Auch wenn das EU-Renaturierungsgesetz nach Zustimmung des Parlaments
derzeit im Ministerrat feststeckt, sollte Deutschland die Aufgabe der
Wiederherstellung der Natur dringend angehen. Der Zustand vieler Ökosysteme
in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten weiter verschlechtert.
Ergänzend zum Schutz der verbliebenen Natur sollte stärker als bisher der
Zustand geschädigter Ökosysteme verbessert werden. Dazu gehört es, sowohl
die bestehenden Schutzgebiete aufzuwerten als auch mehr landwirtschaftliche
Flächen und Wälder naturnäher und zukunftsfähiger zu bewirtschaften.
Drei Sachverständigenräte des Bundes – SRU, WBBGR und WBW – haben gemeinsam
Empfehlungen für eine Renaturierungspolitik von Bund und Ländern erarbeitet.
Das Gutachten „Renaturierung: Biodiversität schützen, Flächen zukunftsfähig
bewirtschaften“ wird heute an Bundesumweltministerin Steffi Lemke
überreicht.
„Wir Menschen sind auf funktionierende und widerstandsfähige Ökosysteme
angewiesen, beispielsweise für die Nahrungsmittelproduktion, einen intakten
Wasserhaushalt und die Klimaanpassung“, sagt Prof. Josef Settele, Mitglied des SRU.
„Renaturierung ist nicht nur in Schutzgebieten notwendig, sondern insbesondere auf
land- und forstwirtschaftlich stark genutzten Flächen. Sie wird nur gelingen, wenn wir
Synergien zwischen Naturschutz und Landnutzungsinteressen schaffen und Konflikte
minimieren. Wir begrüßen daher, dass die Bundesregierung sich für ein EUWiederherstellungsgesetz einsetzt“.
„Unabhängig vom gegenwärtig ungewissen Schicksal des EU-Renaturierungsgesetzes
empfehlen wir, in einem Wiederherstellungsplan festzulegen, welche Flächen in
Deutschland bis wann renaturiert werden“, betont Prof. Wolfgang Köck, Mitglied des
SRU. „Bund und Länder sollten zusammen mit weiteren Akteuren ein Konzept für die
aktive Verbesserung geschädigter Ökosysteme entwickeln und die Vernetzung von
Lebensräumen stärken. Zuständigkeiten und Verfahrensweise sollten auf
Bundesebene gesetzlich geregelt werden. Daneben wird es auch darauf ankommen,
das Renaturierungsanliegen in die Agrar- und Waldpolitik sowie in die
Stadtentwicklung zu integrieren.“
Die Klima- und die Biodiversitätskrise machen eine Transformation der Landnutzung
notwendig. „Die Waldbewirtschaftung hat sich bereits vor einigen Jahrzehnten auf
den Weg zu einer naturnahen Nutzung gemacht. Die Veränderungen werden im
Wald jedoch nur langsam sichtbar“, sagt Prof. Jürgen Bauhus, Vorsitzender des
WBW. „Renaturierungsvorhaben sollten stets in Zusammenarbeit mit den Akteuren
vor Ort und der Öffentlichkeit entwickelt und umgesetzt werden. Finanzielle Anreize
können Landnutzende beim Umstieg auf veränderte Bewirtschaftungsformen
unterstützen. Die von Landwirtschaft und Waldbewirtschaftung erbrachten
ökologischen Leistungen dienen dem Gemeinwohl und sollten stärker honoriert
werden.“
Renaturierung steht nicht im Widerspruch zu Bewirtschaftung. „Es geht vor allem
darum, die natürlichen Funktionen in den Agrarlandschaften zu stärken“, so Prof.
Peter Feindt, Vorsitzender des WBBGR. Viele Maßnahmen können dazu beitragen,
dass sich Ökosysteme erholen, etwa Hecken und Blühstreifen zwischen den Feldern,
ein geringerer und zielgenauerer Einsatz von Pestiziden oder die extensive
Beweidung. „Ist Renaturierung gut gemacht, verbessert sie zum Beispiel die
Wasserhaltefähigkeit des Bodens, die Bestäubung der Pflanzen durch Insekten und
den Erosionsschutz. Damit macht sie die Landwirtschaft resilienter, gerade auch im
Klimawandel, und trägt dazu bei, die landwirtschaftlichen Erträge langfristig zu
sichern.“
Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Julia Hertin, Tel.: +49 30 263696-118,
E-Mail: julia.hertin@umweltrat.de
Informationen zu den beteiligten Sachverständigenräten:
Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU)
Wissenschaftlicher Beirat für Biodiversität und Genetische Ressourcen (WBBGR)
Wissenschaftlicher Beirat für Waldpolitik (WBW)
__________
In einer Online-Veranstaltung am 23.05.2024 werden die Kernempfehlungen der Stellungnahme „Renaturierung: Biodiversität schützen, Flächen zukunftsfähig bewirtschaften“ präsentiert und in den drei Bereichen Landwirtschaft, Waldbewirtschaftung und Naturschutz mit Akteur:innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis diskutiert.
https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2020_2024/2024_04_PM_R...
https://www.bmel.de/DE/ministerium/organisation/beiraete/bio-div-organisation.ht...
https://www.bmel.de/DE/ministerium/organisation/beiraete/waldpolitik-organisatio...
https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Termine/DE/2020_2024/2024_04_VA_Renaturierun...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Meer / Klima, Politik, Umwelt / Ökologie
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).