Wesentliche Fortschritte in der Behandlung von Rückenschmerzen verspricht das von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) und der Firma Grünenthal initiierte Disease-Management-Programm (DMP) Rückenschmerz, das sich streng auf die Erkenntnisse der evidenzbasierten Medizin gründet und im Dezember letzten Jahr gestartet wurde. Anlässlich einer Pressekonferenz zogen Experten eine Zwischenbilanz der einjährigen Pilotphase des Programms, in dessen Zentrum - neben dem Patienten - der Hausarzt als erster Ansprechpartner steht.
Gemeinsame Presseinformation der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e. V. (DGSS) und der Firma Grünenthal
Bochum/Aachen, 8. Juli 2004
Nr. 8
Zwischenbilanz: Disease Management Programm Rückenschmerz
Positive Resonanz in der Pilotphase
80 Prozent aller Deutschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter starken Rückenschmerzen, die bei den Ursachen von Arbeitsausfalltagen auf dem ersten Platz rangieren. Bei jedem zehnten Betroffenen entwickeln sie sich zu einem chronischen Leiden, das nicht nur die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Es kann auch zum Verlust des Arbeitsplatzes führen und damit den Weg in das soziale Abseits einleiten. Dennoch gibt es bisher keine allgemein anerkannten und angewandten Leitlinien zur Behandlung von Patienten mit Rückenschmerzen, deren Versorgung vielfach ungenügend ist. Wesentliche Fortschritte verspricht das von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) und der Firma Grünenthal initiierte Disease-Management-Programm (DMP) Rückenschmerz, das sich streng auf die Erkenntnisse der evidenzbasierten Medizin gründet und im Dezember letzten Jahr gestartet wurde. Anlässlich einer Pressekonferenz zogen Experten eine Zwischenbilanz der einjährigen Pilotphase des Programms, in dessen Zentrum - neben dem Patienten - der Hausarzt als erster Ansprechpartner steht.
Praxistaugliches, leitlinienbasiertes Programm
Basis für die Entwicklung des DMP Rückenschmerz war die Analyse der verfügbaren Leitlinien, anhand derer Vorgaben für Diagnostik, Therapie und Kooperation der einzelnen Versorgungsebenen erstellt wurden. Dies erfolgte in interdisziplinärer Zusammenarbeit aller Beteiligten, zu denen neben Hausärzten und Orthopäden auch Physiotherapeuten und Sprechstundenhilfen zählten. "So konnte ein zielgerichtetes und praxistaugliches Programm entwickelt werden, das Ärzte unterstützt und nicht behindert", betonte Prof. Dr. Bertram Häussler, Hohenstein-Ernstthal.
Elektronische Datenerfassung
Ein wesentlicher Unterschied zu anderen DMPs, bei denen die Dokumentation auf Papier erfolgt, besteht in der elektronischen Datenerfassung. Hierdurch konnte nicht nur die Fehlerrate auf Null gesenkt werden. Der Arzt erhält in kritischen Situationen auch umgehend eine Rückmeldung mit Hinweisen, die zu einer Veränderung der Behandlung umgesetzt werden können. Ein weiterer wichtiger Baustein des DMP Rückenschmerz ist die Praxiskarte zum Problem der Schmerzchronifizierung. Auf der einen Seite sind die "Yellow Flags" aufgelistet, die als weiche Indikatoren auf die Möglichkeit einer Chronifizierung hinweisen. Auf der anderen Seite finden sich die "Red Flags", bei denen eine enge Beobachtung des Patienten erforderlich ist.
Neue Frührentner "verhindern"
Die Prävention der Schmerzchronifizierung zählt nach Aussage von Prof. Dr. Michael Zenz, Präsident der DGSS, zu den wichtigsten Aufgaben des Hausarztes. "Denn bereits sechs Monate reichen, um den Patienten in eine chronische Erkrankung mit Verlust des Arbeitsplatzes zu bringen", warnte er. Eine bessere Versorgung kann aber nur durch eine leitliniengerechte Aus- und Weiterbildung der Behandler sowie eine professionelle Qualitätssicherung der durchgeführten Maßnahmen erreicht werden. Beide Punkte sieht die DGSS mit dem Pilotprojekt des DMP Rückenschmerz verwirklicht, an dessen Entwicklung sie selbst beteiligt war und das sie über die Pilotphase hinaus begleiten wird. Primäres Ziel des Programms ist es, den Patienten vor den physischen und psychischen Folgen einer chronischen Schmerzkrankheit zu bewahren.
Kassen zeigen Interesse
Eine optimale Versorgung von Schmerzpatienten zahlt sich aber auch ökonomisch aus. Denn allein chronische Rückenschmerzen verursachen in Deutschland gesamtwirtschaftliche Kosten in Höhe von 17 Mrd. Euro pro Jahr. Wie Dr. Frank Heinzen, Aachen, berichtete, ist das DMP in mehreren deutschen Ärztenetzen und in Kooperation mit Krankenkassen erfolgreich angelaufen. Weitere Krankenkassen haben bereits ihr Interesse bekundet, das Programm als Basis für Verträge im Rahmen integrierter Versorgungsmodelle zu übernehmen. Derzeit läuft es mit rund 60 Ärzten, durch deren Feedback das DMP weiter an die Bedürfnisse in der Praxis angepasst werden konnte. Nach Abschluss der Pilotphase soll es ab Januar 2005 evaluiert werden, um anschließend in verschiedenen Regionen in den regulären Betrieb zu gehen.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Michael Zenz, (Präsident der DGSS) Knappschaftskrankenhaus Langendreer, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, In der Schornau 23-25, 44791 Bochum, Tel. 0234/299-3000 oder 0234/302-6825, Fax: 0234/299-3009, E-Mail: zenz@anaesthesia.de
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research projects, Science policy
German
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