Die deutsch-deutsche Teilung zwischen 1945 und 1989/1990 führte zu
zahlreichen Grenzübertritten und Fluchtbewegungen in beide Richtungen.
Auch Kinder und Jugendliche waren davon betroffen. Bisher gibt es wenige
Erkenntnisse darüber, welche Rolle die Kinder- und Jugendhilfe in der BRD
und DDR dabei spielte und welche Akteur*innen im Hintergrund nach
einem Grenzübertritt oder einer Flucht von Minderjährigen tätig werden
mussten, sowie welche Verfahren dafür etabliert wurden. Nun suchen
Forscher*innen Zeitzeug*innen, die eine Flucht bzw. einen Grenzübertritt zu
der Zeit selbst erlebt haben, die jungen Menschen dabei begleitet haben oder die sie nach dem Grenzübertritt unterstützt haben.
Junge Menschen passierten allein oder begleitet die Grenze, mit oder ohne ihre
Eltern, aus der DDR und bis 1949 aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) in die
BRD, aus der BRD in die SBZ/DDR. Das Vorhaben „Kinder- und Jugendhilfe an der
Grenze. Eine Studie zur öffentlichen Fürsorge für Minderjährige im
niedersächsischen Grenzgebiet der Bundesrepublik und der DDR zwischen 1945
und 1989/1990“ untersucht, ob und wie die Kinder- und Jugendhilfe in der BRD und
DDR, auch in Kooperation mit Aufnahme- und Grenzlagern für Geflüchtete, tätig
geworden ist. Exemplarisch für Niedersachsen soll analysiert werden, wie
insbesondere die zuständigen Jugendbehörden (Jugendämter in der BRD, Referate
für Jugendhilfe in der DDR, kommunale Jugendräte und andere) oder auch
Wohlfahrtsverbände (Arbeiter-Wohlfahrt, Caritas, Diakonie/Innere Mission,
Deutsches Rotes Kreuz) verfahren und gegebenenfalls auch grenzüberschreitend
miteinander zusammengearbeitet haben. Niedersachsen hatte mit einer Länge von
ca. 540 Kilometern den längsten innerdeutschen Grenzabschnitt und einen
zentralen Grenzübergang mit Helmstedt/Marienborn.
Aufruf zur Teilnahme am Zeitzeug*innenportal und an Interviews
Im Rahmen des Forschungsprojekts „Kinder- und Jugendhilfe an der Grenze BRD-
DDR“ rufen Wissenschaftler*innen Zeitzeug*innen dazu auf, ihr (Erfahrungs-
)Wissen in einer Onlinebefragung mit dem Zeitzeug*innenportal zu teilen.
Zeitzeug*innen können Personen sein, die als junge Menschen (mit und ohne ihre
Familien oder einer anderen Begleitung) die Grenze passiert haben, sowohl von der
Sowjetischen Besatzungszone/DDR in die BRD, als auch umgekehrt, um dauerhaft
dort zu leben. Auch Personen, die die jungen Menschen bei ihrem Grenzübertritt
begleitet haben (zum Beispiel Eltern) sind Zeitzeug*innen. Das Projekt ist auch an
den Erfahrungen von ehemaliger Mitarbeitende*n oder Ehrenamtlichen (zum
Beispiel aus Aufnahme- und Grenzlagern, aus ehemaligen Behörden der
Jugendhilfe/-fürsorge, aus Wohlfahrtsverbänden) interessiert, die diese jungen
Menschen (und ihre Familien) vor, während und/oder nach dem Grenzübertritt
unterstützt haben. Zudem suchen die Forscher*innen Zeitzeug*innen und weitere
Expert*innen (zum Beispiel Wissenschaftler*innen und Historiker*innen), die
Interesse an einem Interview haben.
Das Forschungsprojekt wird von 2024 bis 2027 durch das Niedersächsische
Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) gefördert und am Institut für
Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim durchgeführt.
Die Wissenschaftler*innen sichern bei allen Kontaktaufnahmen und
Gesprächsinhalten Vertraulichkeit zu.
Dr. Carolin Ehlke (Tel.: 05121 883 11732)
Pia Giesel (Tel.: 05121 883 12836)
Projektmailadresse: jugendhilfe-ddr@uni-hildesheim.de
Postadresse: Universität Hildesheim
Institut für Sozial- und Organisationspädagogik
Universitätsplatz 1
31141 Hildesheim
https://www.soscisurvey.de/Jugendhilfe-grenze/ Das Zeitzeug*innenportal ist über diesen Link zu erreichen.
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
History / archaeology, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Research projects
German
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