere Händler befürchten eine falsche Darstellung der Farben und eine Fehleinschätzung der Passform. Besonders kritisch werden diese Punkte von Händlern gesehen, die bisher noch keine Erfahrung mit der digitalen Vororder gemacht haben.


    Ausblick
    „Wichtig wird in der nahen Zukunft sein, Corona-Notlösungen abzuschalten und die digitale Order weiter zu professionalisieren“, schätzt Prof. Dr. Oliver Janz, Studien-gangsleiter BWL-Handel / Fashion Management an der DHBW Heilbronn, die Situation ein.“ Viele Händler wünschen sich dafür eine lieferantenübergreifende Orderplatt-form, die den Orderprozess vereinfacht und die Transparenz erhöht.“
    Aktuell sind sich die deutschen Fashion-Händler noch nicht einig: Manche Händler lehnen die digitale Vororder ab, andere wiederum geben an, in Zukunft bis zu 100 Prozent ihrer Bestellungen online abwickeln zu wollen. Tatsache ist aber, dass 96 Prozent aller Händler, die bereits Erfahrungen mit der digitalen Order gesammelt haben, auch in Zukunft digital bestellen wollen. „Es wird wohl auf eine Hybridlösung hinauslaufen“, vermutet Janz.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Oliver Janz


    Original publication:

    " Digitale Vororder –
    Corona-Notlösung oder die Zukunft des Modeeinkaufs?
    Ergebnisse einer Einkäuferbefragung "
    Prof. Dr. Oliver Janz/Maja Mager
    48 Seiten
    Februar 2021
    ISBN- 9 783753 425269


    More information:

    http://Zu bestellen unter:
    https://www.bod.de/buchshop/digitale-vororder-corona-notloesung-oder-die-zukunft...


    Images

    Prof. Dr. Oliver Janz
    Prof. Dr. Oliver Janz
    DHBW Heilbronn
    DHBW Heilbronn

    Maja Mager
    Maja Mager
    DHBW Heilbronn
    DHBW Heilbronn


    Attachment
    attachment icon Potentielle Vorteile der digitalen Vororder

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Economics / business administration
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

    Prof. Dr. Oliver Janz


    For download

    x

    Maja Mager


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).