Auch in Österreich ist die Ausbreitung eingeschleppter Mückenarten wie des Tigermoskitos ein zunehmendes Problem
Ein internationales Team an Wissenschafter*innen unter Beteiligung der Universität Wien berichtet in einer neuen Studie von einem weltweit rasanten Anstieg krankheitsübertragender Mückenarten, die durch menschliche Aktivitäten verschleppt wurden. Zwei dieser Mückenarten kommen auch in Österreich vor. Dieser Befund gibt Anlass zur Sorge um die globale öffentliche Gesundheit. Die Studie wurde aktuell in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.
Die Ausbreitung von Tier- und Pflanzenarten durch den Menschen hat in den vergangenen Jahrzehnten massiv zugenommen. Der zunehmende internationale Handel fördert besonders die Verschleppung kleiner Arten wie Mücken. Dies ist von großer gesundheitlicher Bedeutung, da eingeschleppte Mückenarten wie der Tigermoskito gefährliche Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und Zika übertragen. Eine neue Studie eines internationalen Forschungsteams unter Beteiligung der Universität Wien und unter Leitung der Universität Lissabon hat erstmals eine Übersicht über die weltweite Verschleppung von Mückenarten erstellt.
Internationaler Handel ist die Ursache der Verschleppung nicht heimischer Mückenarten
"In Summe wurden weltweit 45 Arten krankheitsübertragender Mücken in Regionen eingeschleppt, in denen sie ursprünglich nicht vorgekommen sind", erläutert der Biodiversitätsforscher Franz Essl von der Universität Wien und Mitautor der Studie. "Von diesen haben sich 28 Arten erfolgreich angesiedelt – was das Risiko einer Krankheitsübertragung erheblich erhöht. Besonders besorgniserregend ist der starke Aufwärtstrend: Allein seit dem Jahr 2000 wurden 12 Arten erstmals in neuen Gebieten registriert", ergänzt Essl.
Die Studienautor*innen untersuchten weiters, welche Faktoren die Verschleppung von Mückenarten verursachen und konnten diesen Anstieg auf den zunehmenden globalen Warenverkehr zurückführen. Die Ausbreitung ist eng mit dem internationalen Transport verbunden. Besonders die Verschleppung von Mückenlarven in Wasseransammlungen, die etwa beim Handel von Altreifen oder bei als Zierpflanzen gehandelten Wasserpflanzen häufig anzutreffen sind, bieten ideale Bedingungen zur unbeabsichtigten Verschleppung von Mückenlarven.
Österreich ist zunehmend betroffen von der Einschleppung gesundheitsgefährlicher Mückenarten
Die meisten der eingeschleppten Mückenarten stammen aus tropischen Regionen, während bisher die meisten nicht heimischen Arten aus Afrika stammten, kommt die Mehrzahl der eingeschleppten Arten mittlerweile aus Asien. Solche wärmeliebenden Arten können sich als Folge des Klimawandels zunehmend auch in gemäßigten Breiten wie Österreich ansiedeln.
Derzeit kommen in Österreich zwei eingeschleppte Mückenarten dauerhaft vor: Der Tigermoskito und die Japanische Buschmücke. Der Tigermoskito ist einer der weltweit problematischsten eingeschleppten Moskitoarten. Diese Art wurde 2012 zum ersten Mal in Österreich nachgewiesen und hat sich seit einigen Jahren in Wien, Graz und Linz dauerhaft angesiedelt. Der Tigermoskito lebt in Wasseransammlungen wie Regentonnen oder Blumenuntersetzer, um sich zu vermehren. In Südeuropa, wo die Art häufig ist, hat dies in den vergangenen Jahren zu mehreren Hundert Infektionen mit dem Dengue-Fieber geführt, mit 12 Todesfällen in Italien im Sommer 2025. Einzelne Dengue-Fieber-Infektionen, die jedoch bislang auf infizierte Reisende zurückzuführen sind, wurden auch schon in Österreich dokumentiert.
Appell der Wissenschafter*innen: Rasches Handeln ist nötig
Die Autor*innen warnen, dass sich eingeschleppte Mückenarten, nur noch schwer ausrotten lassen. Daher sei es wichtig, vorbeugende Maßnahmen beim Handel zu treffen, damit das Risiko einer Einschleppung weiterer Arten reduziert wird. Bei schon eingeschleppten Arten seien eine Überwachung und die Verhinderung einer weiteren Ausbreitung wesentlich. In Österreich dokumentiert das Projekt Mosquito Alert der AGES die Verbreitung eingeschleppter Mücken, jedoch bestehe Handlungsbedarf, um die weitere Ausbreitung eingeschleppter Mücken zu verhindern.
"Die rasche Ausbreitung eingeschleppter Mückenarten erhöht die gesundheitlichen Risiken, auch in gemäßigten Regionen wie in Österreich", erklärt Anna Schertler, eine weitere Koautorin der Studie. Und sie ergänzt: "Angesichts des weiterhin steigenden internationalen Handels ist es sehr wahrscheinlich, dass in den kommenden Jahren weiterhin neue Arten eingeführt werden, mit nur schwer vorhersehbaren Folgen." Mit der nun vorliegenden ersten weltweiten Übersicht zu vom Menschen verschleppten gesundheitsgefährlichen Mückenarten liefert diese Studie eine wichtige Grundlage für die Gesundheitspolitik.
Zusammenfassung:
• Die Studie der Universität Lissabon und der Universität Wien zeigt: Weltweit wurden bereits 45 Arten krankheitsübertragender Mücken in Regionen eingeschleppt, in denen sie ursprünglich nicht vorgekommen sind.
• Davon kommen in Österreich zwei Mückenarten dauerhaft vor (Stand 2025): der Tigermoskito und die Japanische Buschmücke
• "Der Tigermoskito wurde 2012 zum ersten Mal in Österreich nachgewiesen und hat sich seit einigen Jahren in Wien, Graz und Linz dauerhaft angesiedelt", erklärt der Biodiversitätsforscher Franz Essl von der Universität Wien.
• Der Tigermoskito lebt in Wasseransammlungen wie Regentonnen oder Blumenuntersetzer, um sich zu vermehren und kann gefährliche Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und Zika übertragen.
• Grund für die Verschleppung dieser Mückenarten ist laut der Studie vor allem der globale Warenverkehr. Besonders gefährlich sind Wasseransammlungen, die etwa beim Handel von Altreifen oder bei als Zierpflanzen gehandelten Wasserpflanzen häufig anzutreffen sind.
Über die Studie:
Die Studie eines internationalen Forschungsteams unter Beteiligung der Universität Wien und unter Leitung der Universität Lissabon hat erstmals eine Übersicht über die weltweite Verschleppung von Mückenarten erstellt. Die Studienautor*innen untersuchten weiters, welche Faktoren die Verschleppung von Mückenarten verursachen und konnten diesen Anstieg auf den zunehmenden globalen Warenverkehr zurückführen.
Für die Studie wurden alle verfügbaren Daten zur globalen Einschleppung und Verbreitung von Mückenraten mit gesundheitlicher Bedeutung ausgewertet und in einer Datenbank zusammengeführt.
Über die Universität Wien:
Die Universität Wien setzt seit über 650 Jahren Maßstäbe in Bildung, Forschung und Innovation. Heute ist sie unter den Top 100 und damit in den Top 4 Prozent aller Universitäten weltweit gerankt sowie in aller Welt vernetzt.
Mit über 180 Studien und mehr als 10.000 Mitarbeitenden ist sie einer der größten Wissenschaftsstandorte Europas. Hier treffen Menschen aus unterschiedlichsten Disziplinen zusammen, um Spitzenforschung zu betreiben und Lösungen für aktuelle und künftige Herausforderungen zu finden. Ihre Studierenden und Absolvent*innen gehen mit Innovationsgeist und Neugierde komplexe Herausforderungen mit reflektierten und nachhaltigen Lösungen an.
Univ.-Prof. Dr. Franz Essl
Department für Botanik und Biodiversitätsforschung
Universität Wien
1030 Wien, Rennweg 14/1
T +43-676-6091638
franz.essl@univie.ac.at
www.univie.ac.at
Pabst R, Sousa CA, Essl F, Garcia-Rodriguez A, Liu A, Lenzner B, Schertler A, Zezere JL, Capinha C (2025) Global invasion patterns and dynamics of disease vector mosquitoes. In Nature Communications.
DOI: 10.1038/s41467-025-64446-3
https://www.nature.com/articles/s41467-025-64446-3
https://www.univie.ac.at/aktuelles/press-room/pressemeldungen/detail/alarmierend...
Tigermücke
Copyright: AGES, Felice Drott
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Biology, Environment / ecology, Nutrition / healthcare / nursing, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results, Transfer of Science or Research
German
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