Die für diese Woche angekündigte Veranstaltung mit dem Titel „Talking about (the Silencing of) Palestine. On its Epistemological and Political Challenges” findet nicht an der Goethe-Universität statt; der kurzfristig gestellte und unvollständige Raumantrag wurde durch die antragstellende Wissenschaftlerin zurückgezogen. Anderslautende Darstellungen durch die Veranstalter, die zu keiner Zeit den Dialog mit der Universität gesucht haben, weist das Präsidium der Universität zurück.
FRANKFURT. Die als wissenschaftliche Konferenz bezeichnete Veranstaltung in Frankfurt war seit Herbst 2024 offensiv im Internet ohne namentliche Nennung der Veranstalter auf Seiten ohne Impressum beworben worden, ohne dass die dort anonym bleibenden Veranstalter irgendeinen Kontakt zu den für die Vergabe von Räumen der Universität verantwortlichen Stellen aufgenommen hätten. Erst am Freitag, 20. Dezember, um 12.35 Uhr, also wenige Stunden vor Beginn der lange in die Universität hinein kommunizierten weihnachtlichen Schließzeit und lediglich gut drei Wochen vor Beginn der für 16. und 17. Januar 2025 angekündigten Tagung, stellte eine Wissenschaftlerin der Goethe-Universität einen Raumantrag. Dieser wurde sofort nach dem Ende der Weihnachtspause am 6. Januar bearbeitet. Die Anmelderin wurde am 7. Januar darauf hingewiesen, dass sie sich angesichts des Charakters der Veranstaltung als nicht allein universitätsintern an die mit der Vermarktung von Räumen an Dritte beauftragten universitären Tochtergesellschaft CampuService wenden möge. Sie wurde zugleich auf die organisatorisch nötigen Vorlaufzeiten für Veranstaltungen dieses Umfangs hingewiesen, woraufhin sie am 8. Januar telefonisch gegenüber CampuService ihren Raumantrag zurückzog.
„Wissenschaft braucht Offenheit und Transparenz. Bis heute haben die Veranstaltenden mit Ausnahme des Raumantrags durch die Wissenschaftlerin keinerlei Kontakt zur Universitätsleitung aufgenommen“, erklärt Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff. „Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität, die eine Konferenz dieser Größe planen, wissen, wie und mit welcher Vorlaufzeit sie Räume buchen müssen, zumal während der Vorlesungszeit. Der Antrag wurde wie jeder andere Raumantrag behandelt, zügig und nach den universitätsweit bekannten Regelungen.“
Die Goethe-Universität bekennt sich zur Freiheit von Forschung und Lehre; dazu gehört selbstverständlich der auch strittige Dialog unterschiedlicher Ansätze und Thesen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Terror der Hamas gegen Israel, seinen Wurzeln und Auswirkungen, mit dem Krieg in der Region und Perspektiven für ihre Zukunft sowie mit epistemologischen Fragestellungen dazu ist selbstverständlich an der Goethe-Universität erwünscht und findet im Rahmen von Forschung und Lehre auch statt. Kaum denkbar ist allerdings eine erkenntnisreiche Auseinandersetzung, wenn Veranstaltende nicht offen auftreten, wenn sie zwischen Aktivismus und wissenschaftlicher Arbeit nicht trennscharf unterscheiden und wenn zu ihren Reihen die „Students for Palestine“ zählen, bei deren Protestaktionen mehrfach antisemitische Symboliken und Parolen gezeigt bzw. skandiert wurden und die sich weigern, den Terrorangriff der Hamas auf Israel als solchen zu benennen.
Die „Students for Palestine“ hatten im Rahmen eines Protestcamps nach Pfingsten 2024 ein Gespräch mit dem Präsidium der Universität gefordert. Dieses hatte klargestellt, dass es zwar nicht seine Aufgabe ist, inhaltlich über den Nahost-Konflikt zu diskutieren, es aber zu Gesprächen bereit ist, wenn die Gruppe sagt, worüber genau sie reden möchte, und mindestens eine*n Vertreter*in namentlich benennt, da mit anonymen Akteur*innen grundsätzlich kein Dialog geführt wird. Auch ist ein Gespräch nur möglich, wenn der Terror der Hamas als solcher benannt wird. Das entsprechende Schreiben des Präsidiums an die Gruppierung vom 26.05.2024 ist bis heute unbeantwortet geblieben.
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