Bertelsmann Stiftung fordert neue Prioritäten in der Bildungsfinanzierung und größeren Entscheidungsspielraum der Bildungseinrichtungen
Gütersloh, 14. September 2004. Die Bertelsmann Stiftung fordert neue Prioritäten in der Bildungsfinanzierung. Anlass ist die aktuelle OECD-Studie "Education at a Glance", die Deutschland bescheinigt, im internationalen Vergleich zu wenig für die Bildung auszugeben. "Der Ruf nach mehr Geld ist berechtigt, er reicht jedoch nicht aus. Erforderlich ist vor allem eine qualitätsorientierte Gewichtung der Mittel", fordert Professor Heribert Meffert, Präsidiumsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung. "Ein größerer Teil der Ressourcen muss in die frühe Bildung von Kindern in Kindergärten und Grundschulen gelenkt werden - denn in dieser Phase werden die Weichen fürs ganze Leben gestellt. In Deutschland werden z. Zt. 0,4 Prozent des BIP für diesen Bereich ausgegeben, nach internationalen Maßstäben sollte es ein Prozent sein. Auch in die Weiterbildung von Erziehern und Lehrern muss verstärkt investiert werden."
Die Studie bestätigt überdies eine zentrale Forderung der Stiftung: Schulen in Deutschland benötigen insbesondere bei der eigenständigen Personal- und Budgetplanung größere Gestaltungsfreiräume. Wie man es besser machen kann, zeigen die 278 Teilnehmerschulen des Modellprojekts "Selbstständige Schule", das seit August 2002 gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen durchgeführt wird. Diese Schulen verbessern die Qualität ihrer Arbeit und des Unterrichts durch eigenverantwortliche Steuerung ihrer Belange. Die Schulen sind dabei jedoch nicht auf sich alleine gestellt, sondern in 19 regionalen Zusammenschlüssen mit weiteren Bildungseinrichtungen vernetzt.
Ein vorsichtig positives Fazit ist auf dem Gebiet der Hochschulbildung zu ziehen. Zwar weist die OECD-Studie darauf hin, dass anteilsmäßig in den Vergleichsländern weit mehr in die tertiäre Bildung investiert wird als in Deutschland. Es ist aber zu erwarten, dass mit der offenbar bevorstehenden Einführung von Studiengebühren das Kuriosum verschwindet, dass bei den Kindergärten 38 Prozent der Leistungen durch private Gebühren finanziert werden, während es an den Hochschulen nur neun Prozent sind. Unter der Erschließung neuer Mittel durch sozialverträglich erhobene Studiengebühren muss dabei die Partizipation an höherer Bildung nicht leiden - dies lässt sich an internationalen Beispielen zeigen.
Insgesamt, so Meffert, mache die OECD-Studie deutlich, dass im deutschen Bildungswesen eine Reihe wichtiger Reformschritte eingeleitet worden seien. Die Politik müsse die Erkenntnisse der OECD ernst nehmen und dürfe sich ob der schon geleisteten Reformen nicht
zurücklehnen. Zugleich sei die Studie als klare Bestätigung des Engagements der Bertelsmann Stiftung in der frühkindlichen Bildung sowie der Aktivitäten im Schul- und Hochschulbereich zu werten.
Über die Bertelsmann Stiftung:
Die Bertelsmann Stiftung versteht sich als Förderin des Wandels für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Sie will Reformen in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit sowie Internationale Verständigung voranbringen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. In ihrer Projektarbeit ist die Stiftung unabhängig vom Unternehmen und parteipolitisch neutral.
Rückfragen an: Ekkehard Thümler, Telefon: 0 52 41 / 81-81 364
http://www.bertelsmann-stiftung.de
Criteria of this press release:
Social studies, Teaching / education
transregional, national
Research projects, Research results
German
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