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04/29/2004 14:53

Pressefreiheit ist auch in Deutschland ein gefährdetes Gut

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Am 3. Mai wird der Internationale Tag der Pressefreiheit begangen - im Gespräch mit Journalistik-Professor Michael Haller

    Durch die Selbstzensur großer Medienkonzerne, die anhaltende Konzentration und das bewusste Verschweigen von Informationen öffentlicher Stellen ist die Pressefreiheit in Deutschland zu einem gefährdeten Gut geworden. ''Die Pressefreiheit ist nur soviel wert wie die Zugangsrechte'', urteilt Prof. Dr. Michael Haller, Leiter der Abteilung Journalistik am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. Die von den Vätern des Grundgesetzes in Artikel 5 reklamierte Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film fernab jeder Zensur reicht Prof. Haller zufolge nicht mehr aus. Nötig sei ein in vielen Staaten der Europäischen Union bereits verankertes Informationsfreiheitsgesetz auf Bundesebene, dass jeder Person den Anspruch auf Zugang zur Information zuerkennt.

    Wenn es um die Pressefreiheit geht, bewegt sich die Bundesrepublik im internationalen Vergleich im hinteren Mittelfeld. Zu den Gründen rechnet Prof. Haller einen Wandel im Selbstverständnis der Journalisten: ''Anders als nach der 'Spiegel'-Affäre 1962 verlor der Blick hinter die Kulissen in den vergangenen Jahren immer mehr an Stellenwert.'' Statt klassischer ''hard news'' dominiert heute das Infotainment, die Mischung aus Unterhaltung und Nachrichten. Doch auch innerhalb der Verlage und Fernsehanstalten gibt es Formen der Selbstzensur. ''Die Presse des Axel Springer Verlags wirkt seit einigen Jahren wieder vermehrt ideologisch; Kritiker der Shareholdervalue-Ideologie haben dort eine schlechte Presse. Umgekehrt wurden Befürworter der Hardlinier-Politik der US-amerikanischen Bush-Regierung gefeiert'', beobachtet Haller. ''Lange Zeit gab es in den Springer-Blättern keine kritische Berichterstattung über die Kriegspolitik der Amerikaner'', Haller vermutet daher ein bewusst gestaltetes Meinungsklima einzelner Publikationen.

    Am 3. Mai wird der Internationale Tag der Pressefreiheit begangen, der an die Verletzung von Informations- und Freiheitsrechten in vielen Staaten der Erde erinnert und 1991 von der UN-Vollversammlung ausgerufen wurde. In Staaten wie China, Nordkorea, Kuba und vielen afrikanischen Staaten ist Pressefreiheit bis heute so gut wie nicht existent. 2003 kamen 53 Reporter und Medienmitarbeiter bei der Ausübung ihrer Tätigkeit ums Leben, der Großteil im Irak, in Kambodscha und auf den Philippinen. Nach Einschätzung des Weltverbandes der Zeitungen waren die meisten Morde Strafaktionen für staatskritische und investigative Berichterstattung.

    tdh


    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Michael Haller
    Telefon: 0341 97-35751
    E-Mail: haller@uni-leipzig.de
    www.uni-leipzig.de/~journ/haller.php


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    Criteria of this press release:
    Law, Media and communication sciences, Politics, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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