idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/07/2023 14:11

Neues Projekt: Stenographische Vermerke in historischen Dokumenten entziffern

Marietta Fuhrmann-Koch Kommunikation und Marketing
Universität Heidelberg

    Ein digitales Werkzeug soll dabei helfen, stenographische Vermerke in historischen Dokumenten zu entziffern. Die Entwicklung eines solchen Tools, mit dem sich auf der Basis von Mustererkennung antik-frühmittelalterliche Stenographie transkribieren und edieren lässt, ist Ziel eines Forschungsprojekts am Historischen Seminar der Universität Heidelberg. Die Grundlage dafür bildet ein aus dem 9. Jahrhundert überlieferter Kommentar zu dem römischen Dichter Vergil. Dieser Text ist weitgehend unerschlossen und soll nun dechiffriert werden. Das Projekt wird von der VolkswagenStiftung mit rund 350.000 Euro gefördert. Beteiligt sind auch Wissenschaftler der Universitäten Mainz sowie Erlangen-Nürnberg.

    Pressemitteilung
    Heidelberg, 7. November

    Neues Projekt: Stenographische Vermerke in historischen Dokumenten entziffern
    Wissenschaftler wollen einen Vergil-Kommentar dechiffrieren und ein digitales Transkriptions-Tool entwickeln

    Ein digitales Werkzeug soll dabei helfen, stenographische Vermerke in historischen Dokumenten zu entziffern. Die Entwicklung eines solchen Tools, mit dem sich auf der Basis von Mustererkennung antik-frühmittelalterliche Stenographie transkribieren und edieren lässt, ist Ziel eines interdisziplinären Forschungsprojekts am Historischen Seminar der Universität Heidelberg. Die Grundlage dafür bildet ein aus dem 9. Jahrhundert überlieferter Kommentar zu dem römischen Dichter Vergil. Dieser Text, der handschriftlich in einer Kurzschrift verfasst wurde, ist weitgehend unerschlossen und soll nun dechiffriert werden. Das Projekt unter Federführung des Heidelberger Mittellateiners Prof. Dr. Tino Licht wird von der VolkswagenStiftung mit rund 350.000 Euro über einen Zeitraum von 18 Monaten gefördert. Beteiligt sind auch Wissenschaftler der Universitäten Mainz sowie Erlangen-Nürnberg.

    Der Vergil-Kommentar „Vergilius Turonensis“ entstand im Skriptorium – der Schreibstube – der Abtei St. Martin in Tours (Frankreich) und gehört heute zum Bestand der Burgerbibliothek in Bern (Schweiz). Es ist das umfangreichste Zeugnis der Vergil-Studien in der Zeit der „Karolingischen Renaissance“. Diese mit einem kulturellen Aufschwung verbundene Erneuerung ging vom Hof Karls des Großen im 8. Jahrhundert aus und hatte, so Prof. Licht, großen Einfluss auf die mittellateinische Sprache und Literatur. Der Vergil-Kommentar in der Berner Handschrift wurde in einer Kurzschrift niedergeschrieben, dem in der Antike entwickelten Schriftsystem der Tironischen Noten. „Dieses Abkürzungssystem ist äußerst komplex und daher sind diese Texte nur sehr schwer aufzulösen“, betont der Heidelberger Wissenschaftler, der die Abteilung Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit am Historischen Seminar leitet.

    Die beteiligten Wissenschaftler wollen die tironischen Noten im „Vergilius Turonensis“ nun entziffern und darauf aufbauend ein digitales Verfahren entwickeln, mit dem sich auf der Basis der Mustererkennung komplexe Kurzschriften transkribieren und edieren lassen. „Da diese frühe Art der Stenographie oft individualisierte Formen annimmt oder mehrgliedrig-komplex ist, laufen automatisierte Transkriptionsverfahren ins Leere. Wir brauchen daher ein Tool, das bei der individuellen Arbeit an den historischen Zeugnissen Hilfestellung leistet“, erläutert Prof. Licht. Dieses Werkzeug soll perspektivisch darauf ausgerichtet sein, auch bei anderen Kurzschriftsystemen eingesetzt werden zu können. „Auf diese Weise soll es dazu beitragen, kaum lesbares Literatur- und Verwaltungsschrifttum in wechselnden Systemen bis in die heutige Zeit zugänglich zu machen.“

    An dem Projekt „Stenographie in historischen Dokumenten. Entwicklung eines Kurzschrifttools auf Grundlage der Dechiffrierung eines Vergil-Kommentars in tironischen Noten“ sind der Buchwissenschaftler Prof. Dr. Nikolaus Weichselbaumer von der Universität Mainz und der Informatiker Dr. Vincent Christlein von der Universität Erlangen-Nürnberg beteiligt.

    Kontakt:
    Kommunikation und Marketing
    Pressestelle
    Tel. +49 6221 54-2311
    presse@rektorat.uni-heidelberg.de


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Tino Licht
    Historisches Seminar
    Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit
    Telefon +49 6221 54-2736
    Tino.Licht@urz.uni-heidelberg.de


    More information:

    https://www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/philosophie/zegk/mlat/index.html


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Cultural sciences, History / archaeology, Information technology, Language / literature
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).