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06/30/2022 16:55

Universität Münster erhält Förderung für forschende Ärztinnen und Ärzte

Doris Niederhoff Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

    Als eine von zehn Medizinischen Fakultäten in Deutschland erhält die Medizinische Fakultät der Universität Münster von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine Förderung für ein „Clinician-Scientist-Programm“. Das Format unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, die sowohl klinisch arbeiten als auch forschen möchten – denn ihr patientenorientierter Blickwinkel kann begünstigen, dass Forschung zu konkreten Verbesserungen in der medizinischen Versorgung führt. Die WWU will einen attraktiven und verlässlichen Karriereweg für diese Berufsgruppe etablieren und den medizinischen Nachwuchs dabei unterstützen, sich parallel zur fachärztlichen Weiterbildung wissenschaftlich zu qualifizieren.

    Für Medizinerinnen und Mediziner, die sowohl in der Krankenversorgung als auch in der Forschung aktiv sind, ergeben sich viele wissenschaftliche Fragen und klinische Anwendungsperspektiven direkt aus dem Klinikalltag. Dieser patientenorientierte Blickwinkel kann entscheidend dazu beitragen, dass Forschung zu konkreten Verbesserungen in der medizinischen Versorgung führt – doch der duale Berufsweg der sogenannten „Clinician Scientists“ ist in vielerlei Hinsicht herausfordernd und benötigt daher neue und spezifische Unterstützungsstrukturen. Die Medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster erhält jetzt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Förderung von mehr als zwei Millionen Euro über zunächst drei Jahre, mit der sie ihr Karriereprogramm für forschende Ärztinnen und Ärzte ausbauen möchte.

    Der Großteil der Förderung fließt in den Aufbau eines neuen Programmmoduls und ermöglicht 24 Medizinerinnen und Medizinern, sich parallel zur fachärztlichen Spezialisierung am Universitätsklinikum Münster (UKM) auch wissenschaftlich zu qualifizieren. „Für diese anspruchsvolle Karrierephase wollen wir den Teilnehmenden möglichst viel individuellen Planungsspielraum, einen achtsamen Einsatz der Ressource Zeit und ein auf allen Ebenen unterstützendes Netzwerk bieten“, erklärt der Nuklearmediziner Prof. Dr. Michael Schäfers, Sprecher des neuen Clinician-Scientist-Programms mit dem Titel „CareerS“. Der wissenschaftliche Fokus des neuen Moduls liegt zunächst im forschungsstarken Themengebiet „organspezifische Immunreaktionen“. Es wird mittelfristig für weitere Forschungsthemen geöffnet und dauerhaft an der Medizinischen Fakultät etabliert. Darüber hinaus will die Fakultät bisherige erfolgreiche Fördermodule für verschiedene Karrierestufen weiterentwickeln und in das bestehende Gesamtkonzept integrieren. „Wir wollen einen vollständigen Berufsweg etablieren, auf dem Clinician Scientists ihre Karriere in klaren Schritten und mit verlässlichen Perspektiven aufbauen können“, betont der Dekan der Medizinischen Fakultät Prof. Dr. Frank Ulrich Müller. Dabei sollen qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten auf jeder Karrierestufe in das münstersche Programm einsteigen können.

    Zum Team hinter dem neuen Karriereprogramm für Clinician Scientists gehören neben Michael Schäfers die Mikrobiologin Prof. Dr. Petra Dersch, die Neurologin Prof. Dr. Luisa Klotz, der Internist Prof. Dr. Hermann Pavenstädt, der Immunologe Prof. Dr. Johannes Roth sowie der Anästhesist und Intensivmediziner Prof. Dr. Alexander Zarbock. Neben der WWU erhalten zeitgleich neun weitere Universitäten eine Förderung für ein Clinician-Scientist-Programm. Insgesamt waren bei der DFG 18 Anträge von Medizinischen Fakultäten in Deutschland eingegangen.

    Neues Fördermodul als „Karriere-Booster“

    „Das Schöne und gleichzeitig Fordernde am Beruf des Clinician Scientist ist, dass man eigentlich zwei Berufe hat“, sagt Michael Schäfers, der selbst als Arzt und Forscher aktiv ist. Die wissenschaftliche Qualifizierung neben der Facharztweiterbildung sei auf diesem Weg ein besonders fordernder Schritt: „Dafür brauchen wir einen ‚Karriere-Booster‘.“ Die fachärztliche Weiterbildung allein dauert in der Regel schon fünf bis sechs Jahre. Gleichzeitig stellen Kandidatinnen und Kandidaten in dieser Zeit die Weichen für ihren wissenschaftlichen Schwerpunkt – und oft fällt dies zusätzlich mit der Familienplanung zusammen.

    Das neue Fördermodul mit dem Titel „Boost“ bietet den Teilnehmenden geschützte Forschungszeit, in der sie vom Klinikbetrieb freigestellt sind und von der bis zu ein Jahr auf die fachärztliche Weiterbildung angerechnet werden kann. Die Zeitaufteilung zwischen Forschung und Klinik können die Teilnehmenden mit ihren Kliniken und Instituten individuell planen und bei Bedarf flexibel anpassen. Für die Klinik wird eine ärztliche Vertretung gegenfinanziert, so dass der Betrieb dort ohne Einschränkungen weiterlaufen kann. Die Kandidatinnen und Kandidaten erwerben in einem Begleitcurriculum wissenschaftliche Schlüsselqualifikationen und absolvieren Trainingsmodule zur Karriereentwicklung. Sie sind Teil einer Gruppe, in der sie sich mit Kolleginnen und Kollegen in der gleichen Karrieresituation zu inhaltlichen, organisatorischen und persönlichen Herausforderungen austauschen können. Zudem haben sie auf klinischer und auf wissenschaftlicher Seite jeweils eine erfahrene Mentorin beziehungsweise einen erfahrenen Mentor an ihrer Seite. Der Forschungsfokus des Fördermoduls baut auf wissenschaftlichen Stärken der Medizinischen Fakultät auf, die sich in derzeit fünf ebenfalls von der DFG geförderten Forschungsverbünden widerspiegeln. Als Teil dieser Forschungsnetzwerke können die Teilnehmenden von umfangreicher Expertise profitieren und mit international ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammenarbeiten. Der Name des Moduls – Boost – stand übrigens schon im Antrag, bevor die Booster-Impfungen gegen eine Coronavirus-Erkrankung aktuell wurden.

    Weitere Informationen zum Forschungsfokus „organspezifische Immunreaktionen“

    Entzündungsreaktionen des Körpers, die beispielsweise bei Infektionen, Infarkten, Allergien und Autoimmunerkrankungen auftreten, beeinflussen entscheidend, wie eine Krankheit bei den einzelnen Patientinnen und Patienten verläuft. Wie sich eine Entzündung genau entwickeln wird, lässt sich jedoch häufig schwer einschätzen. Zudem sind für viele akute und chronische entzündliche Erkrankungen aktuell keine Therapien verfügbar, die die Ursachen bekämpfen, sondern es können nur Symptome gemildert werden. Entzündungsreaktionen werden durch verschiedene Zellen des Immunsystems reguliert, die über molekulare Mechanismen miteinander und mit dem umliegenden Gewebe interagieren. Diese Vorgänge unterscheiden sich – je nachdem, in welchem Organ die Immunreaktion auftritt und ob sie lokal oder systemisch ist – und sie sind auch entscheidend dafür, ob und wie schwer das betroffene Organ durch die Erkrankung geschädigt wird. Das neue Fördermodul „Boost“ für Clinician Scientists an der WWU legt den Fokus darauf, diese organspezifischen Immunantworten zu erforschen, die Ansatzpunkte für neue Diagnoseverfahren und Therapien bieten können.

    Die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte können sich mit ihren Forschungsprojekten in bestehende Forschungsverbünde der WWU integrieren, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Entzündungsreaktionen auf der Ebene einzelner Zellen untersuchen, aber auch analysieren, wie diese Zellen als Teil ganzer Organsysteme funktionieren – von Zellkulturen über Untersuchungen bei Mäusen bis zu Studien mit Patienten. Die Forschenden kombinieren dabei hochmoderne biochemische und genetische Untersuchungsmethoden mit einem breiten Spektrum an Bildgebungstechnologien und entwickeln innovative Strategien für die Markierung von Zellen sowie für die Auswertung von Bilddaten. Ein wichtiger Baustein der Forschung sind methodische Ansätze wie mathematische Modellierung und künstliche Intelligenz sowie der Umgang mit Big Data, die es ermöglichen, Muster im Zellverhalten zu erkennen, und die für viele weitere Bereiche der Medizin relevant sind. Ihre Entwicklung und Anwendung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Medizinern, Naturwissenschaftlern, Mathematikern und Informatikern, und der Erwerb entsprechender Kenntnisse ist Teil des neuen Fördermoduls für Clinician Scientists.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Michael Schäfers
    European Institute for Molecular Imaging (EIMI)
    Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster
    Tel: +49 251 83-49300
    E-Mail: schafmi@uni-muenster.de


    More information:

    https://www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/info_wissenschaft_22_50/index.ht... Information der Deutschen Forschungsgemeinschaft
    https://www.medizin.uni-muenster.de/fakultaet/forschung/foerderung-karriere/clin... Clinician-Scientist-Programm der Medizinischen Fakultät an der Universität Münster


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    Unterwegs in Klinik und Labor: Medizinerinnen und Medizinern, die sowohl Patienten versorgen als auch forschen möchten, will die Universität Münster mit dem neuen Clinician-Scientist-Programm „CareerS“ attraktive Karrieremöglichkeiten bieten.
    Unterwegs in Klinik und Labor: Medizinerinnen und Medizinern, die sowohl Patienten versorgen als auc ...
    Erk Wibberg
    WWU/Erk Wibberg

    Das Team hinter dem neuen Karriereprogramm (von oben links im Uhrzeigersinn): Prof. Dr. Michael Schäfers (Sprecher), Prof. Dr. Petra Dersch, Prof. Dr. Luisa Klotz, Prof. Dr. Hermann Pavenstädt, Prof. Dr. Johannes Roth sowie Prof. Dr. Alexander Zarbock.
    Das Team hinter dem neuen Karriereprogramm (von oben links im Uhrzeigersinn): Prof. Dr. Michael Schä ...

    WWU/UKM – Deiters-Keul, Heine, Leßmann, Wibberg


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Medicine
    transregional, national
    Advanced scientific education, Transfer of Science or Research
    German


     

    Unterwegs in Klinik und Labor: Medizinerinnen und Medizinern, die sowohl Patienten versorgen als auch forschen möchten, will die Universität Münster mit dem neuen Clinician-Scientist-Programm „CareerS“ attraktive Karrieremöglichkeiten bieten.


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    Das Team hinter dem neuen Karriereprogramm (von oben links im Uhrzeigersinn): Prof. Dr. Michael Schäfers (Sprecher), Prof. Dr. Petra Dersch, Prof. Dr. Luisa Klotz, Prof. Dr. Hermann Pavenstädt, Prof. Dr. Johannes Roth sowie Prof. Dr. Alexander Zarbock.


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