CEJ-Ringvorlesung "Über Deutschland" an der Universität Jena am 28. April mit dem Slawisten Prof. Dr. Ulrich Steltner
Jena (21.04.04) Recht bald nach seinem Amtsantritt hat Michail Gorbatschow das Wort vom "gemeinsamen europäischen Haus" geprägt. Daraufhin musste er sich von westlichen Journalisten wiederholt fragen lassen, ob es in diesem Haus vermauerte Türen und vergitterte Fenster geben sollte und ob die Deutschen in einem oder in zwei Zimmern wohnen würden. Er wich stets mit dem Hinweis auf die geschichtliche Entwicklung aus. Aber es mehrten sich die Anzeichen, in welcher Weise sich die Geschichte entwickeln sollte. So erschien am 20. Juli 1988 ein Essay von Leonid Potschiwalow in der "Literaturnaja gazeta (Literaturzeitung)" mit dem Titel "Die Deutschen und wir", der einige Verwirrung stiftete. Schon ein gutes Jahr später wurde klar, dass auch dieser Essay tatsächlich die sprichwörtliche Schwalbe gewesen war, die den Sommer machte: das Signal für die Bereitschaft der UdSSR, sich mit der europäischen Einigung zu arrangieren und die Deutschen ins "gemeinsame europäische Haus" nach ihrem Gusto einziehen zu lassen.
Dieses Essays wird sich Prof. Dr. Ulrich Steltner von der Friedrich-Schiller-Universität in seinem Vortrag "Eine russische Schwalbe für den gesamtdeutschen Sommer: Leonid Potschiwalows Essay ,Die Deutschen und wir' (1988)" annehmen. Der Jenaer Slawist thematisiert den Rückblick auf eine Zeit, da die europäische Nachkriegsordnung ins Wanken geriet und die deutsche Frage plötzlich auf der Agenda stand, ohne dass dies von den Deutschen zunächst so richtig bemerkt worden wäre. Der öffentliche Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung des Collegium Europaeum Jenense (CEJ) und des Instituts für Germanistische Literaturwissenschaft der Uni Jena findet am 28. April um 18.15 Uhr im Hörsaal 235 des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) statt.
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German
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