Studie der Universität Rostock zur Abfallentsorgung in Ägypten
Ägypten, flächenmäßig fast dreimal so groß wie Deutschland, besteht zu 96 % aus Wüste. Nur 4% des Landes entlang des Nils und im Nildelta sind fruchtbares Kulturland. Auf dieser Fläche mit der Größe Niedersachsens leben ca. 62 Mio. Ägypter, woraus sich eine Besiedlungsdichte des Kulturlandes von ca. 1600 Einwohnern je km² ergibt. Weiterhin wächst die Einwohnerzahl des Landes jährlich um etwa 1,3 Mio. an. Dadurch ergeben sich einerseits Probleme bei der Nahrungsversorgung der Bevölkerung, andererseits treten auch Probleme bei der Entsorgung der anfallenden Abfälle auf. Die Abfallprobleme verstärkten sich in den letzten Jahrzehnten zusätzlich noch durch eine teilweise Übernahme westlicher Konsumgewohnheiten. Dadurch fallen hohe Mengen an Abfällen an, für deren Entsorgung es keine oder nur unzureichende Sammelsysteme und Infrastruktur gibt (besonders sind hier die Kunststoffverpackungen zu nennen). Ansätze für eine Verwertung gibt es nur in kleinem Maßstab im privaten Sektor.
In den Behörden des Landes ist man sich der Probleme bewußt und sucht auch nach tragfähigen Lösungen. Es gibt zahlreiche Kontakte zu europäischen und anderen Firmen, und bestimmte Projekte der Zusammenarbeit laufen auch bereits seit mehreren Jahren. Ein komplexes Entsorgungssystem mit Sammlung, Aufbereitung und Verwertung bzw. Deponierung der anfallenden Abfälle ist allerdings noch in keiner Stadt umgesetzt worden.
Viele der in den europäischen Ländern besichtigten Systeme sind zwar von großem Interesse für die Verantwortlichen in Ägypten. Sie sind jedoch für die speziellen Bedingungen in verschiedenen Ländern Westeuropas konzipiert und waren dadurch unter ägyptischen Verhältnissen technisch und/oder wirtschaftlich nicht realisierbar.
Während in Europa der Trend zu Systemen mit hohem technischen Ausstattungsgrad und geringem Personalbedarf geht, sind für Ägypten wegen des niedrigen Lohnniveaus technisch sehr einfache Lösungen gefragt, die mit höherem Personalbedarf arbeiten können.
Im Oktober und November diesen Jahres reisten 3 Wissenschaftler des Fachgebietes Abfallwirtschaft der Universität Rostock im Rahmen der Erstellung einer Studie zur Abfallentsorgung für einen Monat in die nordägyptische Stadt Tanta. Vor Ort bestanden folgende Hauptaufgaben:
Erfassung der momentanen Abfallentsorgung
Erfassung der vorhanden Infrastruktur
Analyse vorhandener Verwertungswege
Erfragung der gesetzlichen Regelungen.
Außerdem wurden direkt in Tanta Abfallanalysen durchgeführt, um genaue Informationen über die Zusammensetzung der erfaßten Abfälle zu bekommen. Dieses ist für die Planung zukünftiger Verwertungspotentiale von entscheidender Bedeutung. Der Wert bestimmter Abfallbestandteile in Ägypten unterscheidet sich nämlich enorm von ihrem Wert in Europa.
Als Beispiel dazu sei hier der organische Anteil des Abfalls angeführt. Der Organik-Anteil des ägyptischen Hausmülls beträgt etwa 50% und stellt somit ein großes Potential an kompostierbarem Material dar. Kompost wiederum ist in Ägypten ein sehr gefragtes Material, da er in großen Mengen für Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzfläche in Wüstengebieten und als Dünger benötigt wird.
Die Studie, welche durch eine deutsche Firma aus Lüneburg sowie eine ägyptische Firma aus Tanta finanziert wurde, wird etwa Ende Januar 1999 fertiggestellt sein.
Die Ergebnisse sollen dann im Anschluß mit den zuständigen ägyptischen Behörden diskutiert werden, um die vorgeschlagenen Lösungen zügig in Zusammenarbeit mit ägyptischen und europäischen Unternehmen umsetzen zu können.
Dr.-Ing. Aballah Nasour
Fachbereich Landeskultur und Umweltschutz
Tel: 0381 498 2156
e-mail: nassour@agr.uni-rostock.de
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research projects
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).