Regelmäßige Aufenthalte in der Natur sind förderlicher für das Wohlbefinden von ärmeren als von reicheren Menschen
Daten aus einer repräsentativen Stichprobe der österreichischen Bevölkerung legen nahe, dass der Zusammenhang zwischen Naturkontakt und Wohlbefinden bei Menschen mit niedrigerem Einkommen stärker ist als bei Menschen mit höherem Einkommen. Dieses Muster wurde jedoch nur gefunden, wenn Menschen die Natur aktiv aufsuchten und nicht, wenn sie lediglich in der Nähe von Grünflächen lebten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verfügbarkeit, der Zugang und die Nutzung von Grün- und Blauräumen eine wichtige Rolle bei der Verringerung einkommensbedingter gesundheitlicher Ungleichheiten spielen kann. Die Studie wurde unter Leitung der Universität Wien in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur durchgeführt und wurde aktuell in der Fachzeitschrift Health & Place veröffentlicht.
Menschen mit niedrigen Einkommen sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, unter psychischen Problemen wie Depressionen oder Angstzuständen zu leiden. Eine Möglichkeit, die psychische und körperliche Gesundheit zu fördern, ist der Kontakt zur Natur. Zeit in der Natur ist unter anderem mit geringeren Stresslevels, einer besseren Immunfunktion, verbesserten kognitiven Leistungen, besserem Schlaf und mehr Lebenszufriedenheit verbunden. Doch diese Zusammenhänge scheinen nicht für alle gleich groß zu sein.
Im Rahmen einer von österreichischen und europäischen Förderstellen finanzierten Studie befragten die Forscher*innen 2.300 Personen in ganz Österreich, repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Region. Die Ergebnisse zeigen, dass einkommensstarke Menschen im Allgemeinen ein höheres Wohlbefinden angaben, unabhängig davon, wie oft sie die Natur besuchten, wohingegen das Wohlbefinden unter den Ärmsten der Gesellschaft bei denjenigen deutlich höher war, die häufig in die Natur gingen. Tatsächlich hatten ärmere Personen, die die Natur mehrmals pro Woche besuchten, ein fast ebenso hohes Wohlbefinden wie die reichsten Befragten. Dieses Muster wurde sowohl für Österreich als Ganzes als auch für die in der Stadt Wien lebenden Personen deutlich.
"Unsere Daten deuten auf folgendes hin: Geht man das ganze Jahr über mindestens einmal pro Woche in die Natur, ist der positive Nutzen für das Wohlbefinden ähnlich groß, wie wenn man 1.000 Euro mehr Einkommen pro Jahr erhält", resümiert die Doktorandin und Hauptautorin Leonie Fian von der Universität Wien.
Was man tut ist bedeutsamer als wo man lebt
Interessanterweise wurden diese Zusammenhänge nur für das aktive Aufsuchen von Natur gefunden, nicht jedoch für die Menge an Grünflächen in der Umgebung des Wohnorts. In anderen Worten: Was Menschen tun schien bedeutsamer als wo sie leben. Aus Public Health-Sicht ist es daher wichtig, sowohl grünere Stadtviertel und Naturerholungsräume zu schaffen als auch sicherzustellen, dass diese zugänglich sind und genutzt werden, insbesondere von sozioökonomisch benachteiligten Gruppen.
"Gerade für Menschen mit geringerem Einkommen spielen Informationen über attraktive Naturerholungsgebiet in der Nähe und deren Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr eine wichtige Rolle. Daher sollten diese auch am Wochenende mit dem öffentlichen Nahverkehr gut erreichbar sein", so Arne Arnberger von der Universität für Bodenkultur Wien.
Leonie Fian, BSc MSc
Stadt- und Umweltpsychologie, Institut für Kognition, Emotion und Methoden in der Psychologie, Universität Wien
1010 Wien, Wächtergasse 1
T +43 660 4111 550
leonie.fian@univie.ac.at
Publikation in Health & Place:
Fian, L., White, M. P., Arnberger, A., Thaler, T., Heske, A., & Pahl, S. (2024). Nature visits, but not residential greenness, are associated with reduced income-related inequalities in subjective well-being. Health & Place.
DOI: 10.1016/j.healthplace.2024.103175
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1353829224000030?via%3Dihub
https://medienportal.univie.ac.at/media/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/a...
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Environment / ecology, Psychology
transregional, national
Research results, Transfer of Science or Research
German
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