idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
07/27/2023 09:34

Materialwissenschaft: Wie molekulare Schlaufen die Struktur von Polymeren bestimmen

Tom Leonhardt Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Die Struktur von teilkristallinen Polymeren hängt maßgeblich davon ab, wie stark ihre Molekülketten ineinander verflochten sind. Das zeigt eine neue Studie von Forschenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS). Darin entwickeln sie auf der Basis zahlreicher Experimente ein neues Modell, um die mikroskopische Struktur der Materialien und auch ihre Eigenschaften vorherzusagen. Polymere sind langkettige Moleküle. Teilkristalline Polymere bestehen aus einer Mischung von festen und flüssigen Anteilen. Sie werden zum Beispiel häufig als Kunststoffe und Verpackungsmaterialien eingesetzt.

    Wenn Materialien abkühlen, bilden sie auf der Ebene von Molekülen meist eine kristalline Struktur aus - alle Teilchen sind in einem fest geordneten Muster. "Bei der Entstehung von teilkristallinen Polymeren läuft der Prozess ähnlich ab, nur dass nicht alle Bereiche kristallisieren", sagt der Physiker Prof. Dr. Thomas Thurn-Albrecht von der MLU. Stattdessen gibt es auch sogenannte amorphe Bereiche, die nach dem Abkühlen keine geordnete Struktur haben. Hier finden sich Schlaufen, die miteinander verflochten sind. In teilkristallinen Polymeren wechseln sich geordnete und ungeordnete Schichten auf der Ebene weniger Nanometer immer wieder ab. Durch diese spezielle Struktur erhalten sie auch ihre besonderen Eigenschaften: Sie sind flexibel und elastisch, aber dennoch relativ robust. Das macht sie vor allem als Verpackungs- und Strukturmaterialien interessant.

    Die Eigenschaften von teilkristallinen Polymeren hängen maßgeblich von zwei Faktoren ab: von der Dicke der jeweiligen Schichten und davon, wie stark die Ketten in den amorphen Bereichen miteinander verflochten sind. Während man laut Thurn-Albrecht schon relativ viel darüber weiß, welche Faktoren die Kristalldicke beeinflussen, ist das Wissen über die amorphen Schichten noch relativ begrenzt. Sein Team untersuchte gemeinsam mit der Gruppe von Prof. Dr. Kay Saalwächter von der MLU den Prozess der Kristallbildung speziell für diese Schichten. Anhand ihrer Messungen an einem Modellpolymer fanden die Physikerinnen und Physiker heraus, dass die Dicke der amorphen Schichten maßgeblich durch ihre Verschlaufungen bestimmt wird. Die Forschenden entwickelten zudem ein einfaches Modell, um diesen Zusammenhang zu beschreiben.

    "Wir gehen davon aus, dass unser Modell auf viele verschiedene Polymere übertragbar ist, also auch auf solche, die aktuell weniger im Gebrauch sind", so Thurn-Albrecht. Die neuen Erkenntnisse könnten dabei helfen, bestehende Werkstoffe zu verbessern oder diese ganz oder zumindest teilweise durch nachhaltigere Alternativen zu ersetzen.

    Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie durch das Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt gefördert.


    Original publication:

    Studie: Wang Z., Schaller M., Petzold A., Saalwächter K. & Thurn-Albrecht T. How entanglements determine the morphology of semicrystalline polymers. PNAS (2023). doi: 10.1073/pnas.2217363120
    https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2217363120


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Chemistry, Materials sciences, Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).