idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/12/2023 11:43

Ein feministischer Blick auf die Energiewende

Dr. Bianca Schröder Presse und Kommunikation
Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

    Damit der Wandel zu einem nachhaltigen Energiesystem gelingt, brauche es mehr Geschlechtergerechtigkeit, sagt die US-amerikanische Politikwissenschaftlerin Cara Daggett. Während eines einjährigen Fellowships am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit - Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS) erforscht sie, wie die Politik gesellschaftliche Strukturen fördern kann, die eine Abkehr von fossilen Energieträgern erleichtern.

    Fossile Brennstoffe sind mehr als nur eine Industrie, die gigantische Gewinne erwirtschaftet. Ihre Nutzung hat laut Daggett auch zur Entstehung einer Mentalität beigetragen, der zufolge die Natur für den Menschen arbeiten sollte. Am meisten profitierten von dieser Art des Wirtschaftens weiße Männer in den Industrieländern: Einige von ihnen standen an der Spitze von Regierungen und Ölgesellschaften, viele andere verdienten gutes Geld als Facharbeiter. Das bedeute jedoch nicht, dass Männer von Natur aus eine positive Haltung zu fossilen Brennstoffen haben. Vielmehr untersucht Daggett, wie sich Strukturen der intensiven Energienutzung und eines patriarchalen Imperialismus gemeinsam entwickelt und gegenseitig verstärkt haben. Im Zentrum stand dabei die Ausbeutung: von der Natur, von Frauen, von Kolonien.

    Autoritäre Bewegungen bremsen Strukturwandel

    In ihrem Essay „Petromaskulinität. Fossile Energieträger und autoritäres Begehren” (2018) untersuchte Daggett, Professorin für Politikwissenschaft an der Virginia Tech, das Zusammenspiel dieses dominanten Männlichkeitsbegriffs mit der Macht der fossilen Industrie. Sie zeigte auf, dass die Widerstände gegen ein nachhaltigeres Energiesystem eng verknüpft sind mit neuen autoritären Bewegungen, die geprägt sind von Rassismus, Frauenhass und Leugnen des Klimawandels. Der mangelnde Einfluss von Frauen auf die Entwicklung des Energiesystems ist ein Symptom dieses umfassenderen Problems.

    Daggetts Ziel am RIFS ist es, aus einer feministischen Perspektive Alternativen für ein gerechteres und nachhaltigeres Energiesystem zu entwerfen. „Feministische Energie: Geschlechterspezifische Dimensionen der Entwicklung von Solar- und Windenergie“ lautet der Titel ihres Projektes, an dem sie mit zwei Ko-Autorinnen arbeitet. Im Einklang mit dem RIFS-Ansatz ist die Arbeit interdisziplinär ausgerichtet und umfasst Fallbeispiele des Strukturwandels in verschiedenen Regionen.

    Arbeit neu denken

    Dabei ist das Anliegen der Wissenschaftlerinnen weit umfassender als die Frage der Repräsentanz von Frauen in Entscheidungspositionen. „Es ist wichtig zu erforschen, wie Frauen an der Macht teilhaben können, aber es reicht nicht aus. Wenn wir Frauen in die Aufsichtsräte von Energieunternehmen bringen, ändert das ja nichts an den Strukturen, die auf der Idee eines unendlichen, billigen Nachschubs fossiler Brennstoffe aufgebaut sind, und die den Reichtum auf Kosten anderer Menschen und Dinge konzentrieren“, sagt Cara Daggett. Diese Strukturen will sie hinterfragen und Alternativen erarbeiten.

    Ein wichtiges Thema dabei sind Jobs. „Die gesellschaftliche Zustimmung zur Förderung fossiler Brennstoffe hängt stark am Argument der Arbeitsplätze. Mich interessiert daher, was wäre, wenn die Politik andere Möglichkeiten für bezahlte Arbeit fördert, etwa eine kürzere Arbeitswoche, ein Grundeinkommen oder Unterstützung für traditionell weibliche Tätigkeiten, die schlecht bezahlt sind, etwa in der Pflege.“ Solche Maßnahmen würden traditionell nicht der Energiewendepolitik zugeordnet, seien tatsächlich aber ein wichtiger Bestandteil davon. Denn fossile Brennstoffe seien nicht nur für den Planeten zu einer Sackgasse geworden, sondern auch für das Ziel, Arbeitsplätze für die Mittelschicht zu schaffen.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Cara Daggett
    cara.daggett@rifs-potsdam.de


    Images

    Cara Daggett, Senior Fellow am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit - Helmholtz-Zentrum Potsdam
    Cara Daggett, Senior Fellow am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit - Helmholtz-Zentrum Potsdam
    Bianca Schröder
    RIFS


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Energy, Politics, Social studies
    transregional, national
    Personnel announcements
    German


     

    Cara Daggett, Senior Fellow am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit - Helmholtz-Zentrum Potsdam


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).