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08/06/2025 16:13

Jenseits der Worte: Die kognitive Kraft der Metapher

Jana Gregor Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften (MPIMIS)

    Aktuelle Forschungsergebnisse geben Einblick in die strukturellen und kognitiven Dimensionen von Metaphern und zeigen, wie sie unser Denken und unsere Sprache prägen – weit über ihre Rolle als rein rhetorisches Mittel hinaus.

    Auf den Punkt gebracht:

    • Weit mehr als Rhetorik: Metaphern sind nicht nur stilistische Mittel, sondern stabile sprachliche und kognitive Strukturen.

    • Bedeutungen kartieren: Zwei zentrale metaphorische Prozesse verbinden konkrete und abstrakte Konzepte in einem strukturierten Netzwerk.

    • Weitreichende Anwendungen: Die Forschungsergebnisse haben Implikationen für die Linguistik, Philosophie, KI und die Mathematik der Kognition.

    Metaphern sind ein grundlegender Bestandteil der menschlichen Sprache und Kognition. Sie ermöglichen es uns, komplexe Konzepte und Zusammenhänge zu verstehen, indem sie diese auf vertrautere und konkretere Bereiche übertragen. Dennoch sind die Eigenschaften von Metaphern und ihre Funktionsweise noch immer nicht vollständig erforscht. In einer kürzlich in PLOS Complex Systems veröffentlichten Arbeit haben die Forschenden Marie Teich und Wilmer Leal vom Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften gemeinsam mit dem Institutsdirektor Jürgen Jost ein formales Rahmenwerk und eine umfangreiche empirische Methodik entwickelt, um Metaphern und ihre Rolle innerhalb der konzeptuellen Metapherntheorie zu analysieren.

    Zentrale Forschungsergebnisse

    Die Studie bestätigt die zentrale Annahme der konzeptuellen Metapherntheorie, wonach Metaphern nicht nur rhetorische Stilmittel, sondern stabile sprachliche und kognitive Strukturen sind. Mithilfe von Techniken aus der Forschung zu komplexen Systemen identifizierten die Forschenden ein Netzwerk von Metaphern, das zwischen abstrakten und konkreten Kategorien unterscheidet. Sie deckten zudem zwei wichtige metaphorische Abbildungen von konkreten auf abstrakte Themen sowie das Entstehen neuer Verbindungen zwischen konkreten Bereichen. Zudem zeigte die Studie, dass Metaphern sich vor allem auf zwei kleine Gruppen alltäglicher Themen fokussieren, wobei eine Gruppe innerhalb der konkreten Kategorie sowohl als starke Quell- als auch als Zieldomäne dient und die andere Gruppe innerhalb der abstrakten Kategorie in erster Linie als Zieldomäne fungiert.

    Diese Ergebnisse legen nahe, dass Metaphern ein kreativer Prozess sind, der durch Kontraste und Spannungen zwischen unterschiedlichen Themen angetrieben wird. Dieser öffnet den Weg für neuartige theoretische Konzepte und die Entfaltung neuer Ähnlichkeiten.

    Relevanz und künftige Forschungsansätze

    Die aktuellen Erkenntnisse bieten wichtige Impulse für Forschende in der kognitiven Linguistik und der Sprachphilosophie und könnten insbesondere für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit konzeptueller Metapherntheorie, bildhafter Sprache und semantischen Strukturen befassen, von Interesse sein. Die von den Autoren vorgeschlagene breit angelegte empirische Methodik könnte in der Grundlagenforschung im Bereich der konzeptueller Metapherntheorie angewandt werden, um zu neuen Einsichten in die Funktionsweise von Metaphern und bildlichem Denken beizutragen.

    Über die Geisteswissenschaften hinaus wirft die Arbeit spannende Forschungsfragen für das maschinelle Lernen und die künstliche Intelligenz auf, insbesondere in den Bereichen Analogieerkennung und Repräsentationslernen. Die vorgestellten Methoden bieten zudem vielversprechende Ansätze für die Mathematik der Kognition und die formale Epistemologie, da sie Werkzeuge bereitstellen, mit denen untersucht werden kann, wie abstrakte Bedeutungen durch strukturerhaltende Abbildungen zwischen verschiedenen Konzeptbereichen entstehen.


    Contact for scientific information:

    Dr. Marie Teich, The American University Kyiv marie.teich@auk.edu.ua

    Dr. Wilmer Leal, University of Florida wleal@ufl.edu

    Prof. Dr. Jürgen Jost,
    Max -Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften, Leipzig jjost@mis.mpg.de


    Original publication:

    Teich, Marie; Leal, Wilmer; Jost, Jürgen (2025) Diachronic data analysis supports and refines conceptual metaphor theory, PLOS Complex Systems, 2 (8): e0000058
    https://doi.org/10.1371/journal.pcsy.0000058


    Images

    Hierarchische Darstellung semantischer Rollen in einem Metaphernnetzwerk.
    Hierarchische Darstellung semantischer Rollen in einem Metaphernnetzwerk.

    Copyright: © Max -Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils
    Language / literature, Mathematics, Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Hierarchische Darstellung semantischer Rollen in einem Metaphernnetzwerk.


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