idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/14/2023 14:50

Cranach-Forschung: Projekt untersucht Zeichnungen und Druckgrafiken

Sybille Fuhrmann Referat für Kommunikation und Marketing, Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Hochschule Köln

    Lucas Cranach der Ältere war einer der einflussreichsten und produktivsten Künstler der Renaissance. Mehr als 2.000 Gemälde, die ihm, seinen Söhnen oder seiner Werkstatt zugeschrieben werden, sind heute bereits im Cranach Digital Archive erschlossen. In einem weiteren Projekt sollen nun rund 300 Zeichnungen sowie 600 Holzschnitte und Kupferstiche erstmals interdisziplinär analysiert werden. Die Forschungsergebnisse und hochauflösende Abbildungen werden der Öffentlichkeit dann unter lucascranach.org frei zur Verfügung stehen.

    „Man kann die Bedeutung Cranachs für die Kunst der Renaissance und die Verbreitung der Ideen der Reformation nicht hoch genug schätzen. Er leitete in Wittenberg eine für seine Zeit ausgesprochen innovative Werkstatt mit bis zu zehn Mitarbeitern, die arbeitsteilig organisiert war und neue Bildthemen in verschiedenen Medien seriell produzieren konnte“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Gunnar Heydenreich vom Cologne Institute of Conservation Sciences der TH Köln.

    Vorhandenes Archiv wird erweitert

    Das Cranach Digital Archive umfasst heute bereits etwa 2.500 Gemälde aus 350 kooperierenden Museen, Kirchengemeinden sowie Privatsammlungen. Über 24.000 hochauflösende Abbildungen sowie mehr als 2.000 Infrarot- und Röntgenaufnahmen ermöglichen tiefere Einblicke in das Gesamtwerk und seine Entstehung. „Mit unseren kunsttechnologischen Untersuchungen können wir zum Beispiel sehen, welche Entwurfszeichnungen unter der sichtbaren Farbschicht liegen und ermitteln, welchen Anteil Cranach an der Produktion in seiner Werkstatt hatte: Legte er nur noch die Motive fest oder unterzeichnete er selbst? Welche Arbeiten an den Werken hat er delegiert?“, sagt Projektmitarbeiter Daniel Görres. Solche Aussagen werden künftig auch für Zeichnungen und Druckgrafiken möglich sein.

    Untersuchung von Farben und Papier

    Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Werkstattbetrieb erwartet das Forschungsteam auch Fortschritte bei der Zuschreibung von Werken, deren Herkunft bisher unklar ist. So lässt sich etwa genau bestimmen, welche Farbpigmente und Stifte verwendet wurden. „Zeichnungen wurden kopiert und Holzschnitte auch noch hunderte Jahre nach dem Tod Cranachs gedruckt. Wir können untersuchen, ob dabei auch Materialien verwendet wurden, wie sie für Cranachs Werkstatt typisch waren und so die Zuordnung klären“, sagt Heydenreich.

    Die eingesetzten bildgebenden Verfahren und Künstliche Intelligenz ermöglichen auch eine intensive Analyse des verwendeten Papiers. So können die Forschenden anhand der Struktur und des Wasserzeichens erkennen, wo und von welchem Hersteller das Papier geschöpft wurde. Dies lässt zum einen Rückschlüsse auf die Handelsbeziehungen dieser Zeit zu. „Zum anderen können wir aber auch sehen, welche Werke auf dem Papier der gleichen Charge und damit in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang entstanden sind, was wiederum kunsthistorisch relevant ist“, so Görres.

    Weltweit verteilte Werke sind digital einsehbar

    Im Cranach Digital Archive werden die hochauflösenden Abbildungen der untersuchten Werke mit technischen Informationen und den Erkenntnissen aus den kunsttechnologischen Untersuchungen verknüpft. Zudem findet sich dort heute bereits eine umfangreiche Sammlung von archivalischen Quellen zu Cranach sowie über 4.000 Literaturnachweisen, die im nun folgenden Projekt weiter ergänzt wird. Das Archiv steht allen Interessierten kostenlos zur Verfügung und bildet die Grundlage für Forschungen rund um Cranach und sein Schaffen.

    „Cranachs Werke verteilen sich auf Sammlungen in der ganzen Welt – daher ist die internationale und interdisziplinäre Kooperation die Grundlage für unser Vorhaben“, betont Heydenreich. Die Analysen vor Ort würden daher nur zum Teil von seinem Team und zum anderen Teil von den Mitarbeiter*innen der jeweiligen Institutionen übernommen. In dem Projekt kooperieren Wissenschaftler*innen aus den Disziplinen Kunstgeschichte, Geschichte, Kunsttechnologie und Informationswissenschaften.

    Über das Projekt

    Das Forschungsvorhaben „Das graphische Werk Lucas Cranachs d. Ä., seiner Söhne und der Werkstatt“ wird über drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Ernst von Siemens Kunststiftung gefördert. Projektpartner sind das Cologne Institute of Conservation Sciences der TH Köln, das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg an der Philipps-Universität Marburg, das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Kunstpalasts in Düsseldorf. Weitere bedeutende Sammlungen in Deutschland und Europa beteiligen sich an dem Forschungsnetzwerk. Die Benutzeroberfläche des Cranach Digital Archive entsteht in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Christian Noss vom Advanced Media Institute der TH Köln.

    Die TH Köln zählt zu den innovativsten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Sie bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind rund 25.000 Studierende in etwa 100 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinäres Denken und Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen Aktivitäten machen uns in vielen Bereichen zur geschätzten Kooperationspartnerin und Wegbereiterin.

    Kontakt für die Medien

    TH Köln
    Referat Kommunikation und Marketing
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Christian Sander
    0221-8275-3582
    pressestelle@th-koeln.de

    Falls Sie keine weiteren Pressemitteilungen der TH Köln erhalten möchten, schreiben Sie bitte an pressestelle@th-koeln.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Cultural sciences
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).