idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/19/2024 12:15

Warum Deutschland eine Politik zur Wiederherstellung der Natur braucht

Rainer Kintzel Pressestelle
Sachverständigenrat für Umweltfragen

    Auch wenn das EU-Renaturierungsgesetz nach Zustimmung des Parlaments
    derzeit im Ministerrat feststeckt, sollte Deutschland die Aufgabe der
    Wiederherstellung der Natur dringend angehen. Der Zustand vieler Ökosysteme
    in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten weiter verschlechtert.
    Ergänzend zum Schutz der verbliebenen Natur sollte stärker als bisher der
    Zustand geschädigter Ökosysteme verbessert werden. Dazu gehört es, sowohl
    die bestehenden Schutzgebiete aufzuwerten als auch mehr landwirtschaftliche
    Flächen und Wälder naturnäher und zukunftsfähiger zu bewirtschaften.

    Drei Sachverständigenräte des Bundes – SRU, WBBGR und WBW – haben gemeinsam
    Empfehlungen für eine Renaturierungspolitik von Bund und Ländern erarbeitet.
    Das Gutachten „Renaturierung: Biodiversität schützen, Flächen zukunftsfähig
    bewirtschaften“ wird heute an Bundesumweltministerin Steffi Lemke
    überreicht.

    „Wir Menschen sind auf funktionierende und widerstandsfähige Ökosysteme
    angewiesen, beispielsweise für die Nahrungsmittelproduktion, einen intakten
    Wasserhaushalt und die Klimaanpassung“, sagt Prof. Josef Settele, Mitglied des SRU.
    „Renaturierung ist nicht nur in Schutzgebieten notwendig, sondern insbesondere auf
    land- und forstwirtschaftlich stark genutzten Flächen. Sie wird nur gelingen, wenn wir
    Synergien zwischen Naturschutz und Landnutzungsinteressen schaffen und Konflikte
    minimieren. Wir begrüßen daher, dass die Bundesregierung sich für ein EUWiederherstellungsgesetz einsetzt“.

    „Unabhängig vom gegenwärtig ungewissen Schicksal des EU-Renaturierungsgesetzes
    empfehlen wir, in einem Wiederherstellungsplan festzulegen, welche Flächen in
    Deutschland bis wann renaturiert werden“, betont Prof. Wolfgang Köck, Mitglied des
    SRU. „Bund und Länder sollten zusammen mit weiteren Akteuren ein Konzept für die
    aktive Verbesserung geschädigter Ökosysteme entwickeln und die Vernetzung von
    Lebensräumen stärken. Zuständigkeiten und Verfahrensweise sollten auf
    Bundesebene gesetzlich geregelt werden. Daneben wird es auch darauf ankommen,
    das Renaturierungsanliegen in die Agrar- und Waldpolitik sowie in die
    Stadtentwicklung zu integrieren.“

    Die Klima- und die Biodiversitätskrise machen eine Transformation der Landnutzung
    notwendig. „Die Waldbewirtschaftung hat sich bereits vor einigen Jahrzehnten auf
    den Weg zu einer naturnahen Nutzung gemacht. Die Veränderungen werden im
    Wald jedoch nur langsam sichtbar“, sagt Prof. Jürgen Bauhus, Vorsitzender des
    WBW. „Renaturierungsvorhaben sollten stets in Zusammenarbeit mit den Akteuren
    vor Ort und der Öffentlichkeit entwickelt und umgesetzt werden. Finanzielle Anreize
    können Landnutzende beim Umstieg auf veränderte Bewirtschaftungsformen
    unterstützen. Die von Landwirtschaft und Waldbewirtschaftung erbrachten
    ökologischen Leistungen dienen dem Gemeinwohl und sollten stärker honoriert
    werden.“

    Renaturierung steht nicht im Widerspruch zu Bewirtschaftung. „Es geht vor allem
    darum, die natürlichen Funktionen in den Agrarlandschaften zu stärken“, so Prof.
    Peter Feindt, Vorsitzender des WBBGR. Viele Maßnahmen können dazu beitragen,
    dass sich Ökosysteme erholen, etwa Hecken und Blühstreifen zwischen den Feldern,
    ein geringerer und zielgenauerer Einsatz von Pestiziden oder die extensive
    Beweidung. „Ist Renaturierung gut gemacht, verbessert sie zum Beispiel die
    Wasserhaltefähigkeit des Bodens, die Bestäubung der Pflanzen durch Insekten und
    den Erosionsschutz. Damit macht sie die Landwirtschaft resilienter, gerade auch im
    Klimawandel, und trägt dazu bei, die landwirtschaftlichen Erträge langfristig zu
    sichern.“

    Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Julia Hertin, Tel.: +49 30 263696-118,
    E-Mail: julia.hertin@umweltrat.de

    Informationen zu den beteiligten Sachverständigenräten:
    Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU)
    Wissenschaftlicher Beirat für Biodiversität und Genetische Ressourcen (WBBGR)
    Wissenschaftlicher Beirat für Waldpolitik (WBW)
    __________

    In einer Online-Veranstaltung am 23.05.2024 werden die Kernempfehlungen der Stellungnahme „Renaturierung: Biodiversität schützen, Flächen zukunftsfähig bewirtschaften“ präsentiert und in den drei Bereichen Landwirtschaft, Waldbewirtschaftung und Naturschutz mit Akteur:innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis diskutiert.


    More information:

    https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2020_2024/2024_04_PM_R...
    https://www.bmel.de/DE/ministerium/organisation/beiraete/bio-div-organisation.ht...
    https://www.bmel.de/DE/ministerium/organisation/beiraete/waldpolitik-organisatio...
    https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Termine/DE/2020_2024/2024_04_VA_Renaturierun...


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Environment / ecology, Oceanology / climate, Politics
    transregional, national
    Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).