Welche konkreten Stärkungen der Jugendhilfe können durch das neue Kinder- und Jugendstärkengesetz (KJSG) erfolgen? Die Entwicklungen ein Jahr nach der Reform des KJSG standen im Fokus des 6. Projekt-Fachtags im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Praxis-Forschungsprojekts „Care Leaver“ des Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung und Weiterbildung (IFW) der Hochschule Koblenz.
In Kooperation mit der Jugendhilfe Leimbach fand der praxisorientierte Fachtag im Hof Fleckenbühl in Cölbe statt. Auch etwa zehn betroffene Jugendliche nahmen teil und nutzten die Gelegenheit, sich aktiv einzubringen. Den mehr als 60 Teilnehmenden aus Jugendhilfe, Jobcentern, Jugendämtern und den Kreis- und Kommunalverwaltungen ging es insbesondere um die Frage, ob das neue Jugendstärkengesetz (KJSG) den Rahmen und die finanzielle Ausstattung gewährleisten kann, die lang geforderte neue Fachlichkeit in der Jugendhilfe endlich umzusetzen.
Inhaltliche Schwerpunkte des Fachtags waren zunächst die neuen gesetzlichen Anspruchsgrundlagen für Leistungen des KJSG, die vom Leiter der Jugendhilfeforschung SOCLES Heidelberg, Dr. Thomas Meysen, sehr differenziert und praxisnah erläutert wurden. Die entsprechenden methodischen Konzepte der Ressourcenaktivierung und Resilienzförderung, vor allem für Jugendliche in spezifischen Problemlagen, stellte die Resilienzforscherin Prof. Dr. Jana Strahler von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg beispielhaft vor. Als überaus positiv bewerteten die Fachkräfte im anschließenden Workshop die alltagstaugliche Einübung der Methoden durch die Referentin. Wie viele der Jugendlichen in der stationären Jugendhilfe diese neuen Methoden als weiterführende Hilfeangebote dringend benötigen, machten die bisherigen Forschungsergebnisse des „Care Leaver“-Projekts deutlich, die vom Forschungsteam der Hochschule Koblenz, Prof. Dr. Robert Frietsch, Dirk Holbach und Corinna Leissling, eindrucksvoll vorgetragen wurden. Demnach habe ein erheblicher Prozentsatz von Jugendlichen verhaltensprägende Erfahrungen mit Armut, Gewalt, Drogen und kritischen Lebensereignissen gemacht; viele haben darüber hinaus auch den Tod von nahen Bezugspersonen erleben müssen, so Frietsch.
Die Teilnehmenden gaben auf einem Beurteilungsbogen durchweg sehr positive Rückmeldungen zu den Inhalten und zur Durchführung des Fachtags. „Wir werden den Transfer der neuen Fachlichkeit im Rahmen des vom BMBF geförderten Praxis-Forschungsprojekts ‚Care Leaver‘ in weiteren Fachtagen fortsetzen, um so fachliche Ansätze für eine positive Lebensorientierung betroffener Jugendlicher vermitteln zu können“, resümierte Robert Frietsch.
Prof. Dr. Robert Frietsch
frietsch@hs-koblenz.de
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