idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/10/2024 09:00

Tanz, Gibbon, tanz!

Dr.rer.nat. Arne Claussen Stabsstelle Presse und Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

    Biologie: Veröffentlichung in Primates

    Weibliche Schopfgibbons zeigen abgehackte, fast geometrische wirkende Bewegungsmuster. Forschende der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU), aus Oslo in Norwegen und Paris haben diese auffälligen, mit Tänzen vergleichbare Bewegungen studiert. In der Fachzeitschrift Primates beschreiben sie die Struktur der Tänze, deren Rhythmik und die Zusammenhänge, in denen die Tänze gezeigt werden.

    Vielleicht haben Zoobesucher es ja schon einmal gesehen: Weibliche Schopfgibbons vollführen auffällige Abfolgen von zuckenden Bewegungen mit Rumpf, Armen und Beinen. Dies ist in Zoos zu beobachten, aber auch im Freiland. Das Video https://osf.io/x7z8c zeigt eindrücklich Tänze von Schopfgibbonweibchen.

    Schopfgibbons gehören zur Familie der kleinen Menschenaffen. Das spezielle Verhalten wurde bisher kaum wissenschaftlich untersucht. Dr. Kai R. Caspar vom Institut für Zellbiologie der HHU, Dr. Camille Coye vom Institut Jean Nicod in Paris und Prof. Dr. Pritty Patel-Grosz von der Universität Oslo in Norwegen haben nun dieses bemerkenswerte Verhalten der Affen näher analysiert und stellen ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Primates vor. Es ging ihnen dabei um die Bewegungsabfolge, die Rhythmik und die Intentionalität – also die Umstände, unter denen die Affen die Tänze aufführen.

    Dr. Coye, Erstautorin der Studie: „Unsere Untersuchungen an Videomaterial aus verschiedenen Zoos und Auffangstationen belegt, dass alle Schopfgibbonarten diese Tänze zeigen. Sie stellen eine häufige und absichtsvolle Form der visuellen Kommunikation dar.“ Deren Bedeutung ist auch daraus zu ersehen, dass die Affen während eines Tanzes häufig prüfen, ob der Empfänger der Darbietung sie auch aufmerksam verfolgt.

    Prof. Patel-Grosz: „Nur geschlechtsreife Weibchen tanzen. Tänze dienen innerartlich offenbar in erster Linie als Aufforderung zur Kopulation, kommen darüber hinaus aber in einer Vielzahl von Situationen im Zusammenhang mit nicht-sexueller Erregung oder Frustration vor und werden in der Zoohaltung auch häufig an Menschen gerichtet.“

    Die Forschenden erkannten weiterhin, dass die Tanzbewegungen strukturiert sind. Dr. Caspar: „Häufig sind sie in Gruppen von Auf-Ab- oder aber Links-Rechts-Bewegungen organisiert und sie folgen einerm klaren Rhythmus. Je nach Individuum können die Bewegungsabfolgen unterschiedlich komplex sein.“

    Die Forschenden sehen zwar Ähnlichkeiten zwischen Schopfgibbon- und menschlichen Tänzen, gehen aber davon aus, dass sich beide unabhängig voneinander entwickelt haben. Dafür spricht unter anderem, dass andere Menschenaffen kein solches Verhalten zeigen. Auch sind die Gibbontänze vermutlich angeboren, während menschlicher Tanz in erster Linie kulturell geprägt ist. Menschlicher Tanz ist zudem häufig an Musik oder Gesang gebunden, während Gibbons ihre Tänze nie so begleiten.

    „Das Tanzverhalten fiel rein zufällig auf, wird aber inzwischen aus den verschiedensten Zoos berichtet“, erläutert Dr. Caspar. Unter anderem sind tanzende Schopfgibbons in den Zoos in Duisburg und im Burger‘s Zoo in Arnheim in den Niederlanden zu sehen.


    Original publication:

    Camille Coye, Kai R. Caspar, Pritty Patel-Grosz. Dance displays in gibbons: Biological and linguistic perspectives on structured, intentional, and rhythmic body movement. Primates (2024).

    DOI: 10.1007/s10329-024-01154-4


    More information:

    https://osf.io/x7z8c


    Images

    Nördliches Weißwangen-Schopfgibbon im Zoo von Mulhouse (links) und Südliches Gelbwangen-Schopfgibbon-Weibchen mit Jungtier im Zoo von Amsterdam (rechts).
    Nördliches Weißwangen-Schopfgibbon im Zoo von Mulhouse (links) und Südliches Gelbwangen-Schopfgibbon ...

    Miriam Lindenmeier (l.); HHU / Kai R. Caspar (r.)


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Nördliches Weißwangen-Schopfgibbon im Zoo von Mulhouse (links) und Südliches Gelbwangen-Schopfgibbon-Weibchen mit Jungtier im Zoo von Amsterdam (rechts).


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).