idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/21/2024 09:01

Rochen waren vor 150 Millionen Jahren vielfältiger als gedacht

Alexandra Frey Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Neue Rochenart aus Bayern entdeckt: Aellopobatis bavarica aus dem späten Jura

    In einer neuen Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift "Papers in Palaeontology" veröffentlicht wurde, haben internationale Wissenschafter*innen unter der Leitung der Paläobiologin Julia Türtscher von der Universität Wien die rätselhafte Welt der vor 150 Millionen Jahren lebenden Rochen erforscht und eine bisher verborgene Vielfalt entdeckt – inklusive einer neuen Rochenart. Die Forschungsergebnisse erweitern das Verständnis dieser urtümlichen Knorpelfische erheblich und bieten weitere Einblicke in ein vergangenes marines Ökosystem.

    Die Paläobiologin Julia Türtscher von der Universität Wien hat in ihrer neuen Studie 52 fossile Rochen untersucht. Diese stammen aus dem späten Jura und sind somit rund 150 Millionen Jahre alte Zeugen einer Zeit, als Europa noch eine Insellandschaft war, vergleichbar mit der heutigen Karibik. Die Exemplare aus dem späten Jura sind für die Wissenschafter*innen besonders wertvoll, denn sie gehören zu den ältesten bekannten vollständig erhaltenen Rochen. Da von fossilen Rochen meist nur die Zähne erhalten sind, ermöglichen solche seltenen Skelettfunde spannende Einblicke in die frühe Evolution dieser Gruppe. Obwohl die außergewöhnlich gut erhaltenen Fossilien (aus Deutschland, Frankreich und England) schon länger bekannt sind, waren sie bisher weitgehend unerforscht. Türtschers Studie stellt somit die erste umfassende Analyse der Variation der Körperformen bei diesen Rochen dar.

    Die Ergebnisse zeigen eine größere Vielfalt holomorpher (vollständig erhaltener) Rochen im späten Jura als bisher angenommen. "Bisher waren aus dem späten Jura nur drei holomorphe Rochenarten bestätigt, dank dieser Studie konnten nun insgesamt fünf Arten identifiziert werden", so Türtscher. Die Wissenschafter*innen konnten aufgrund ihrer Analysen eine vierte Art, die bereits länger diskutiert wurde, bestätigen und dazu eine neue, bis dahin unentdeckte Rochenart belegen und einführen: den sogenannten Aellopobatis bavarica. Bislang wurde diese Art, die bis zu 170 cm lang werden konnte, als Großform des mit 60 cm Länge viel kleineren französischen Spathobatis bugesiacus angesehen. Durch eine detaillierte Analyse der Skelettstrukturen und Körperformen konnten die Wissenschafter*innen jedoch zeigen, dass es sich bei Aellopobatis bavarica um eine eigenständige Art handelt.

    Die neuen Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass die Arten nur in örtlich sehr begrenzten Gebieten vorkamen, die Autor*innen wollen daraus aber noch keine voreiligen Schlüsse ziehen: "Eine weitere Untersuchung der Zahnmorphologie und ein anschließender Vergleich mit Einzelzahnfunden von anderen Fundorten könnte helfen, die paläogeographische Verbreitung der jurassischen Rochen zu rekonstruieren", erklärt Türtscher.

    Einblick in vergangene marine Ökosysteme

    Die Ergebnisse dieser neuen Studie tragen nicht nur zum Verständnis der Artenvielfalt und Evolution der Rochen im Oberjura bei, sondern haben auch direkte Auswirkungen auf die Artbestimmung fossiler Rochen, die bisher nur auf isolierten Zähnen basieren. Die Fortschritte in der Erforschung dieser faszinierenden Lebewesen geben Einblick in die Dynamik vergangener mariner Ökosysteme und unterstreichen die Bedeutung gut erhaltener Fossilien für die Rekonstruktion unserer geologischen Vergangenheit. "Nur wenn wir die Vergangenheit von Tiergruppen verstehen, ihre Entstehung, die Anpassungen an veränderte Umweltfaktoren und ihr Aussterben, können wir Rückschlüsse auf ihre heute lebenden Vertreter schließen. Paläobiologische Erkenntnisse helfen uns, die Dynamik hinter der Evolution und dem Aussterben von Arten besser zu verstehen und damit wirksamere Schutzmaßnahmen für die bedrohten Tierarten von heute zu entwickeln." so Zweitautor Patrick L. Jambura vom Institut für Paläontologie der Universität Wien.


    Contact for scientific information:

    Julia Türtscher, BSc MSc
    Institut für Paläontologie, Universität Wien
    1090 Wien, Josef-Holaubek-Platz 2 (UZA II)
    julia.tuertscher@univie.ac.at
    www.univie.ac.at


    Original publication:

    Türtscher, J., Jambura, P. L., Villalobos-Segura, E., López-Romero, F. A., Underwood, C. J., Thies, D., Lauer, B., Lauer, R., & Kriwet, J. (2024). Rostral and Body shape analyses reveal cryptic diversity of Late Jurassic batomorphs (Chondrichthyes, Elasmobranchii) from Europe. Papers in Palaeontology.
    DOI: 10.1002/spp2.1552
    https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/spp2.1552


    More information:

    https://medienportal.univie.ac.at/media/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/a...


    Images

    Aellopobatis bavarica: Die neu entdeckte Art, vollständige Fossilien sind nur aus Deutschland bekannt. Diese Art ist außerdem die größte Art von allen und kann bis zu 170cm groß werden.
    Aellopobatis bavarica: Die neu entdeckte Art, vollständige Fossilien sind nur aus Deutschland bekann ...

    Türtscher et al. (2024, Abbildung 4)


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Aellopobatis bavarica: Die neu entdeckte Art, vollständige Fossilien sind nur aus Deutschland bekannt. Diese Art ist außerdem die größte Art von allen und kann bis zu 170cm groß werden.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).