Die Terrorangriffe der Hamas auf Israel sowie dessen militärisches Vorgehen im Gazastreifen beschäftigen auch viele Mitglieder der Goethe-Universität, zum Teil, weil sie Menschen in der Region familiär oder freundschaftlich verbunden sind. Zugleich sind der Konflikt, seine Geschichte und seine Folgen Themen für Forschung und Lehre an der Universität. In diesem Kontext hatte Prof. Dr. Christian Wiese, Direktor des Buber-Rosenzweig-Instituts für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und der Gegenwart und Professor am Fachbereich Evangelische Theologie, Israels Generalkonsulin in München, Talya Lador-Fresher, zu einer Diskussion mit Studierenden eingeladen.
FRANKFURT. Prof. Wiese hatte Talya Lador-Fresher bereits für Anfang Juni eingeladen. Aufgrund einer bei der Stadt angezeigten Protestversammlung gegen diesen Besuch entwickelte sich eine Dynamik, in der die Universitätsleitung die Sicherheit der teilnehmenden Studierenden und der Generalkonsulin nicht mehr gewährleistet sah. In Absprache mit den Sicherheitsbehörden entschied sich die Universitätsleitung dazu, die Veranstaltung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Am Montagabend wurde sie nachgeholt.
„Es ist unsere Aufgabe als Forschende und Lehrende, Diskursräume offen zu halten. Gerade als Direktor des Buber-Rosenzweig-Instituts und des deutsch-israelischen Frankfurt-Tel Aviv Center for the Study of Religious and Interreligious Dynamics bedauere ich sehr, dass sich das im Kontext des Nahost-Konflikts so schwierig gestaltet: Die Namen Martin Buber und Franz Rosenzweig, eng mit der Stadt und der Universität Frankfurt verbunden, stehen für den Dialog über die Grenzen der Religionsgemeinschaften und über politische Konfliktlinien hinweg“, sagte Prof. Wiese. „Umso mehr freut es mich, dass es uns gelungen ist, die Begegnung und das Gespräch zu ermöglichen.“
„Dass der erste Termin verschoben werden musste, war eine große Enttäuschung. Ich kann die Sorge um die Studierenden und die Sicherheitsbedenken bezüglich der Veranstaltung seitens der Goethe-Universität nachvollziehen. Gleichzeitig ist es erschreckend, dass der Terror zu einer Verschiebung der Veranstaltung geführt hat. Terror findet nicht nur physisch, sondern auch psychisch statt – beispielsweise, wenn man wie in diesem Falle seine Meinung nicht frei äußern kann“, erklärte Lador-Fresher. „Gespräche sollen ein Dialog sein, in dem alle Beteiligten in sicherem Rahmen zu Wort kommen und vor allem einander zuhören können. Genau das war die Intention des Gesprächsangebotes: die Erfahrungen und Einschätzungen als israelische Diplomatin zu teilen und mit den anwesenden Studierenden in einen Austausch über ihre Erfahrungen und Gedanken zu kommen. Ich bin davon überzeugt, dass die schrecklichen Ereignisse des 7. Oktober im Bewusstsein aller Studierenden, aller Menschen in Deutschland verankert sein müssen. Wer dieses grausame Massaker vergisst, verdrängt oder negiert, betreibt eine Täter-Opfer-Umkehr.“
An dem Gespräch am Montagabend nahmen rund 30 Studierende unterschiedlicher Fächer teil. Um ein offenes Gespräch zu ermöglichen, waren weder Gäste noch Presse zur Veranstaltung eingeladen.
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