bdvb-Mitglied Prof. Dr. Wolfgang Fritz, TU Braunschweig, hält das hybride Käferverhlten keineswegs für irrational
Discounter gehören zu den erfolgreichsten Geschäftsmodellen im deutschen Einzelhandel. Die Hälfte des Umsatzes entfällt auf Aldi. Die "Aldisierung", so wird immer wieder behauptet, sei Ausdruck einer anhaltenden Rezession. Weil die Realeinkommen zurückgingen, nähme die Preissensibilität der Käufer zu. Davon profitierten die preisagressiven Betriebstypen des Einzelhandels. Solche Erklärungen greifen nach Überzeugung von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Fritz, Leiter der Abteilung Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing an der Technischen Universität Braunschweig, zu kurz.
Die Gründe für den langfristigen Erfolg sieht Prof. Fritz insbesondere in dem positiven Image und der Angebotsqualität der meisten Discounter. Auch dies belegt Aldi spektakulär. Dessen eigene Marken in vergleichenden Warentests der Stiftung Warentest erzielen seit zwanzig Jahren regelmäßig gute oder sehr gute Beurteilungen. Darüber hinaus hat das Einkaufen bei Aldi für viele Verbraucher geradezu einen Kultstatus erlangt - geschickt unterstützt durch Aldi-Fanclubs und Buchreihen wie "aldidente". Einen weiteren Grund sieht Fritz in dem sich wandelnden Konsumentenverhalten, das als "hybride" bezeichnet wird. Dieses zwitterhafte Kaufverhalten drückt sich darin aus, dass ein und derselbe Konsument einmal teuer und ein andermal billig einkauft. Er leistet sich z. B. eine teure Schiffsreise in die Karibik und kauft zugleich seinen Rotwein für den Alltagsbedarf bei Aldi. Schlagworte wie "Aldi et Audi" bringen diese Zwitterhaftigkeit des Kaufverhaltens sehr anschaulich zum Ausdruck.
Dieses hybride Kaufverhalten hält Prof. Fritz jedoch keineswegs für irrational, da der Konsument je nach Situation teuer oder billig einkauft. Er ist ein auf Preiswürdigkeit achtender Smart Shopper ebenso wie ein Käufer teurer Markenprodukte in einem - je nach Produktkategorie, Kaufbedeutung und Kaufsituation. Sonderaktionen und Preiskämpfe im Einzelhandel werden das Preisbewusstsein der Konsumenten auch weiterhin schärfen und aus Schnäppchenjägern vielleicht
"Sonderangebotskrieger" machen. Die "Aldisierung" wird sich somit fortsetzen.
Der bedrohte Einzelhandel, so die Empfehlung des Wissenschaftlers, muss sich an den Defiziten des Angebots der Discounter orientieren. Er muss dem Kunden genau das bieten, was dieser will, aber beim Discounter nicht erhält. Dies sind vor allem Convenience (Bequemlichkeit) und Erlebnis. Beispiele dafür sind Convenience-Stores wie rund um die Uhr geöffnete Tankstellen-Shops, Bahnhofsgeschäfte, Pizza-Bringdienste, Abholservice bei Reparaturen, und Erlebnis-Center wie z. B. das Centro in Oberhausen oder ECE-Center in Innenstädten. Zwei Megatrends, die es neben der Discountorientierung eben auch gibt.
Weitere Infos unter http://www.bdvb.de
Kontakt:
Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte e.V. (bdvb)
Dr. Arno Bothe
Tel. 0211-372332
Email: info@bdvb.de
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Media and communication sciences, Social studies
transregional, national
Scientific Publications
German
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