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07/21/2004 10:18

Vom Werden des Dr. phil.

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    In der neuen, ''intimen'' Vortragsreihe des Leipziger Universitätsarchivs, in der langjährige Nutzer desselben zu Wort kommen, berichtete jüngst Prof. Joseph S. Freedman von der Universität in Montgomery, Alabama, USA, über seine Studien zur Entwicklung der philosophischen Fakultäten und die Praxis der Verleihung des ''Doktor philosophiae'' an mitteldeutschen und europäischen Universitäten seit dem Ausgang des Mittelalters.
    Der Referent, der vor 30 Jahren das erste Mal das Leipziger Universitätsarchiv aufsuchte, und in zahlreichen anderen Archiven, so in Halle und Wittenberg, in Uppsala und Wien, forschte, fand dabei heraus, dass es in Europa über 1000 Einteilungen gab, was zur ''Philosophie'' gehörte. Das reichte von Rhetorik, Grammatik bis zu Geopolitica (Leibniz) und den ''mechanischen Künsten''. Lediglich Theologie, Medizin und Jurisprudenz gehörten von Anfang nicht dazu, waren in eigenen, den ''höheren'' Fakultäten etabliert, und Studenten dieser Fachrichtungen konnten den Doktorgrad erlangen. Dagegen war der höchste akademische Grad, den ein Student der ''Philosophie'' erringen konnte, der Magister artium. Erst als die ''Philosophie'' nicht mehr nur der Vorbereitung auf ein ''richtiges'' Studium diente, sondern selbst zu einem ''höheren'', wissenschaftlichen Fach geworden war, wurde auch der Doctor philosophiae verliehen, in Wien beispielsweise erst ab 1850. Zum Teil und das über Jahrhunderte hinweg existierte der philosophische Doktor als Bestandteil eines Doppeltitels zusammen mit dem Magister artium. Für Leipzig ist das seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert in Graduierungsdiplomen belegt. Gleichwohl promovierte die philosophische Fakultät auch hier bis in das frühe 19. Jahrhundert hinein zum Magister und die Betreffenden wurden ausschließlich mit diesem Titel angesprochen. An den Universitäten Halle-Wittenberg und Leipzig ist die Teilbezeichnung Magister artium erst Anfang des 20. Jahrhunderts weggefallen. Die akademische Praxis sah von Universität zu Universität etwas anders aus, und aus seinem Heimatland, Amerika, wusste der Referent gar zu berichten, dass dort unter Science nur Naturwissenschaft verstanden wird und ein Doktortitel in der Philosophie lange Zeit nicht ernst genommen wurde. Gottlob war und ist das hierzulande ganz anders. Oder?


    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Gerald Wiemers
    Telefon: 0341 9904920
    E-Mail: wiemers@uni-leipzig.de


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

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